Professioneller Support (Re: Funding Freedom Initiative - Idee zur Finanzierung freier Softwareprojekte)

Bernhard E. Reiter bernhard at fsfe.org
Do Aug 23 12:12:23 UTC 2018


Hallo Ilu,

Antwort und Eigenwerbung. :)

Am Freitag 17 August 2018 20:16:11 schrieb Ilu:
> Aus der schleswig-holsteinischen Landesregierung höre ich, daß es
> generell schwierig sei, FLOSS-Anbieter mit ausreichenden
> Support-Kapazitäten zu finden.

Mein Unternehmen bietet seit mehr als 18 Jahren
Unterstützungsdienstleistung für **jedes** Free Software Produkt an.

https://intevation.de/
 "Im Kundenauftrag organisieren wir für jedes Freie Software-Produkt
  professionelle Unterstützung."

Das mag nicht immer günstig sein, aber das gibt es.
Und wir sind lange nicht die einzigen.

Reinhard Wiesemann hat vor vielen Jahren mal ein Poster gemacht,
um zu zeigen, wieviel Support-Dienstleistungen es gibt.
Das schöne an Freier Software ist, dass sich in sehr überschaubarer Zahl das 
Angebot der Supportenden stark vergrößern läßt. Ein Team aufzubauen
ist deutlich einfacher als bei proprietären Produkten.

Das Problem ist oft die Art und Weise, wie gesucht wird.
Ein aktuelles Beispiel:

Die Ausschreibung 
https://ted.europa.eu/TED/notice/udl?uri=TED:NOTICE:364957-2018:TEXT:EN:HTML&src=0
ist ein gigantischer Rahmenvertrag (32.000 Personentage) der auch 
die Beratung der Auswahl von Freie Software Produkten enthält.
Darauf können nur die Allergrößten bieten kleinst, kleine und mittlere
Unternehmen haben eigentlich keine Chance, damit sind einige der 
kompetentesten Freie Software Anbieter raus. 

Mit Intevation habe ich, mit einem riesigen Partner auf den Vorgängervortrag 
geboten (und verloren), das war teuer.

> Und auch von Limux (München) munkelt man, 
> daß es beim Support geknirscht hat (abgesehen von den bekannten
> politschen Problemen).

Hier war ich nur indirekt beteiligt, ich denke das hat eher an anderen Stellen
geknirscht. Aber auch hier als Beispiel für fragwürdige Ausschreibung:
Die Groupware-Ausschreibung (bei der wir nur sehr gering mit Referenzen 
beteiligt waren) forderte zwingend einen Bieter der 100 Leute zur Verfügung 
stellen konnte. Warum nur? (Ja ich weiss schon wo es herkommt, aber sinnvoll 
war es nicht, es hat kompetente Bieter und andere Möglichkeiten 
ausgeschlossen deren Problem zu lösen, niemand außer die sehr großen können
100 Leute für die Zeit einer Ausschreibung bis zur Vergabe vorhalten!)

> Ich kenne mehrere Freiberufler im medizinisch-sozialen Bereich, die sich
> mit Cortana ausgesprochen unwohl fühlen, aber keinen geeigneten
> FLOSS-Anbieter finden, der die Leistung und Abrechnung im
> Gesundheitswesen kompetent begleitet.

Ist eine Angebot und Nachfrage Sache, in den letzten 20 Jahren habe ich
einige Angebote im Bereich medizin oder sozial gesehen. Richtig ist aber,
dass es für eine einzelne Praxis mit sehr wenig Leute schwer ist ein
günstiges Angebot zu finden, wenn es dort nicht zufällig Leute mit 
IT-Erfahrung gibt.

Größere Sachen gibt es wieder, vereinzelt, Beispiel
https://de.wikipedia.org/wiki/GNU_Health

> Es ist schon schwierig, Hardware mit Linux-Unterstützung zu finden
> ("die Zertifizierung ist uns zu teuer").

Die Hürde ist heute eigentlich genommen, von Großanbietern bis Spezialisten 
gibt es fast alle Geräteklassen mit vorinstalliertem und unterstützem 
GNU/Linux.
Beispiel für was abseitiges, kleines: https://www.pine64.org/?page_id=3707
"Pinebook -- An Affordable 64-bit ARM based Open Source Notebook" 99 USD.


> Aus meiner Sicht geht der Artikel an den tatsächlichen Problemen im
> Unternehmensbereich völlig vorbei. 

Ja, so war er wohl nicht gemeint. :)

> Tatsächlich fehlt es an IT-Unternehmern, die bereit und in 
> der Lage sind, mit vollem unternehmerischen Risiko auf FLOSS zu setzen,
> vor allem im Bereich von Branchensoftware. Und natürlich gibt es das
> Henne/Ei-Problem. Auch das ist nur mit risikobereitem Unternehmertum zu
> lösen.

Da gebe ich Dir Recht, es muss Anbieter geben.
Aber es muss auch Abnehmer mit Mut und Gestaltungswillen geben.

> Auch FLOSS-geneigte Länderinitiativen wie in SH werden scheitern, 
> wenn sich keine Anbieter finden.

Für größere Initiativen sind die Anbieter auf jeden Fall da,
im Zweifel bauen sie halt eine Abteilung auf.

> Kritik war gefragt, hier habt Ihr sie :-)

Ja, Danke! :)
Bernhard


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