Ziele von Sponsoren (war: Re: Wes' Brot ich ...)
Henning Thielemann
lemming at henning-thielemann.de
Mo Dez 11 15:58:53 UTC 2017
On Mon, 11 Dec 2017, Reinhard Müller wrote:
> Eine kurze Anmerkung noch zur Frage, ob die FSFE von einem Spender
> abhängig ist oder nicht: Wenn uns ein Spender Geld gibt, dann haben wir
> um eben genau diesen Betrag mehr Geld zur Verfügung, als wenn er es uns
> nicht gegeben hätte. Wir können mit genau diesen Betrag Dinge tun, die
> wir ohne den Betrag nicht getan hätten. Insofern sind wir von keinem
> Spender speziell abhängig, aber wir sind von allen Spendern insgesamt
> abhängig. Ich glaube, das ist keine besondere Überraschung :-)
Eieiei, hier geht es ja ganz schön hoch her ...
Ich wollte mal was grundsätzliches einwerfen, ohne auf die Frage
einzugehen, ob man Spenden von Google annehmen sollte oder nicht ...
Es gibt den psychologischen Effekt, dass Geschenke abhängig machen.
Jemandem, der einem gerade etwas geschenkt hat, an dem nörgelt man nicht
herum. Sieht einfach nicht gut aus, ist unhöflich, etc. Ja, Spenden können
schon zu Beißhemmungen führen - "man beißt nicht die Hand, die einen
füttert". Es geht nicht nur um den aktuell erhaltenen Betrag. Bei
regelmäßigen Spenden stellt sich die Empfängerorganisation auf weiterhin
regelmäßigen Eingang ein, stellt Leute ein oder geht andere regelmäßige
Verpflichtungen ein. Ein Wegfall einer regelmäßigen Spende stellt die
Organisation tatsächlich vor Probleme.
Pyschologischer Effekt Nr. 2: Psychologische Effekte wirken auch dann,
wenn man sie kennt.
Wie könnte man diese Effekte durchbrechen? Vielleicht, indem man eine
Anonymisierung zwischenschaltet. Eine Organisation, die Spenden
entgegennimmt und gesammelt an Empfängerorganisationen weiterleitet. Wenn
die FSFE nicht weiß, ob und in welchem Maße sie von Google abhängt, kann
sie ungehemmter agieren. Natürlich kann Google mit dem Einstellen der
Spenden drohen und wenn Google die Drohung wahrmacht, würde die FSFE auch
sehen, wieviele Einnahmen wegbrechen. Und es bleibt noch das Problem, dass
die Anonymisierungsorganisation irgendwie überprüft werden muss. Dort
könnte ja Geld versickern, ohne dass es jemand prüfen kann, weil die
weitergeleiteten Gelder anonymisiert sind.
Nur so eine Idee.
Und dann ist da noch das Problem, dass Google riesig ist. Die eine
Abteilung macht den Google Summer of Code und die Suchmaschinensparte
macht die große Geheimniskrämerei. Da ist es gar nicht so leicht, zu
sagen, "Google" als ganzes sei gut oder schlecht für freie Software,
förderlich oder schädlich als Spender.
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