Re: Robert Steele: Trip Report – Could Norway Broker World Peace?

willi uebelherr willi.uebelherr at gmx.de
Sa Apr 29 16:35:38 UTC 2017


Liebe(r) Vanitas,

"Politisch neutral heißt in k(l)einster Weise unpolitisch."
Das verstehe ich tatsaechlich nicht. Politisch bedeutet oeffentlich, 
wenn wir dem wortstamm folgen. Fuer dich scheint das aber etwas anderes 
zu sein. Und wie soll eine neutrale position in nicht-neutralen 
verhaeltnissen moeglich sein?

"Nimm zB. überparteiliche Journalisten. Laut Definition sind diese 
unparteiisch (politisch neutral)."
In den unteren jahren der schulen, dort als "Gemeinschaftskunde" 
tituliert, mag das gelten.

"Magst du erklären, was die FSFla in deinen Augen besser/anders macht?"

Das ist eigentlich nicht moeglich, weil es das verstehen des "Seins" 
vorraussetzt. Die bedingungen in Latein Amerika als der sklavische 
hinterhof, die implementierung der Monroe-doktrin, erzwingt einen 
anderen umgang mit den herrschenden normen und konstruktionen.

Es ist also weniger dem Subjekt, der person, geschuldet, sondern der 
person in seiner realen umgebung. Da sind dann viele illusionen, wie wir 
sie in Europa kennen, nicht moeglich.

Das heisst aber noch nicht, dass die menschen in Latein Amerika nun zur 
tat schreiten. Im gegenteil. Aber es heisst, dass viele tabuisierungen 
nicht existieren. Der raum der debatte ist offener.

In der FSFla koennen diskussionen gefuehrt werden, wie sie in den 
FSFE-strukturen noch nicht moeglich sind. Das kann sich ja bald aendern, 
wenn die "atlantische Freundschaft", eine art sklaverei, als solche 
erkannt wird.

Die FSF ruht ja im MIT/Boston und ist von daher auf deren ideologie 
zugeschnitten. Ob das nun kompatibel zu den realen verhaeltnissen in 
Europa ist, wage ich zu bezweifeln.

Aus diesem grund herrscht in der FSFla ein offener diskurs, weil die 
verhaeltnisse in Latein Amerika deutlich sind.

David hat es ja so formuliert:
"Aber im Ernst: Da hast du sicher recht. FSFxx ist auch immer nur ein
Ausschnitt. In der FSFE findet man (zumindest scheint es mir so) eher
gemäßigt linke und gemäßigt marktliberale Positionen. Vielleicht ist
gerade das das typisch europäische an der FSFE?"

Ja, diese "gemaessgt marktliberale Positionen" finden wir auch in der 
FSFla. Aber sie fuehren eben ein schattendasein. Der schritt zur freien 
technologie vertreibt solche, wie ich es nenne, "parasitaere 
existenzformen". Ja, wieder so eine provoktion, ich weiss.

Ich habe auch schon darauf hingewiesen, dass die "Latinos" in den NIC, 
IGF und ISOC strukturen durchwegs diese "marktliberale Positionen" 
vertreten, ohne auch nur geringfuegigst auf die realen anforderungen in 
LA zu achten. Aber diese strukturen sind natuerlich streng an der USA 
orientiert und von ihnen instruiert. Vielleicht aehnlich der FSFeu.

Aus Africa und Asien kenne ich da ganz andere positionen. Aber eine 
FSFaf oder FSFas kenne ich nicht. Vielleicht ist das auch nicht moeglich.

Den beitrag von David auf der FSFde-liste habe ich gleich mit angehaengt.

mit lieben gruessen, willi


On 29/4/2017 03:55, VanitasVitae wrote:
>> Aber nun zu deiner letzten antwort, den anhang.
>> "Sollte der "Open-Source-Gedanke" nicht eher politisch neutral
>> bleiben?"
>>
>> Da sehen wir eher, wie schwierig es scheint, zu verstehen, was politik
>> eigentlich ist.
>
> Ich glaube eher, dass du nicht verstanden hast, wie diese Aussage gemeint war. Politisch neutral heißt in kleinster Weise unpolitisch. Nimm zB. überparteiliche Journalisten. Laut Definition sind diese unparteiisch (politisch neutral). Ihre Arbeit jedoch ist politisch höchst wertvoll.
>
> So wie ich die Aussage verstanden habe (ich mag mich auch irren), ist damit eher gemeint, dass die Bestrebungen und Ziele der FSF* keiner politischen Richtung zugeschrieben werden sollten, wie es bei anderen Themengebieten der Politik häufig der Fall ist, und dass die FSF* keine Präferenzen haben sollte, was politische Parteien angeht.
>
>> Wobei die FSFla (Latein
>> Amerika) doch anders ist.
>
> Diese Aussage habe ich jetzt bereits mehrfach von dir gelesen, stets ohne Erklärung. Magst du erklären, was die FSFla in deinen Augen besser/anders macht?
>


-------- Forwarded Message --------
Subject: Re: Robert Steele: Trip Report – Could Norway Broker World Peace?
Date: Sat, 29 Apr 2017 13:25:04 +0200
From: David Rabel <david.rabel at gmx.de>
To: fsfe-de at lists.fsfe.org

Lieber Willi,


On 29.04.2017 04:56, willi uebelherr wrote:
 >
 > Ich habe ganz bewusst diesen text auch an die FSFde geschickt, weil ich
 > weiss, dass er mit seinem autor eine herausforderung darstellt. So war
 > es ja auch in der FSFeu. Und so zeigt sich, ob wir wirklich
 > gemeinschaftliche interessen haben oder nur uns selbst wichtig sind.

Das klingt so ein bisschen wie Freie Software um jeden Preis, sonst
meint man es nicht ernst. Wir haben aber vermutlich unterschiedliche
Beweggründe, uns für Freie Software einzusetzen und mir persönlich ist
es zum Beispiel wichtiger, dass ein paar gemeinsame Grundlagen da sind,
als dass wir zu den selben Schlussfolgerungen kommen.

Also auch wenn wir hier auf der politisch neutralen FSFEde-Liste sind,
muss doch jede selbst wissen, mit was für Gestalten sie sich
auseinandersetzen will. Und wenn ich nur mal einen kurzen Blick in den
Lebenslauf von Robert Steele werfe und dort CIA und Libertarian Party
lese, dann kann ich mit 90%iger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass
ich mit seinen Positionen nichts anfangen kann. Um die 10% Chance ist es
sicher manchmal schade, aber da man sonst schon oft genug mit Menschen
unterschiedlichster Meinung diskutiert, sollte das passen. ;-)


 > Aber zum glueck ist die bewegung fuer Open Source in allen bereichen
 > nicht an die FSFxx organisationen gebunden. Wobei die FSFla (Latein
 > Amerika) doch anders ist.

Ganz im Gegenteil: Open Source != Free Software :-p

Aber im Ernst: Da hast du sicher recht. FSFxx ist auch immer nur ein
Ausschnitt. In der FSFE findet man (zumindest scheint es mir so) eher
gemäßigt linke und gemäßigt marktliberale Positionen. Vielleicht ist
gerade das das typisch europäische an der FSFE?

Viele Grüße
   David



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