Re: Wann ist es legitim, die vier Freiheiten einzuschränken?

willi uebelherr willi.uebelherr at gmx.de
Di Mär 28 21:25:03 UTC 2017


Danke dir Michael fuer den hinweis zu Richard M. Stallman. Ob er 
didaktisch fragwuerdig ist, weiss ich nicht. Aber in seinen 
grindsaetzlichen anschauungen fragwuerdig ist, das weiss ich.

Aber jetzt zu deiner aussage in diesem text:
"Was Geschäftsgeheimnisse angeht, gebe ich zu bedenken, dass das
Patentrecht im Grundsatz ein zeitlich befristetes Monopol nur gegen eine
Offenlegung des Geschäftsgeheimnisses gewährt. Das Patentrecht will
gerade die Offenlegung und nachfolgende Verbreitung geheimer Verfahren
im Interessen des gemeinen Wohls fördern."

Da verstehe ich deine "blau-aeugigkeit" nicht. Irgendiwe ist dir da die 
verklebte brille ploetzlich auf die nase gerutscht.

Patentrecht ist legalisierter raub. Immer. Das entschuldigt auch nicht 
die tatsache, dass der grossteil der legalisierungstexte, gesetze, nur 
der lagalisierung des organisierten raubs dienen. Am privatbesitz 
allgemeiner gueter und ressourcen koennen wir das ja gut sehen.

Wenn jemand ein patent erhaelt, wird damit die ganze kette der dafuer 
notwendigen vorarbeiten fuer diese person privatisiert. Und weil wir 
wissen, dass unser wissen nur minimal von uns selbst stammt, wird damit 
auch das privatisiert. Anderen entzogen? Zumindest von der logik her. 
Also geraubt.

Wenn du den klaren unterschied von lagalisierung und legitimierung 
hervor hebst, dann scheint es dir in der frage des patentrechts nicht zu 
gelingen.

mit gruessen, willi


On 28/3/2017 17:33, Dr. Michael Stehmann wrote:
> Am 28.03.2017 um 21:01 schrieb Wolfgang Romey:
>>
>> Ich habe nicht danach gefragt, wann es ethisch ist, sondern danach, wann
>> es legitim ist. Oder ist da kein Unterschied? Ich bitte um Erläuterung.
>
> Du schriebst:
>
> "Dabei ist für mich die Frage entstanden, wann es legitim ist die vier
> Freiheiten einzuschränken. Ob das legal ist, regelt ja die jeweilige Lizenz.
>
> Legal ist es, Autos zu fahren, die die Umwelt extrem verschmutzen,
> legitim ist das für mich nicht. Genauso legal ist es, einen
> Smartphone-Vertrag abzuschließen, bei dem man jedes Jahr ein neues Gerät
> bekommt und so aktiv zur Zerstörung der Umwelt beiträgt, legitim ist
> auch das für mich nicht.
>
> Legal ist es auch Software zu verkaufen, bei denen die vier Freiheiten
> nicht gewährt werden. Ist das auch legitim?"
>
> Du unterscheidest also (wie wohl auch die herrschende Meinung) Legalität
> und Legitimität.
>
> Wikipedia definiert:
>
> "Legitimität (lat. legitimus, gesetzmäßig) bezeichnet in Soziologie,
> Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft die Anerkennungswürdigkeit
> beziehungsweise Rechtmäßigkeit von Personen, Institutionen, Vorschriften
> etc. Ein Legitimität besitzender Sachverhalt ist legitim."
>
> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Legitimit%C3%A4t&oldid=159482722
>
> Danach ist Legitimität also Anerkennungswürdigkeit beziehungsweise
> Rechtmäßigkeit. Wenn sich die Anerkennungswürdigkeit beziehungsweise
> Rechtmäßigkeit nicht aus der bloßen Legalität ergibt, müssen andere
> Maßstäbe hierfür herangezogen werden. Dies können IMO nur ethische sein.
>
> Wobei die Verhältnisse von Gesetz und Recht und von Recht und Ethik -
> besonders unter Berücksichtigung der deutschen Geschichte -
> hochinteressant und facettenreich sind. Hierüber sind schon ganze
> Bibliotheken verfasst worden, sodass ich mich außerstande sehe, sie hier
> auf der Mailingliste abzuhandeln.
>
> Man kann sicherlich fragen: Gibt es berechtigte Interessen des Urhebers,
> hier des Programmierers oder Entwicklers, die eine proprietäre Lizenz
> anerkennenswert machen könnten?
>
> Es ist evident, dass das Urheberrecht derartige Interessen schützt
> (ebenso wie es auch ein Copyleft schützt).
>
> Aber überwiegen diese Interessen wirklich auch das Freiheitinteresse des
> Nutzers?
>
> Wenn man hier die Antwort nicht nur im Gesetz sucht, sollte man
> beispielsweise auch bedenken, dass Paulus nach der in der
> Auslegungsgeschichte vorherrschenden Meinung im Brief an Philemon
> Sklaverei wohl als legitim ansah und welche Auswirkungen dies in der
> Geschichte hatte.
>
> Was Geschäftsgeheimnisse angeht, gebe ich zu bedenken, dass das
> Patentrecht im Grundsatz ein zeitlich befristetes Monopol nur gegen eine
> Offenlegung des Geschäftsgeheimnisses gewährt. Das Patentrecht will
> gerade die Offenlegung und nachfolgende Verbreitung geheimer Verfahren
> im Interessen des gemeinen Wohls fördern.
>
> In Code gegossene private Geheimnisse kann ich mir nur schwer
> vorstellen. Welche können dies sein?
>
> Gruß
> Michael
>
>
>
>
>
>
>
>
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