Interview "Warum unsere Schulen NICHT auf Microsoft (oder Apple) setzen sollten"

T. Schilde - Firetech Consulting t.schilde at firetech-online.de
Do Mai 4 08:30:15 UTC 2017


Hallo,

ich hänge mich hier einfach mal rein.

> Jetzt denke ich, dass LUGs/FSFE vielleicht mehr Schulung / Weiterbildung /
> Workshops anbieten könnten.
> Die Schulen und LehrerInnen fühlen sich wohl alleingelassen.
> Dann nehmen sie was sie kennen/kriegen - klar M$.
> Es scheint nicht zu erwarten, dass LehrerInnen dann von sich aus,
> wie im Artikel beschrieben, von sich aus nach Blender Schulungen suchen.
> Da könnte/müsste man aktive Angebote machen. 

Seid Jahren betreue ich eine Schule die mittlerweile zu 100% von MS auf
Linux migriert ist. Und zwar sowohl was den Lehrbetrieb für die Schüler
(IT Raum, PCs in den Unterrichtsräumen) als auch die Verwaltung
anbelangt. So gut das klingt so vielfältig sind die Probleme, denn trotz
immer wieder gemachten Angebotes zur Schulung bzw. zu Grundkursen (viele
Lehrer stehen mit IT auf dem Kriegsfuss, egal welches OS) wird dieses
Angebot seitens der Lehrer mit dem Verweis auf die zu knappe verfügbare
Zeit immer wieder abgelehnt. Selbst bei der Neu-Einführung des Systems
tendierte das Interesse nahe Null! Nur mit größten Überredungskünsten
konnte man die Schulleitung davon überzeugen, wenigstens eine
Ein-Stündige Einführung zu machen, die natürlich lange nicht ausreicht.
Daraus resultiert, dass logischerweise ein großer teil der Lehrer mit
dem System, welches Ihnen zur Verfügung steht, nichts anfangen können
(und wohl auch nicht wollen). Die anderen nutzen es hauptsächlich zum
surfen im Internet oder um grundlegende Büroaufgaben zu erledigen bzw.
ab und zu ein Video abzuspielen. Die darauf befindliche Lernsoftware
findet kein Interesse - statt dessen versucht man immer wieder irgendwie
die Lernsoftware der Verlagshäuser zum Laufen zu bringen.........weil
diese ja "kostenlos" von den Verlagen zur Verfügung gestellt wird und so
schön zu den Lerninhalten der Bücher passt. Wenn ich dann darauf
hinweise, dass es z.b. mit GCompris eine wunderbar für die
Grundschulklassen geeignete Software zum Rechnen und Lesen lernen gibt,
wo auch grundlegende Physikalische Gesetze und Zusammenhänge spielerisch
erforscht werden können u.s.w. - dann erntet man meist nur
Schulterzucken. Nur sehr wenige Lehrer interessieren sich für die
Möglichkeiten der freien Systeme und schließlich steht ja auch keine
Firma dahinter die mit Werbemitteln um sich wirft oder zu "Seminaren"
mit Catering einlädt.......

Ich bin mittlerweile (nach rund 6 Jahren) sehr desillusioniert was die
Hoffnung anbelangt, dass Lehrer die Vorteile von OpenSource begreifen
oder sich auch nur Ansatzweise für diese Problematik interessieren. Ja,
einige wenige schon, aber viel viel zu wenige!

Wenn man dies ändern wollte, müsste man sehr intensiv und bundesweit
derartige Kurse / Seminare anbieten und diese mit attraktiven Anreizen
ausstatten, aber wer soll das machen und wer soll es finanzieren? Nur
mit einem Kursangebot lockt man die breite Masse der Lehrer nicht
hinterm Ofen vor, da kommt demnächst der nette Vertreter vom XYZ-Verlag
und wirft mit ein paar CD's um sich, deren schlecht programmierte
Programme dann wieder nicht unter Linux oder Wine zum laufen zu bringen
sind und schon ist das System Sch**ße!

Es muss ein Umdenken in der Lehrerschaft stattfinden, aber wie sollte
man dies bewirken?


Grüße, Thoralf


Am 04.05.2017 um 09:43 schrieb Benjamin Hagemann:
> Hallo Zusammen,
>
> On Tue, May 02, 2017 at 08:47:17AM +0200, WD Zimmermann wrote:
>> Um es mit einem Kabarettisten zu formulieren: "Politik wird bei uns in der
>> Wirtschaft (altes Wort für Kneipe) gemacht".
>>
>> Ohne klare politische Setzungen zu Gunsten einer medienkritischen Bildung in
>> allen Bereichen (die aus meiner Überzeugung ausschließlich nur mit Freier
>> Software und der - anstrengenden - Verantwortlichkeit für die eigenen Daten
>> arbeiten kann) werden uns solche Meldungen noch häufig erreichen.
> gerade las ich diesen Artikel:
>
> hr: Offline im Klassenzimmer - Kein digitales Konzept für hessische Schulen
> http://hessenschau.de/gesellschaft/kein-digitales-konzept-fuer-hessische-schulen-,digitaleslernen-100.html
>
>   "Whiteboards und Tablets im Unterricht? Die digitale Welt ist nur in wenigen hessischen Schulen angekommen. Während Gewerkschaften dem Land die Schuld daran geben, pocht der Kultusminister auf die Eigenverantwortung der Lehrer."
>
>
> Jetzt denke ich, dass LUGs/FSFE vielleicht mehr Schulung / Weiterbildung /
> Workshops anbieten könnten.
> Die Schulen und LehrerInnen fühlen sich wohl alleingelassen.
> Dann nehmen sie was sie kennen/kriegen - klar M$.
> Es scheint nicht zu erwarten, dass LehrerInnen dann von sich aus,
> wie im Artikel beschrieben, von sich aus nach Blender Schulungen suchen.
> Da könnte/müsste man aktive Angebote machen. 
>
> Vielleicht könnten LUGs / Linux Presentation Day, FSFE und auch Chaos macht
> Schule (https://ccc.de/schule) sich dort bzgl. Präsentation/Unterlagen und
> Angeboten (wer macht was) zumindest austauschen könnten :)
>
> Leider schaffe ich dabei zeitlich nicht mich selbst großartig weiter einzubringe.
>
>
> Ich glaube nicht, dass bzgl. der Schulen die Politik oder die Schulbehörden,
> der richtige Ansatzpunkt sind.
> Diese scheinen ja froh zu sein, wenn die LehrerInnen das irgendwie selbst
> hinbekommen - und da bei kann man ihnen ja helfen.
>
>
>> Dabei gibt es in der Schweiz mit z.B. dem Lernstick (educa.ch)
>> funktionierende gute Beispiele.
> ah, Danke für die Info. Diesen kannte ich noch nicht.
>


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