JavaScript als Barriere (war: Aktion Mensch und der barrierefreie Player)

Dr. Michael Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Do Dez 21 09:38:58 UTC 2017


Hallo,

Am 20.12.2017 um 23:40 schrieb Paul Hänsch:
> On Wed, Dec 20, 2017 at 07:23:17PM +0100, Johannes Zarl-Zierl wrote:
>> Ich habe zwar nur sehr beschränktes Wissen zum Thema Barrierefreiheit, aber 
>> was ich bisher aus einschlägigen Vorträgen gehört habe war: Javascript ist 
>> (grundsätzlich) kein Problem, solange einige Regel beachtet werden.
> 
> Ich denke, Seiteninhalte hinter die Ausführung von JavaScript zu stellen
> nötigt den Benutzer dazu Code auszufuhren, über dessen Tun und Inhalt er
> effektiv keine Kontrolle hat. Das ist meiner Meinung nach inkompatibel mit den
> vier Freiheiten. Allein eine Free Software Lizenz ändert daran nichts, denn
> der Benutzer hat ja dann immer noch keine Kontrolle über das Script, das ihm
> die Seite da aufdrängt.
> Deswegen bin ich persönlich immer gegen den Einbau von JavaScript auf
> FSFE-Seiten. Einen offiziellen Konsens haben wir da leider im Moment nicht.
> 
Ich stelle gerne von mir entwickelte unter einer Freien Lizenz zur
Verfügung und tue dies auch mit einem guten Gewissen..

Der Anwender muss sie dann herunterladen, installieren und schließlich
starten.

Dies bedeutet, dass er sich sehr bewusst darüber ist, dass auf seinem
Rechner fremde Software zur Ausführung kommt.

Diese drei Schritte fallen - zumindest als bewusste Handlungen - bei in
WWW-Seiten eingebettetem JS weg, sofern der Nutzer sich nicht bewusst
dafür entschieden hat, die Ausführung von JS per default zu verbieten
und seinen Browser entsprechend konfiguriert hat.

D.h. In den allermeisten Fällen wird fremde Software automatisch auf dem
Rechner des Nutzers ausgeführt, der sich dessen oftmals auch nicht
bewusst ist.

Dass diese Software auch oft nicht "frei" in unserem Sinne ist, kommt
noch hinzu.

Es dürfte auch nicht einfach sein, so "on the fly" das "untergejubelte"
JS an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und die geänderte Version zur
Anwendung zu bringen.

Die Situation ist also eine völlig andere, als bei der Nutzung
"normaler" Freier Software.

Nun umfasst Freiheit im weitesten Sinne auch die Freiheit zur
Unmündigkeit. Diesen nicht verantwortungsbewussten Gebrauch der Freiheit
sollten wir aber weder propagieren, noch unterstützen oder gar befördern.

Dies ist kein generelles Plädoyer gegen JS. Es kann durchaus sinnvoll
sein, Anwendungen zu entwickeln, die Webtechniken nutzen und hierfür
auch JS einzusetzen. Es ist nur ein Plädoyer gegen den Einsatz von JS in
bestimmten Fällen, vor allem im WWW.

Gruß
Michael

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