FSFE-Strukturen und demokratische Beteiligung (was: Verhaltensregeln)

Nicolas Dietrich nidi at fsfe.org
Di Nov 8 02:07:30 UTC 2016


> Vielleicht liegt das Problem ja auch direkt daneben.
> Wir haben zahlende Fellows und wir haben die Gruppe der Mitglieder der
> FSFE (die hoffentlich auch zahlen ;-)).
> Es könnte lohnenswert sein, diese beiden Stellschrauben sich genauer
> anzusehen.

Seit 1.5 Jahren findet "intern" ein Prozess statt, der die derzeitige
Struktur von GA (General Assembly = FSFE-Vereinsmitglieder), Fellowship,
Council etc. hinterfragt und sinnvoll umsortiert mit dem wesentlichen
Ziel, die Organisation für neue Engagierte zugänglicher zu machen. Mehr
dazu unten.

Der Prozess ist leider selbst nur wenig transparent (abgesehen von
einzelnen Blogbeiträgen, IIRC), auch dazu gleich mehr.

> Aber: Welches Organ, welche Mailingliste hätte ich abonniert haben
> müssen, um frühzeitig (Stichwort Transparenz) informiert gewesen zu sein?

Ich, euer müder Fellowship-Representative. Und Mirko, mein freundlicher
fellow Fellowship-Representative. Wir haben durchaus die Funktion, Input
und Output zwischen GA / Organisation und Fellows / breiterer
Free-Software-community herbeizuführen.

Dieser Rolle komme ich seit Beginn meiner Amtszeit nicht zulänglich
nach. Gründe hierfür sind im Wesentlichen der Mangel eines hierfür
etablierten Prozesses und der Mangel an Zeit, diesen zu etablieren.
Auch: eigentlich jahrelang "Liquid Democracy" gemacht zu haben und
trotzdem keine Software und keine Prozesse aus dem Ärmel schütteln zu
können, "which just work".

Was ich gemacht habe, ist auf verschiedene physische Treffen zu gehen,
mit Menschen zu sprechen, Austausch herbeizuführen. Wesentliche Gruppe,
für die ich mich irgendwie direkter verantwortlich fühle, u.a. weil ich
sie überhaupt persönlich kenne und schätze ist die Gruppe der
freiwilligen Coordinators.

Erik und ich haben einiges von unserem großartigen Coordinators-Meeting
(ECM) im Sommer 2015 in Essen in die GA im September 2015 in Bukarest
eingebracht. Tatsächlich sind in diesem Rutsch die konstruktiven
Diskussionen zur Überarbeitung der Strukturen in die Gänge geraten und
übrigens auch die ersten Schritte hin zum Summit. Die GA hat diesen
Input sehr offen und wohlwollend entgegengenommen.

Für die Coordinators habe ich im Anschluss eine Zusammenfassung über die
Diskussionen und Pläne der GA bzgl. der diversen Aspekte der
Umstrukturierung im Größeren, wie auch konkreter Vorschläge des
Coordinator-Meetings, geschrieben.

Diese Zusammenfassung hätte auch (leicht anders geschrieben) durchaus
öffentlich kommuniziert werden sollen. Das hab ich aus Zeitmangel und
wohl auch etwas Öffentlichkeitsscheu (weil Blog und was man noch so
alles damit vorhat) nicht umgesetzt. Da sie immer noch zu 90 % relevant
ist, reposte ich sie gleich nochmal - diesmal öffentlich - auf dieser
Liste (leider nur auf Englisch).

(Auch von der GA-2016, die vor 1 Monat in Castro in den italienischen
Alpen war, würde ich gerne berichten, komme aber nicht dazu. Dort habe
ich inhaltlich ein Thema vom Summit - "Zertifizierung fairer
Webservices" - eingebracht, welches dort hochkompetent und kritisch
diskutiert wurde - ich bin auch der GA selbst noch eine Zusammenfassung
einer interessanten Diskussion darüber schuldig.)

Mirko hat auf Summit (und auch auf der GA-2016) jeweils einen Vortrag
mit dem trögen Titel "The emergence of governance norms in FLOSS
communities" gehalten, der dennoch sauspannend und durchaus
überraschende Elemente enthält und vermeintlich etablierte Standards
(auch so tolle Sachen wie Do-ocracy) hinterfragt. Da gibt's auch ein
Video (leider pretty poor quality) von:

    https://conf.qtcon.org/en/qtcon/public/events/464

Wenn Mirko und ich unserer Rolle besser nachkämen und aktiver mit der
breiten öffentlichen Community sprechen würden und sicherstellen, dass
Input gehört wird, wäre das schon ziemlich gut. Mit neuen und besseren
Strukturen werden wir auch besser.

Ich denke aber, dass wir perspektivisch mehr wollen müssen. Nicht nur,
um unsere "community-internen" Fragen demokratischer auszuhandeln,
sondern auch um koordiniert für unser gemeinsames Ziel "Control over
Technology" zu kämpfen.

Was bedeutet das konkret, wie kommen wir da hin? Ich weiß es nicht. Ich
habe eine Ahnung. Es ist schwierig.

Mit dem Fokus auf formale statistisch-demokratische Abstimmungsregeln
(wie stellenweise in diesem Thread angesprochen) verrennen wir uns
jedoch (jetzt müsste ich nochmal Mirkos Vortrag angucken würde mir
gleich selbst widersprechen). Nein, klare formale Strukturen sind, wo
nötig, schon total wichtig. Darum geht es mir nicht.

Es geht um die Frage, wie inhaltlich gearbeitet wird. Wie finden wir
gemeinsam unseren Code-of-Conduct, der von einigen eingebracht wurde?
Wie koordinieren wir uns mit den nahestenden Communities, um unsere
Ziele zu erreichen?

Hier brauchen wir keine Abstimmungen und Repräsentanten, sondern eine
Kultur der Deliberation - des Austauschs und des Integrierens von Ideen.
Da können Tools helfen, aber auch Summits, aber auch Zuhören. Es gibt
kein Patentrezept, wir müssen selbst rausfinden, wie das geht.


Euer inzwischen *wirklich* *sehr* müder Fellowship-Representative
Nico

-------------- nächster Teil --------------
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