Linux (ja, der Kernel!) und Nachhaltigkeit - Fall Ubuntu

Jochen Schmitt jochen at herr-schmitt.de
Mi Aug 1 07:19:50 UTC 2018


Am 31.07.2018 um 21:10 schrieb Henning Thielemann <lemming at henning-thielemann.de>:
> 
> Ich lese daraus mal wieder, dass unfreie Software, wie sie in Treibern verbaut ist, ein Problem ist. In bestimmten Bereichen gibt es anscheinend keine Standards und damit 
Hallo,

das Problem sind nicht die unfreien Treiber, sondern die Tatsache, dass der Linux-Kernel als monolithischer Kernel Designt wurde. Dabei wurde nie daran gedacht, Gerätetreiber von Dritt-Anbietern zu unterstützen. Vielmehr vertritt man die Philosophie, dass allle Gerätetreiber in den offiziellen Linux-Kernel integriert werden sollen.

Aufgrund der Möglichkeit sogenannte Kernelmodule zu entwickeln, gibt es aber die Möglichkeit Kernelmodule außerhalb des offiziellen Kernels bereitzustellen. Dies verursacht aber das Problem, dass diese Kernelmodule bei jeder neuen Kernelversion neu übersetzt werden müssen. Hierbei kann das Problem auftreten, dass aufgrund von geänderten Kernelstrukturen Anpassugen an diesen Kernelmodulen notwendig werden.

Schon vor ein paar Jahren durfte ich die Erfahrung machen, dass das Paket für den WLAN-Chipsatz von Broadcom, wie er im MacBook Pro vorkommt, bei Ubuntu schlechter gepflegt wurde, als unter Fedora. Ein Kollege in der Lug berichtete mir von Kernel Panics unter Ubuntu. Bei genaueren Nachforschungen stellte sich heraus, dass sowohl ich, als auch er die gleiche Kernelversion benutzten. Bei einer Analyse der bereitgestellten Pakete stellt sich heraus, dass bei Ubuntu ein Patch fehlte, der das eben beschriebene Problem für diese Kernelversion beheben sollte.

Zum Schluß möchte ich noch anmerken, dass die Richtlinien für die Bereitstellung von Paketen unter Fedora die Veröffentlichung von Kernelmodulen explizit untersagt. Das ist also kein Problem der gewählten Lizenz des entsprechenden Kernelmoduls, sondern der oben angerissenen Problematik von Kernelmodulen geschuldet.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Schmitt


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