Suffizienz in der Computer- und Internet-Nutzung

Roland Hummel roland.hummel at student.hu-berlin.de
Mo Sep 17 20:27:07 UTC 2018


Hi Theo,

Du sprichst viele spannende Punkte an - um nicht Gefahr zu laufen, die
Themen dieser Liste zu sprengen, nur zu einem:

On 09/17/2018 10:30 AM, Theo Schmidt wrote:
> Am 16.09.2018 um 10:13 schrieb Gerhard Kugler:
> 
>> immer dringlicher werden Probleme der Nutzung der begrenzten Resourcen
>> der Erde. ...
> 
> Vielen Dank für die vielen Antworten in diesem Thread. Das Hauptproblem
> hat nur indirekt mit freier Software oder Hardware zu tun, sondern mit
> unseren Konsumgewohnheiten und unserem Reichtum allgemein. Extrem viele
> noch funktionierende, teils sogar neuwertige oder gar nicht gebrauchte
> Hardware wird dauerend weggeworfen ganz einfach weil die Leute (inkusive
> Firmen, Organisationen und Behörden) immer wieder etwas neues wollen
> oder prioritär modisch bzw. designmässig denken, gegen eigentlich
> besseres Wissen.
> 

Ja, trifft allerdings in meinen Augen noch nicht den Kern des Problems.

Ich überspringe mal rhetorische Gegenfragen und frage stattdessen: Wie
ließe sich mit dem Umstand umgehen, einem Weltwirtschaftssystem
unterworfen zu sein, das ständig anlasslos produzieren muss, um ein
zinsbasiertes Finanz(kredit)system am Leben zu erhalten, das in Folge
dessen, frei nach Eugen Drewermann, einen permanenten "Krieg gegen die
Menschheit" führt?

Ich fahre seit Jahren ein (von der Bereifung abgesehen) wartungsfreies
Klapprad der Marke "Mifa", das min. doppelt so alt ist wie ich und noch
in einem Wirtschaftssystem entwickelt wurde, das ingesamt eher
bedarfsorientiert produzierte (wahrscheinlich fährt dieses Fahrrad nur
deswegen seit 50 Jahren mit der selben Kette, jedenfalls scheint es mir
im besagten System kein Konzept von geplanter Obsoleszenz gegeben zu
haben, nichtmal die Plastikgrieffe haben sich ansatzweise aufgelöst).
Dieses System gilt, das scheint mir zumindest heute die mehrheitliche
Meinung zu sein, als "nicht zukunftsfähig" (manchmal fällt das Wort
"marode") und hat wohl auch deswegen nicht überlebt. Die Frage ist also,
was ein Wirtschaftssystem wäre, das zukunftsfähig und
innovationsfreudig, aber nicht ausbeuterisch, profitgierig und
umweltzerstörend und dennoch überlebensfähig ist.
Mir kam in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Bewegung für Freie
Software nicht als "real existierender digitaler Sozialismus" bezeichnet
werden könnte und es wäre spannend, ob es allein am Umstand
immaterieller Produktion liegt, dass dieses Konzept (anders als der
nicht-digitale Vorläufer) min. genauso innovationsfreudig und
zukunftsfähig ist wie propr. digitale Entwicklungsansätze.
Daraus ergibt sich wiederum die Frage, was die klass. Güterproduktion
von der Philosophie Freier Software realitisch übernehmen könnte
(schließlich können Ressourcen nicht in der Form geteilt werden wie Code).

Gruß
Roland

-------------- nächster Teil --------------
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