"Überwachungskapitalismus", Google und die FSF(E)

Christian Kalkhoff softmetz at fsfe.org
Fr Mär 29 20:26:51 UTC 2019


Hallo Kristian,

Am Donnerstag, 28. März 2019, 12:38:02 CET schrieb Kristian Rink:
> Hallo alle;
> 
> Am 27.03.19 um 17:49 schrieb Ilu:
> > Ich weigere mich, mich auf die Finanzierungsdebatte überhaupt
> > einzulassen. Solange Geld die Welt regiert, ist der Vorwurf stinkend
> > verlogen. Und das ist zurückhaltend ausgedrückt. Die wollen uns auch
> > noch von den wenigen Ressourcen trennen, die wir überhaupt haben. Und
> > sie wissen, daß bei uns Moral ein Argument ist.
> 
> Jein. Ich verstehe Deinen Standpunkt, aber: Wie "ehrlich" sind wir, wenn
> die wenigen Ressourcen, die wir haben, im Extremfall von Strukturen
> stammen, "gegen" die vorzugehen eines unserer erklärten Ziele ist? Dann
> *haben* wir ein massives Finanzierungsproblem. In dem Moment, in dem
> unsere Mission und unsere Fähigkeit, diese umzusetzen, steht und fällt
> mit dem Willen von Google, uns großzügig(?) zu unterstützen, müssen wir
> über Unabhängigkeit überhaupt nicht mehr reden.

Die FSFE ist eine Organisation von Freiwilligen, die sich für Freie Software 
und Offene Standards einsetzen. Diese Freiwilligen sind die "Ressource" der 
FSFE, nicht das Geld der Wirtschaft. 

Das Geld, was die FSFE einwirbt wird verwendet, um die Arbeit dieser 
Freiwilligen zu unterstützen, was definitiv ein wichtiger Beitrag ist. Aber 
außerhalb der Exekutive, die nur einen sehr sehr kleinen Teil der GA 
geschweige denn von der Supporter-Community ausmacht, leben eigentlich alle 
ganz gut ohne das Geld der Sponsoren und machen ihre Meinung nicht abhängig. 

Wenn wir das vergessen, und unsere "Macht" mit dem Geld, dass man uns gibt, 
gleichsetzen, dann haben diese Behauptungen schon Früchte getragen.

> 
> Dann werden auch moralische Werte schwierig. Inwieweit sind wir dann
> "mehr" als nur eine Lobby-Organisation, die Teile der Wirtschaft mit
> Geld versorgt, weil die Aktivitäten zu ihren Zielen passt?

Wenn bei ALLEN Zielen der FSFE mit den Zielen der Sponsoren zumindest kein 
Widerspruch (besser Gleichklang) besteht, dann geht das Sponsoring IMHO in 
Ordnung.

Schwierig würde es dann, wenn die Sponsoren im Gegenzug von der FSFE nicht so 
"hart angegangen" würden, wie es angemessen wäre. Aber hier kann es sich 
speziell die FSFE noch verhältnismäßig einfach machen, ist sie doch keine 
Datenschutz-NGO, auch wenn ich hier persönlich Bauchschmerzen habe. 

Hingegen wäre ein Sponsoring von Microsoft, die gleichzeitig gegen PMPC 
agieren, ein massiver Problem, insbesondere wenn das irgendetwas an der 
Ausrichtung von PMPC ändern würde. Das ist aber nicht der Fall. 

Ganz unabhängig davon gibt es  IMHO natürlich Sponsoren, z.B. autokratische 
Staaten, die ein strategisches Interesse an Freier Software haben, mit denen 
man sich nicht gemein machen sollte. Aber auch hier kann ich bei der FSFE kein 
Problem erkennen. 

> 
> Ich hab keine wirklich bessere Idee, aber durchaus die Sorge, daß dieser
> Umstand unsere moralischen Argumente im schlimmsten Fall relativ leicht
> aushebelbar macht...

Wir können alle Google wegspenden. :-) 

Viele Grüße
Christian
-- 
Christian Kalkhoff - Softwarebefreier - software liberator
Supporter of FSFE
https://softmetz.de
https://blogs.fsfe.org/softmetz
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