Re: "Überwachungskapitalismus", Google und die FSF(E)

Ilu ilu at fsfe.org
Mi Mär 27 16:49:17 UTC 2019


Hallo Liste,

der Vorwurf von Caspary war ein durchsichtiges politisches Manöver. Wer 
ihm glauben will, tut das, und ist für uns ohnehin nicht erreichbar. 
Über diese Leute brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Jeder andere 
weiß, daß Lobbyisten in der EU mit Millionen bezahlt werden, und nicht 
nur mit 450 Euro. Das mangelnde Geld ist ***DER*** Grund, warum wir in 
der EU und sonstwo nichts erreichen. Geld regiert die Welt. Ihr glaubt 
doch nicht etwa, da ginge es um Argumente?

Aber bei den Menschen, die für uns erreichbar sind, hat der "die sind 
alle gekauft"-Vorwurf den gegenteiligen Effekt: Wut und Solidarität. Im 
Endeffekt führt das zu einem weiteren Spalt in unserer Gesellschaft. 
Gut? Eher nicht. Aber wir haben das nicht angefangen.

Ich weigere mich, mich auf die Finanzierungsdebatte überhaupt 
einzulassen. Solange Geld die Welt regiert, ist der Vorwurf stinkend 
verlogen. Und das ist zurückhaltend ausgedrückt. Die wollen uns auch 
noch von den wenigen Ressourcen trennen, die wir überhaupt haben. Und 
sie wissen, daß bei uns Moral ein Argument ist. Natürlich muß man drauf 
achten, daß Zuwendungen nicht mit inakzeptablen Bedingungen verknüpft 
sind. Und darauf zu achten, ist unsere Aufgabe. Aber es geht darum, ob 
tatsächlich Bedingungen da sind, es geht um tatsächliches Fehlverhalten, 
und nicht um den äußeren Anschein oder den behaupteten Verdacht.

Lasst Euch diese Debatte nicht aufzwingen. Lasst Euch nicht verarschen. 
Ach, was soll ich sagen, Ihr habt die Debatte ja vorher schon selbst 
angefangen ...

Wütende Grüße
Ilu

Am 27.03.2019 um 08:30 schrieb Kristian Rink:
> Hallo alle;
> 
> nur ein kurzer Einwurf hierzu noch, weil mir das bei der Recherche zu 
> edri auch aufgefallen ist:
> 
> 
> Am 27.03.19 um 08:21 schrieb Tobias Diekershoff:
> 
>>> Casparys Verdacht: „Nun wird offensichtlich versucht, auch mit
>>> gekauften Demonstranten die Verabschiedung des Urheberrechts zu
>>> verhindern. Bis zu 450 Euro werden von einer sogenannten NGO für die
>>> Demoteilnahme geboten. Das Geld scheint zumindest teilweise von
>>> großen amerikanischen Internetkonzernen zu stammen. Wenn
>>> amerikanische Konzerne mit massivem Einsatz von Desinformationen und
>>> gekauften Demonstranten versuchen, Gesetze zu verhindern, ist unsere
>>> Demokratie bedroht.“
>>
>> N-TV [2] (bzw EDRi [3]) hat das relativ rasch aufgeklärt
>>
> 
> Ich habe die Transparenzberichte von edri überflogen und bin dort dann 
> relativ schnell bei Mozilla gelandet. Bei Mozilla wissen wir durchaus, 
> daß dort in substantiellem Umfang Abhängigkeit von Einnahmen aus Werbung 
> von Google und Konsorten stammt, und Mozilla hatte im Firefox leider 
> auch schon (siehe die Debatte um Google Analytics auf der Addons-Seite) 
> Themen, die dort zumindest vorsichtige Diskussionen über "fehlende 
> Abgrenzungen" nahelegen.
> 
> 
> In diese Richtung, mit etwas anderem Fokus, geht auch dies hier, das in 
> ähnlicher Art und Weise die EFF zu demontieren versucht.
> 
> "[...] One likely explanation, Glaser reasoned, was that most of these 
> groups depended on funding from the very same corporations that they 
> should be criticizing. Over the past years, EFF has taken millions in 
> funds from Google and Facebook via straight donations and controversial 
> court payouts that many see as under-the-radar contributions. Hell, 
> Google co-founder Sergey Brin’s foundation gave EFF at least $1.2 
> million. [...]"
> 
> https://thebaffler.com/salvos/all-effd-up-levine
> 
> 
> Auch das ist so ein Dokument, das in den letzten Tagen häufiger in 
> meinen Kanälen aufgetaucht ist, und IMHO ist das durchaus problematisch. 
> Nimm eine Handvoll von NGOs und Bürgerrechts-Organisationen, nimm 
> Organisationen, die FLOSS unterstützen - no matter who: Mindestens 
> Google und Microsoft werden sich relativ schnell auf einer 
> Sponsoren-Seite finden, schlimmstenfalls auch relativ weit oben.
> 
> Minimale Erwartungshaltung wäre: Es gibt dort eine *sehr klare* 
> Abgrenzung zwischen denen, die Geld in den Hut werfen, und denen, die 
> das Geld für Projekte ausgeben. Aber selbst dann werden solche 
> Organisationen immer "angreifbar" bleiben, nicht zuletzt in einem 
> Umfeld, in dem (auf der "anderen" Seite) Spenden mit dem Ziel direkter 
> Einflußnahme vermutlich nicht die Ausnahme, sondern gänzlich 
> erwartungskonform sind.
> 
> Wir brauchen bessere Finanzierung. ;)
> 
> Viele Grüße,
> Kristian
> 
> 
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