Makroprogrammierung für Officeprogramme als erste Programmiererfahrung im Informatikunterricht

Erik 'egnun' Grun egnun at gmx.de
Do Mai 19 18:36:42 UTC 2016


Hallo Liste,

ich war heute so am Sein, da erwähnte ich in einem Gespräch,
dass ich Seinerzeit "Visual Basic for Applications" (VBA)
gelernt bekommen habe. Also natürlich nur die untersten Grundlagen,
weil ich war ja damals noch jung.
(Im Übrigen außerhalb der Schule und freiwillig - auch wenn ich heute
nicht mehr unbedingt stolz darauf bin ;P)

Daraufhin kam mir der Gedanke: Wäre es eigentlich vertretbar, wenn
man an Schulen im Informatikunterricht statt mit Java, mit
Makroprogrammierung für (Libre)Office-Programme anfangen würde.

Man würde also den SchülerInnen weiterhin Schleifen,
Bedingungsanweisungen, etc. beibringen, nur dass man eben direkt den
Anwendungsbezug hat, da man Hilfsprogramme z.B. für die Arbeit mit
LibreOffice erstellte.

In quasi allen Fächern fragen SchülerInnen häufig nach dem praktischen
Nutzen von dem Stoff, den sie gerade lernen.
Deshalb wäre ein Vorteil, dass die SchülerInnen den direkten
Anwendungsbezug hätten.
Sie kämen aus dem Informatikunterricht heraus und hätten,
egal wo es sie beruflich (oder privat) später einmal hinzieht, direkt
das wissen, um effektiver mit der benutzten Software zu arbeiten.

Besonders zu dem folgenden Punkt interessieren mich eure Meinungen.

Ein großer Nachteil (und der Punkt, der mich diese E-Mail formulieren
lässt) wäre, dass dadurch die Unabhängigkeit von der Herstellerin
gegebenenfalls nicht mehr gewährleistet sein könnte.

Dazu folgendes Zitat von der "Freie Software und Bildung"-Seite der fsfe.
_____
"Abhängigkeit: Wenn Kinder in der Schule lernen, Dinge auf eine
bestimmte Art und Weise zu tun, dann wird es für sie als Erwachsene
einfacher sein, so weiter zu machen und Dinge immer noch auf die selbe
Weise zu tun. Wenn Schulen den Kindern beibringen, sich auf proprietäre
Software zu verlassen, dann lehren sie die Kinder, von etwas abhängig zu
sein, wofür sie bezahlen müssen und was ihnen generell vom Teilen und
guten Willen innerhalb der Gesellschaft abrät. Wenn jedoch eine Schule
den Kindern beibringt, sich auf Freie Software zu verlassen, dann kann
diese Software dem Kind nicht verwehrt werden (selbst dann nicht, wenn
das Kind inzwischen herangewachsen ist) und es kann fortfahren, anderen
durch das Teilen der Software zu helfen.
Eine Schule die Freie Software verwendet und mit ihr lehrt, ist selbst
von jeglichen kommerziellen Interessen unabhängig." [1]
_____

Der Grund warum ich volviere, ist,
dass man die Kinder in diesem Fall in das eine konkrete Programm
einarbeiten würde und nicht wie es derzeit der Fall ist,
dass sie die allgemein die Programmiersprache lernen und
dann (theoretisch) selber entscheiden können wo und wie sie
die Sprache verwenden und anwenden.
Auf der anderen Seite wäre die eingesetzte Office-Software aber immer
noch Frei.

Ein weiteres Problem bestünde darin, zu entscheiden welche
Office-Software, man dann für den Informatikunterricht nähme.
Ich persönlich bin ein großer Freund von LibreOffice.
Aber es gibt ja auch z.B. auch noch LaTeX oder Emacs (auch wenn hier
einige zurecht schmunzeln mögen)


Aber wenn man sich nun dagegen entschiede mit Makroprogrammierung
im Unterricht anzufangen, wie sähe es dann aus mit einer
"AG Makroprogrammierung für Office-Programme"
(Ich lasse es hier mal offen, ob die SchülerInnen sich
selbst organisierten oder ob die Initiative von LehrerInnen
ausginge)
oder wenn man von extern an eine Schule käme und einen Kurs anböte?


Ich freue mich auf eure Ideen. :)

Viele grüße

egnun

P.S.: Bitte entschuldigt den langen Betreff.
      Mir fiel leider nichts besseres (kürzeres) ein.

---------
[1] https://fsfe.org/freesoftware/education/education.de.html



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