Welche Vorteile bietet Freie Software im Bildungsbereich?

Dr. Michael Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Do Aug 31 11:07:05 UTC 2017



Am 30.08.2017 um 18:26 schrieb WoRomey:

> 
> Offensichtlich hat dies E-Mail (fast) keine Diskussion ausgelöst, ich erwarte 
> keine Reaktion mehr.
> Was könnten die Gründe für das Ausbleiben von Beiträgen sein?
> 

Mal ein paar "unfrisierte" Anmerkungen zum Thema.

1. Die Erfahrungen, die Freie-Software-Aktivisten im Bildungsbereich
machen mussten, sind leider oft eher negativ gewesen.

Eine lokale Gruppe half einem engagierten Lehrer bei der Migration auf
Freie Software mit durchaus positiven Ergebnis. Dann wurde nach einiger
Zeit dieser engagierte Lehrer versetzt. Daraufhin dauerte es nicht
lange, bis eine "Rückmigration" erfolgte.

Dabei ist auch der "Müncheneffekt" zu beachten, eine einzelne
Rückmigration hat stärkere Auswirkungen auf das Bild in der
Öffentlichkeit als zehn erfolgreiche Migrationen.

D.h. die Nutzung Freier Software hing vom Vorhandensein eines
engagierten Lehrers, mit dessen langfristigem Verbleib jedoch nicht
gerechnet werden durfte.

Einzelne Fälle, in denen es anders lief, waren "Glücksfälle".

2. Die Eltern können aus dem Grundsatz, dass nicht für die Schule,
sondern sondern für das Leben gelernt werden soll, unschwer ableiten,
das tunlicherweise die Software des "Marktführers" im Unterricht
Verwendung finden sollte. Dies gilt für allgemeinbildende Schulen ebenso
wie für Berufs- und sogar Hochschulen, wobei bei letzteren (rechtlich
gesehen) die Studierenden an die Stelle ihrer Eltern treten.

Ziel schulischer Bildung ist aus der Sicht der Eltern und Lernenden eine
möglichst gute Berufsvorbereitung. Dies gilt gerade auch für die
Schulung im Umgang mit der IT.

Dem entgegen zu treten erfordert immer wieder nahezu endlose, sich immer
wiederholende Diskussionen, wobei die Eltern und Lernenden bei dieser
Definition des Bildungszieles auch durchaus Rückhalt in der Lehrerschaft
finden.

3. Das Auftreten von "Sponsoren" zieht in der Regel die Nutzung
proprietärer Software nach sich.

Auch hier wird das Auftreten der "Sponsoren" seitens der Eltern- und
Schüler- und Lehrerschaft in der Regel unkritisch bis positiv gesehen.

Auch von den IT-Abteilungen der Schulträger ist insoweit in der Regel
keine Unterstützung zu erwarten.

4. Eine Freiheit zu der man die Adressaten mühsam überreden muss,
erscheint als ein Widerspruch in sich.

in solch einem Fall hat das Motto "Wer nicht will, der hat schon"
Lebensweisheit für sich. Warum soll man jemanden mit großem Engagement
und Großem Aufwand befreien wollen, der dies gar nicht will.

5. Hinzu kommt noch, dass der Kampf um jede einzelne Bildungseinrichtung
immer wieder neu geführt werden muss, was den Einsatz erheblicher
Ressourcen erfordert. Da stellt sich schon die Frage, ob dies angesichts
der genannten Umstände effizient ist, sofern diese Ressourcen
tatsächlich zur Verfügung ständen.

6. Der einzige Lichtblick in dieser Situation sind einzelne positive
Beispiele. Ob diese aber hinreichend vernetzt sind, um Leuchtturmwirkung
zu entfalten, erscheint zweifelhaft.

Nur ein paar Gedanken ... . Heftigster Widerspruch erwünscht.

Gruß
Michael

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 195 bytes
Beschreibung: OpenPGP digital signature
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20170831/1ddab0c8/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de