Vergesellschaftung der Daten

Wolfgang Romey woro at wolfgangromey.de
Di Jan 3 17:44:48 UTC 2017


Am 03.01.2017 um 11:33 schrieb Gerhard Kugler:
> Hallo,
> 
> heute findet sich in den "Nachdenkseiten" ein Artikel über die
> Notwendigkeit der Vergesellschaftung der Daten:
> http://www.nachdenkseiten.de/?p=36456
> 
> Mal abgesehen von der Umsetzbarkeit: Wie stark wird diese Sicht hier
> geteilt? Und wie könnte man eine Umsetzung voranbringen?
> 
> Gerhard Kugler
> 
Hallo Gerhard,

ich hoffe, daß Du mit Deinem Hinweis hier eine Diskussion zu dem sehr
wichtigen Thema angestoßen hast. Die im Artikel dargestellte Sichtweise
teile ich. Es ist für mich in der Tat so, daß hier staatlicher
Regelungsbedarf besteht. Zu erwarten ist allerdings von der deutschen
und europäischen Politik nicht viel. Vielleicht bringt ein Präsident
Trump ja die Abhängigkeiten ein wenig durcheinander und die EU und
Deutschland besinnen sich stärker auf die eigenen Interessen.

Was tun? Auf der persönlichen Ebene sollte man sich den Datenkraken
entziehen, wo immer es geht. Also z.B. nicht bei Google suchen, auch
wenn man dort die vielleicht besten Ergebnisse findet. Man ißt ja auch
kein köstliches Essen, wenn man weiß, daß es vergiftet ist. Mit der
Nutzung Freier Software ist man auch ein großes Stück weg von den
Datenkraken. Da ist allerdings mehr drin. Z.B. die Nutzung des
TOR-Browsers, auch wenn das teilweise unbequem ist. Oder die Nutzung von
verteilten, unabhängigen "Sozialen" Netzwerken wie diaspora* und
GNU-social. Oder die Nutzung einer eigenen Cloud mit nextcloud oder
owncloud beim Webspace-Anbieter des Vertrauens. Das alles mit der
Hoffnung, daß irgendwann eine kritische Masse erreicht ist, die zu einem
qualitativen Umschwung führt.
Selbstverständlich gibt es noch viel mehr, was man als Einzelner tun
(und darüber reden) könnte. (Mein neues Fairphone will ich hier gar
nicht erwähnen :-)).

Über das, was im Artikel steht hinaus, wäre z.B. der Aufbau einer
öffentlich finanzierten, verantworteten und kontrollierten
Netzinfrastruktur zu fordern, die vor dem Zugriff der Datenkraken
geschützt ist. Es ist eigentlich z.B. nicht hinnehmbar, daß in den
Schulen mit Abhängigen Dienste genutzt werden, bei denen die dabei
entstehen Daten der Schülerinnen und Schüler von den Datenkraken
angeeignet werden. Daß das negative Spätfolgen (Jugendsünden) haben
kann, ist bekannt. Hier müßten die Bundesländer eine gesicherte
Netz-Infrastruktur anbieten, in der z.B. die Lehrpersonen untereinander
und mit Schülern und Eltern verschlüsselt kommunizieren könnten. Die
öffentliche Verwaltung wäre ein weiteres Gebiet. ...

Auch hier könnte ich noch Einiges ergänzen, ich bin aber mehr auf die
Reaktionen der Mitlesenden gespannt.

Zum Schluß noch ein Hinweis:
Auf telepolis gibt es eine Artikel zum Thema, der allerdings deutlich
unkritischer ist:
https://www.heise.de/tp/features/Im-Panoptikum-des-Datenkapitalismus-3574113.html

Irgendwer hat mal gesagt "Seien wir realistisch, versuchen wir das
Unmögliche". Vielleicht kann das auch hier leitend sein. Wenn es z.B.
gelänge nachzuweisen, daß Online-Werbung weitgehend wirkungslos ist,
wäre man ein großes Stück weiter. Ihre Wirkung ist nämlich keinesfalls
nachgewiesen.


Wolfgang


-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 833 bytes
Beschreibung: OpenPGP digital signature
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20170103/3504015b/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de