Re: Makroprogrammierung für Officeprogramme als erste Programmiererfahrung im Informatikunterricht

Erik 'egnun' Grun egnun at gmx.de
Mo Mai 23 04:40:54 UTC 2016


Hallo Ricardo,

ich antworte mal auf die Deutschland-Liste, wenn du gestattest.

Hallo Liste,

Am 20.05.2016 um 07:46 schrieb Ricardo Wurmus:
> 
> Erik 'egnun' Grun <egnun at gmx.de> writes:
> 
>> Daraufhin kam mir der Gedanke: Wäre es eigentlich vertretbar, wenn
>> man an Schulen im Informatikunterricht statt mit Java, mit
>> Makroprogrammierung für (Libre)Office-Programme anfangen würde.
>>
>> Man würde also den SchülerInnen weiterhin Schleifen,
>> Bedingungsanweisungen, etc. beibringen, nur dass man eben direkt den
>> Anwendungsbezug hat, da man Hilfsprogramme z.B. für die Arbeit mit
>> LibreOffice erstellte.
> 
> Richard Stallman hatte vor ein paar Dekaden eine aehnliche Idee:
> 
>     https://www.gnu.org/software/emacs/emacs-paper.html#SEC29
> 
> Nur gab es 1981 noch kein LibreOffice, sondern Emacs.

Klingt interessant. Ich werd's mir mal durchlesen.

Wobei ich Emacs für den Einsatz im Schulunterricht kritisch sehe,
da ich den SchülerInnen nicht erst die Bedienung des Editors beibringen
möchte, bevor ich ihnen zeigen kann, wie sie dafür kleine Programme
erstellen können.

>> Ein großer Nachteil (und der Punkt, der mich diese E-Mail formulieren
>> lässt) wäre, dass dadurch die Unabhängigkeit von der Herstellerin
>> gegebenenfalls nicht mehr gewährleistet sein könnte.
> 
> Das ist im Falle von Emacs wenig problematisch, weil die Sprache mit der
> Emacs erweitert wird ein Lispdialekt ist und Common Lisp ziemlich
> aehnlich ist.

Bei LibreOffice kann man Makros/Skripte auch in Python schreiben.

Das meine ich nicht.
Mein Problem ist eher, dass man sich (im Rahmen des Unterrichts) eben
auf eine Office-Umgebung einigt und somit eine bestimmte API beigebracht
bekommt.
Das heißt, wenn man außerhalb des Offices programmieren möchte, dann
muss man sich erst wieder neues Wissen aneignen,
um unabhängig von eingeschränkten Umgebung programmieren zu können.

>> Aber es gibt ja auch z.B. auch noch LaTeX oder Emacs (auch wenn hier
>> einige zurecht schmunzeln mögen)
> 
> ... *blinks*.
> 
> Ich muss dazu sagen, dass ich es nicht fuer didaktisch sinnvoll halte,
> Programmieren an sich ueber die sehr spezielle Domaene des Editierens
> von Text zu erfahren.  Man kann sehr gut im Bereich der Textverarbeitung
> rumhacken, aber das laesst sich nicht in jedem Fall in Fortschritt im
> Lehrplan umsetzen. 

Das ist eben eine der Fragen. Wobei ich denke, dass es möglich wäre dies
in einen Lehrplan zu gießen.

> Um wichtige Programmier-Konzepte zu erlernen, halte
> ich es noch immer fuer besser, mit visuellen Blocksprachen wie “Snap!”
> (http://berkeley.snap.edu) anzufangen. 

Kann man machen. Halte ich aber grundsätzlich eher sinnvoll für jüngere
Kinder. Ich gehe hier ja mindestens von 14/15 jährigen (wenn nicht sogar
von mind. 16 bis 18 jährigen) aus.

Allerdings bin ich selbst von solch visuellen Lösungen nicht mehr ganz
überzeugt, da ich mal eine interessante Überlegung dazu gehört habe.
(Ich mache mir jetzt nicht die Mühe die Quelle rauszusuchen.
Ich meine, die Überlegung stammt von Taylor Hornby)

Und zwar sei es durchaus sinnvoll Kinder schon richtige
Programmiersprachen beizubringen,
da sie - vor allem im jungen Alter - mit dieser Sprache im Alltag
konfrontiert wären.
Bsp. Bedingungen: _Wenn_ du das jetzt nicht lässt/machst/…, _dann_ gibt
es keinen Nachtisch.

Auch diese Hamster, Roboter, Käfer, etc. finde ich für junge Erwachsene
schrecklich und unter dem Niveau einer 9./10. Klasse.

> Was man dort lernt, laesst sich
> mit wenig Aufwand auf funktionale Programmierung mit Scheme (oder
> Clojure statt Java) oder mit etwas mehr Aufwand auf anderweitig
> strukturiertes Programmieren mit anderen populaeren Sprachen
> uebersetzen.

Ich muss mir echt mal eine funktionale Sprache aneignen.
Das könnte für Unterricht vielleicht auch interessant sein. ;)


Viele Grüße

-- egnun



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