Fwd: Öffnung WhatsApp / anbieterunabhängiges Chatsystem

Paul Schaub vanitasvitae at riseup.net
So Jun 10 10:12:13 UTC 2018


So, hier nochmal der Brief von persönlichen Details befreit.

Wie in der letzten (gelöschten) Mail erwähnt, gab es einiges in der XMPP
Community einiges an Diskussionen, nachdem Justizministerin Katarina
Barley in einem Zeit Artikel die Forderung zur Öffnung Whatsapps für
dritte Anbieter gefordert hatte.

Prinzipiell ist die Idee, dass Messenger untereinander kommunizieren
können natürlich klasse. Jedoch sollte die Umsetzung nicht
"WhatsApp-zentrisch" sein, sondern auf bestehenden, offenen Protokollen
basieren, um grösstmögliche Fairness zu gewährleisten.

Aus diesem Grund haben einige Mitglieder der XMPP Community zusammen mit
der Initiative Freie-Messenger.de einen Brief an Frau Barley geschrieben
(Kopie findet sich unten), um auf offene Protokolle wie XMPP oder Matrix
aufmerksam zu machen.

Dazu gab es bereits mindestens eine Rückfrage als Reaktion. Eventuell
hat ja jemand aus der FSFE weitere Ideen oder möchte sich einmischen?
Interessierte finden im Jabber MUC
xmpp:freie-messenger at conference.jabber.de?join schnell Anschluss :)


Happy Hacking!
Paul



-------- Weitergeleitete Nachricht --------

Sehr geehrte Bundesjustizministerin Barley,

bezugnehmend auf Ihren am letzten Freitag veröffentlichten Vorschlag
bzw. die Forderung "WhatsApp für andere Dienste zu öffnen" (*) stimmen
wir Ihnen zu und möchten auf bereits bestehende Lösungen hinweisen, die
dieser Forderung in besonderem Maße nachkommen.

Aus heutiger Sicht kann sich keiner vorstellen, dass Telefonate oder
E-Mails nur innerhalb des Netzes eines Anbieters möglich wären. So wäre
es undenkbar, wenn Kommunikation nur anbietergebunden (Telekom,
Vodafone, T-Online, gmx, web.de, ...) funktionieren würde. Grund ist,
dass hier die Datenübertragung anbieterunabhängig geregelt ist und es
entsprechende Normen/Standards gibt. Beispielsweise findet mittels
"SMTP" für e-Mail, "ISDN" oder "SIP" für Telefonie die Kommunikation
zwischen den unterschiedlichen Diensten statt.

Jeder Bürger kann also einen beliebigen Anbieter wählen, ein Telefon,
ein e-Mail-Programm seiner Wahl verwenden - und dank öffentlicher
Standards funktioniert das Gesamtsystem trotzdem.

Warum sollte das beim Austausch von Kurznachrichten mit Messengern
anders sein?

Deshalb haben wir mit Freude ihre Forderung zur Öffnung von WhatsApp
für andere Dienste vernommen. Der gesellschaftspolitische Bedarf einer
unabhängigen, dezentralen Kommunikation per Messenger ist unbestritten
vorhanden.

Die Lösung:
Bereits seit fast 20 Jahren gibt es hierfür einen offen dokumentierten,
internationalen und herstellerunabhängigen Industriestandard: "XMPP"

Hier ist kein Messengerprogramm vorgegeben, sondern es stehen dutzende
zur Auswahl, die auch kostenlos und ohne Altersbeschränkung genutzt
werden können. Die Firma Google hat XMPP zur Föderation des "Google
Talk"-Dienstes mit anderen Anbietern verwendet. Aber auch mit "Matrix"
steht ein weiteres, junges Protokoll zur Verfügung, für das sich die
französische Regierung kürzlich entschieden hat.

Hinter diesem Allgemeingut (das Protokoll gehört "jedem") steht jedoch
keine finanzkräftige Firma mit entsprechendem Marketingbudget. Deshalb
wird in der Presse/Öffentlichkeit leider meistens das Produkt einer
Firma (Telegram, Threema, Signal, usw.) als Alternative genannt, die
selbst jedoch auch keine dezentrale Kommunikation zulassen.
Ironischerweise basieren viele dieser geschlossenen Systeme auf XMPP -
auch WhatsApp.

Damit "Chat" denselben offenen Status wie "E-Mail" bekommt, treiben
wir seit einiger Zeit das ehrenamtliche Projekt "Freie Messenger"
voran. Kurz zusammengefasst geht es um die Förderung der Nutzung von
dezentralen, standardisierten Messengersystemen (E-Mail/hat) die für
die Nutzer
- frei (ohne Einschränkung)
- offen (quelloffen und nachprüfbar)
- sicher
- erprobt und
- kostenlos
sind.

Da wir weder eine Firma noch ein Produkt vertreten, sind wir unabhängig
und innerhalb der großen bereits existierenden Gemeinschaft von
Entwicklern, Betreibern und Nutzern aktiv.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie die hier vorgebrachten
Informationen nutzen können, um Ihre und unsere gemeinsame Forderung
nach einem anbieterunabhängigen Chatsystem auch in der breiten
Öffentlichkeit zu etablieren.

Gerne können Sie dazu diese Nachricht auch weiterleiten.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.


(*) Quelle:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-06/bundesjustizministerin-katarina-barley-whats-app-messenger-oeffnung





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