Freie Alternative zu einer Whatsapp/Threema-Gruppe

Roland Hummel roland.hummel at student.hu-berlin.de
So Jan 21 10:54:11 UTC 2018


Hi Bernd,

ich will keine Grundsatzdiskussion auslösen, aber da die
FreieSoftware-Bewegung ja explizit _keine_ für eine bestimmte IT-Elite
ist (oder sein sollte), sondern eine soziale (und damit für jeden
mitdenkenden Menschen offen steht), einige Anmerkungen:

On 01/21/2018 11:31 AM, Bernd Wurst wrote:
> Je nach Laien-Status muss man entscheiden ob dezentral als Anforderung
> geeignet ist oder nicht. Man braucht halt einen Server und wenn man ihn
> nicht selbst betreiben kann oder jemanden gut kennt der ihn betreibt,
> dann ist es auch wieder egal ob das Netzwerk an sich dezentral ist oder
> nicht.

In der Praxis mag das egal sein, für einen grundsätzlichen Anspruch an
zivilgesellschaftlich kontrollierbare IT-Infrastrukturen aber nicht. Die
Dezentralität an Email findet auch jede*r toll - sie ist nur so
selbstverständlich, dass sie nicht (mehr) als etwas Besonderes gesehen wird.
Ich erinnere meine Mitmenschen in der Messenger-Frage schlicht immer an
die Vorzüge, die sie von Email gewöhnt sind, aber nicht auf
Messenger-Systeme anwenden, dort aber eigentlich genauso
selbstverständlich sein sollten (nicht, weil es in der Praxis einen
Unterschied macht, sondern weil sie rein ideellen
Selbstverständlichkeiten zivilgesellschaftlicher Kontrolle entspricht).

> 
> Dazu kommt noch die Frage nach der Art der Authentifizierung. Bei XMPP
> und einigen anderen Protokollen hast du halt separate Zugangsdaten, die
> flexibel nutzbar sind aber heutige Laien auch gerne mal vor unerwartete
> Herausforderungen stellt.

Auch hier: reine "Bildungssache". Bei Email geht auch niemand davon aus,
sich mit der Telefonnummer authentifizieren zu können. Die Vorteile
separater Zugangsdaten (bzw. einer Nicht-Kopplung an Telefonnummern)
zeigen sich vor allem auch dann, wenn das Smartphone mal nicht verfügbar
ist (genau wie bei Email).

> 
> Um mit WhatsApp-gewöhnten Leuten zu schreiben (einzeln oder in Gruppen)
> empfehle ich den betreffenden Leuten gerne Signal. Die Lern- und
> Hemmschwelle ist dann gleich Null, weil es einfach fast identisch zu
> WhatsApp aussieht und funktioniert und dazu noch ist die App werbe- und
> kostenfrei.

Solange "Moxie" aus Signal kein dezentrales Netzwerk macht, halte ich
von Signal aus bildungspolitischen Gründen kaum etwas: hier wie da ist
man abhängig von einem zentralisierten Dienst. Aber gut, es mag
schlimmere Möglichkeiten geben, sich abhängig zu machen. Was ich sagen
will: wenn man schon überzeugen muss, dann doch wenigstens so, dass im
Blick auf zivilgesellschaftliche Kontrolle wirklicht etwas gewonnen wird
(also: dezentrale/föderale Netze nutzen).

Gruß
Roland

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