iRights: "Vermehrte Abmahnungen bei Creative-Commons-Fotos"

Frank Guthausen fg-fsfe.2014 at datenschutzraum.org
Di Mai 24 02:51:43 UTC 2016


On Tue, May 24, 2016 at 04:08:51AM +0200, Erik 'egnun' Grun wrote:
> 
> nun ist es endlich soweit!

D.h., Du hast es gemerkt. Wikipedia und WikiCommons Upload
unter CC mit dem Ziel der Abmahnung ist nicht wirklich neu.

> Die Abmahnindustrie hat ihr großes, glotzendes Auge auf unsere
> Gemeinschaft der Creative Commons geschwenkt!

Das gibt es schon seit ein paar wenigen Jahren
Minimum, aber unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

> Was haltet ihr von diesen Geschehnissen?

Wo bleibt eigentlich die Revolution?

> An die Anwälte unter euch: Steht das rechtlich alles so stabil
> oder haben wir doch die Möglichkeit den kleinen Ring der Falschheit ins
> Feuer zu werfen und ihren Turm der Betrügereien zum Einsturz zu bringen?

Als Nicht-Anwalt unter uns meine private Meinung:

Es geht um geltendes Recht, nicht um Betrug. Im letzteren Fall hätten
wir schon vorgesorgt im StGB. Es ist ein Irrglaube der Community, dass
mit irgendeiner Form von CC-Lizenzen, auch wenn sie frei sind, alles nur
Friede-Freude-Eierkuchen ist. Die Simplifizierung der Lizenzen als Maxime
der Darstellung und zur Anregung des (passiben) Gebrauchs unterschlägt
oft Feinheiten mangels Sachkenntnis. Das wird jetzt ausgenutzt. Muss man
nicht so machen, kann und darf man aber machen.

Leider ist das Thema CC noch komplexer und komplizierter als GPL, BSD und
die Liste der freien Softwarelizenzen, derer es weit über 100 gibt.  Dort
sind überwiegend Techniker involviert, keine Lizenztrolle. Man kann sich
also bei Fehlern auch einigen.

Ich habe mal versucht, eine Lizensierung für das Hurd-Logo zu kriegen,
also von dem Kernel aus dem GNU-Projekt.  Das ist nämlich nicht frei.
Surprise? Ich war bis zum Urheber vorgestoßen, und der hatte sich um
solche Fragen nie ernsthaft Gedanken gemacht. Die Verwendung ist also
eine Zeitbombe.

Den Turm der Betrügereien zum Einsturz bringen? Gerne, durch korrekte
Aufklärung, und durch einen Pool mit einem Angebot an Materialien, die
sauber dokumentiert lizensiert sind. Wikipedia gehört nicht dazu. Das
ist unsere Aufgabe. Also nicht, das selber zu tun, sondern als FSFE
diese Problematik ins Bewusstsein zu rufen, und die zu motivieren,
die so einen Pool schaffen wollen.

Es gibt im StGB keinen Paragrapen gegen Arschloch sein. Dagegen hilft
nur die soziale Norm, und die wird nur duch Öffentlichkeit und Aufklärung
befördert.

Ein Hoffnungsschimmer: Günni dachte bis zum Ende auch, er kommt durch
mit allem. Bis zur rechtskräftigen Verurteilung und Gefängnisstrafe.
Die Ereignisse vor dem Haftantritt habe ich immer noch irriert und als
unnötig empfindend in Erinnerung. Aber das war nicht meine Entscheidung.
Aber der Rechtsstaat hat an dieser Stelle funktioniert und einem allzu
gierig gewordenen Juristen einen Riegel vorgeschoben.
-- 
Gruss
Frank



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