Kritisches zur Entwicklung von Open Source am Beispiel von GitHub

N. Schwirz n.schwirz at freenet.de
So Jun 11 14:51:05 UTC 2017


Hallo Roland,
hallo Gerhard,

seit einigen Wochen führe ich zusammen mit noch jemanden einen
Wikiversity-Kurs zur freien 3D-Modellierungssoftware Blender durch in
welchem ich voraussichtlich ab nächste Woche Git(-hub) & Co. einführen
werde.

Ja, ich weiß, Github wird auch in meinen Kreises gelegentlich als das
Faceboogle der Nerds bezeichnet und eigentlich wäre es gut, wenn es
viele selbst gehostete kleine aber miteinander vernetzte Instanzen gäbe
(Gitlab, Gogs, Gitea etc.). Nachdem mir immer mal wieder
Studien-kommilitonen den Vendor Lock-In gängiger (a)sozialer Netzwerke
und Cloud-Services als Vorteil verkaufen wollen, möchte ich ihnen nun
ein System näherbringen, das vom Ansatz her dezentral ist, auf offenen
Standards basiert und dank Freier Software auch selbst betreibbar wäre.
Außerdem gefällt mir der Ansatz, das die Nutzung für
Freie-Software-projekte - sofern öffentlich - nicht kostenpflichtig ist.
Ein weiterer möglicher Ansatz wäre eine durch eine NGO betriebene und
durch Spenden finanzierte Infrastruktur wie die Wikipedia und ihre
Schwesterprojekte.

Ich hoffe, mit diesen beiden Ansätzen das Interesse an selbst
betreibbarer Infrastruktur zu stärken und ggf. in einem der nächsten
Semester einen Kurs ebend hierzu anbieten zu können. Richtig Klasse
fände ich es, wenn öffentliche Einrichtungen und Vereine wie
Bibliotheken, Fablabs, Makerspaces, RepairCafees, (Berufs-)Schulen etc.
solche Plattformen dezentral hosten und Betreiben würden. Schließlich
kann ein auf diese Weise öffentlich verfügbar gestelltes Projekt, je
nach Rahmenbedingungen, auch als Nachweis persönlicher Qualifikation
betrachtet und öffentlich diskutiert sowie weiterentwickelt werden.

Da gerade die Ausarbeitung einer Präsentation für die nächste Woche
stattfindende Lange Nacht der Wissenschaft ansteht, wäre ich für
konstruktive Anregungen sehr dankbar.


Mit freundlichen Grüßen aus Dresden
Norman Schwirz


Am 10.06.2017 um 20:23 schrieb Roland Häder:
> Etwas OT:
> Viele "technisch-unvisierte" die ich getroffen habe, nehmen
> (faelschlicherweise) an, dass man GIT ohne github/gitlab nicht haben
> koenne. Dem ist natuerlich nicht so. Selbst eine bedagte 1.44 MB
> Diskette kann herhalten, solange sie gemountet ist. Okay, 1.44 MB ist
> nicht viel, aber vom Prinzip her geht es!
> 
> Folgendes machen:
> - Medium (Diskette war hier etwas scherzhaft gemeint, z.B. USB-Stick)
> mounten
> - dann auf der Konsole (ja, die ist nicht giftig! ;-) ) folgendes eingeben:
> 
> $ git init --bare /media/user/Some-Label/Projects/foo.git
> 
> Der Pfad bis /Projects/ ran muss natuerlich existieren.
> 
> Damit wird ein "rohes" GIT-Verzeichnis erzeugt. Dann geht es weiter
> 
> $ cd ~/MyProjects/
> $ git clone /media/user/Some-Label/Projects/foo.git
> $ cd foo
> 
> Nun hier die Entwicklung fuer "foo" machen und oft committen (damit die
> Commits selber klein bleiben und somit leichter reviewbar sind, weniger
> Code muss dadurch im Ueberblick bleiben).
> 
> Danach kann ganz gewoehnlich gepusht/pullt werden:
> 
> $ git push --all
> $ git pull --all
> 
> Und alles weitere auch.
> 
> Wie ihr (technisch-nicht-visierten) seht, geht es problemlos ohne
> Github/gitlab, da GIT die Remote-Repository hier simuliert.
> 
> Natuerlich kann jede weitere Remote-Repository so hinzugefuegt werden:
> 
> $ git remote add upstream user at some.remote.tld:/var/cache/git/repos/foo.git
> 
> Der Pfad ist hier wieder angenommen, bzw. von einem bestehenden System
> abgeguckt, muss so nicht sein!
> 
> Die Regel zum Committen/Pushen/Pullen gilt:
> - Commits sind immer lokal, nie remote/zentralisiert wie es z.B. bei SVN
> der Fall ist
> - Push geht immer, solange die URL dies erlaubt, Dateipfade oder
> user at some-host sind solch Kandidaten, wo schreiben geht
> - Pull geht meistens immer, z.B. git://git.some-host/foo.git ist eine
> "Nur-Lese-URL", Schreiben (push) ist hier nicht moeglich!
> 
> Ich hoffe, dass es so etwas klarer geworden ist, dass GIT sehrwohl
> dezentral ist und keine (!) zentrale Serveranmeldung braucht.
> 
> My humble 2 cents.
> 
> Gruss,
> Roland
> 
> 
> 
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