Geistiges Eigentum gibt es nicht

willi uebelherr willi.uebelherr at gmx.de
Mi Jul 25 03:03:39 UTC 2018


Hallo froehliche diskutanten,

ich adressiere im CC auch Luc, weil so frei die FSFde doch nicht ist, 
wie sie vorgibt. Er koennte dann einfach in einer antwort meine antwort 
weitergeben.

Nach wie vor stimme ich Luc zu, dass es nur um die konstruktion von 
"privatem geistigen Eigentum" geht. Unabhaengig von den konkreten 
ausformungen. Auch das "Markenrecht" ruht darauf.

Der hinweis von Michael Kesper ist voellig richtig, dass eine 
gewuenschte einschraenkung der anwendung notwendig erstmal einen 
privaten Besitzanspruch vorraussetzt, der ueber staatskonstrukte 
gewaehrt wird, um dann selektiv nutzungsrechte zu verteilen.

Bjoern schreibt:
"Ganz abgesehen davon denke ich dass das Urheberrecht durchaus positive 
Aspekte hat, z.B die Autorschaft."

Da sollten wir aber schon genau hinsehen, wer alles zur autorenschaft 
gehoert. Und da bleibt fuer den jeweiligen "letzten autor" nicht mehr 
viel uebrig.

Ganz abschweifig wird es, wenn ich den text einer software trenne von 
seiner konkreten anwendung auf einer bestimmten ISA (Instruction Set 
Architecture). Das mag ja fuer manche wichtig sein, ist aber in diesem 
zusammenhang voellig irrelevant. Weil zur anwendung kommen die inneren 
strukturen und algorithmen, die im text enthalten sind und kein 
eigenleben fuehren. Und wer nun da alles zur autorenschaft gehoert, 
zeigt uns, wie wenig wir eigentlich dazu beitragen. Ausser vielleicht, 
von diesem und jenem etwas miteinander zu vermischen.

Und da unser text, auch Source Code oder Quellen Code genannt, sich 
immer auf eine allgemeine architektur der datenverarbeitung bezieht, um 
sie zu nutzen, dann sind ploetzlich alle die hiwi's schon von John 
Neumann, derer er sich bediente, auch teil. Und es findet kein ende.

Auf der resultatebene der symptome laesst sich nicht stabil aufsetzen. 
Deswegen wird auch so eine riesige propagandaschlacht um "geistiges 
Eigentum" gefuehrt. Waere es so eindeutig nachvollziehbar waere, gaebe 
es diesen aufwand nicht.

mit lieben gruessen, willi


Am 24/7/2018 um 10:07 schrieb Bjoern Schiessle:
> Hallo,
> 
> On Tue, 24 Jul 2018 12:20:27 +0300 Luc Saffre wrote:
>>
>> Stallman sagt ja eigentlich auch
>> <https://www.gnu.org/philosophy/not-ipr.html.en>, dass geistiges
>> Eigentum eine Illusion ist.
> 
> Ich glaube hier liegt ein Irrtum vor. Richard Stallman spricht sich in
> dem von dir genannten Artikel gegen den Sammelbegriff "Geistiges
> Eigentum" aus, da es sehr viele sehr unterschiedliche Monpolrechte
> (Urheberrecht, Patentrecht, Markenrecht, Geschmacksmuster,...)
> vermischt und es so unmöglich macht über diese sehr unterschiedlichen
> Rechte differenziert nachzudenken und zu diskutieren.
> 
> Dieses Problem sieht man auch an deiner Petition, da es zumindest für
> mich schwer zu sagen ist was du genau abschaffen willst. Vom Text und
> der Diskussion hier würde ich auf Urheberrecht und Patentrecht
> schließen. Willst du auch das Markenrecht abschaffen? Kann man das
> alles in einer Petition und unter einem so generischen Begriff
> überhaupt sinnvoll diskutieren?
> 
>> Dass solche weltweiten Monopole entstehen konnten und
>> kaum mehr kontrollierbar sind, liegt vor allem daran, dass geistiges
>> Eigentum als Kapitalanlage genutzt werden kann. Deshalb ist m.E. das
>> Konzept des geistigen Eigentums die Wurzel des Übels, während die
>> Diskussion um Freie Software eher ein Symptom ist.
> 
> Das Urheberrecht, nenne wir es ruhig beim Namen, ist sicher etwas das
> diese Monopolbildung Unterstützt. Wie Michael Stehmann aber in einer
> seiner Mails in diesem Thread sehr schön ausgeführt hat, ist Software
> ein Sonderfall unter allen urheberrechtlich geschützten Werken. Die
> Möglichkeit den Quellcode und den ausführbaren Code zu trennen, sprich
> nur den Binärcode, nicht aber den Quellcode zu veröffentlichen ist ein
> wesentlicher Bestandteil dessen was eine Monopolbildung möglich macht.
> 
> Genau diese Möglichkeit würde aber ohne Urheberrecht weiter bestehen.
> Ja, man könnte die Software beliebig kopieren und bis zu einem gewissen
> Grad mittels Reverse Engineering versuchen Schlussfolgerungen auf den
> Quellcode zu ziehen. Die Abhängigkeit was die Weiterentwicklung,
> Korrektur von Fehlern und Sicherheitslücken und große Teilen des
> Supports angeht wäre aber mit oder ohne Urheberrecht ähnlich groß. Von
> daher glaube ich das man Freier Software einen Bärendienst erweisen
> würde, wenn man das Urheberrecht komplett abschaffen würde.
> 
> Ganz abgesehen davon denke ich dass das Urheberrecht durchaus positive
> Aspekte hat, z.B die Autorschaft. Das ich als Autor also ein Recht habe
> mit meinem Werk in Verbindung gebracht zu werden, auch wenn ich es als
> Freie Software oder unter einer Creative Commons Lizenz veröffentliche.
> Ich denke das ist ein wichtiges Mittel um sowohl eine Reputation
> aufzubauen als auch um Verantwortlichkeiten klar darzustellen.
> 
> Viele Grüße,
> Björn




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