Freie Software in der Schule

Wolfgang Romey (woro) woro at wolfgangromey.de
Mi Feb 24 16:11:17 UTC 2016


Hallo Björn,

Am Mittwoch, 24. Februar 2016, 15:50:48 schrieb Bjoern Schiessle:
> Hallo Wolfgang,
> 
> On Wed, 24 Feb 2016 09:56:38 +0100 (CET) woro at wolfgangromey.de wrote:
> > Auch in der FSFE bin ich der Position begegnet, daß man bestimmte
> > Software nicht oder doch einsetzen müßte, weil die "Arbeitgeber" das
> > fordern oder weil man auf die beruflichen Anforderungen vorbereiten
> > muß. Diese Auffassung halte ich für falsch.
> > 
> > Wäre Sie richtig, gäbe es in der allgemeinbildenden Schule keinen
> > Literaturunterricht, keinen Politikunterricht, keinen
> > Geschichtsunterricht, keine Philosophieunterricht, keinen
> > Religionsunterricht, ... Schule hat(temal) die Aufgabe Bildung und
> > Mündigkeit zu vermitteln. Das gilt auch für die Berufsbildenden
> > Schulen, an denen es ja auch Politik- und Religionsunterricht gibt.
> > Für die Vorbereitung auf den Beruf gibt es die Berufsausbildung, die
> > die Arbeitgeber sich ja möglichst ersparen wollen, und die
> > Betriebliche Weiterbildung.
> > 
> > Der Einsatz von Freier Software in der Schule ist deswegen notwendig,
> > weil der Bildungsauftrag und die Erziehung zur Mündigkeit mit Freier
> > Software am wirksamsten zu erfüllen ist. Hinzu kommen noch die
> > wesentlichen sozialen Aspekte, wie z.B. keine Ausgrenzung durch
> > Kosten. Schüler, die im Bereich der Informationstechnik gebildet
> > worden sind, werden in der Lage sein, sich in beliebige Software
> > zügig einzuarbeiten. Das müssen sie im Verlauf ihrer Berufstätigkeit
> > immer wieder machen müssen.
> 
> Gute Argumente. Wobei ich denke, dass man die zwei Punkte auch nicht
> vermischen darf.
> 
> Der erste Schritt ist, dass Schule keine Produktschulung machen sollte.
> Die Schule soll Konzepte, Ideen, Denkmuster, etc. vermitteln. Man lernt
> im Mathe Unterricht ja auch nicht die Bedienung der gängigen Mathe
> Software aus der Industrie sondern Mathematik im allgemeinen.
> Diese allgemeine Bildung kann man grundsätzlich mit proprietäre Software
> oder Freie Software vermitteln. 

Aber eben nur grundsätzlich. Z.B. wenn man in der Lage ist, beim Einsatz 
proprietärer Software die sozialen Hürden zu beheben. Nur dann können die 
Schüler die Software auch daheim verwenden und nach dem Ende der Schulzeit 
weiter nutzen.
Mit Freier Software kann zudem ich ohne Probleme z.B. Textverarbeitungen 
vergleichen: Wie ist das bei Openoffice gelöst, wie bei Libreoffice, wie bei 
KWord, wie bei Abiword. Ich kann ganze GUIs vergleichen und daran Urteilskraft 
entwickeln: Wie ist das bei KDE gelöst, wie bei Gnome, wie bei ...
Der Vergleich von Windows und Mac OS dagegen scheitert schon an den Finanzen.
Es spricht auch nichts dagegen, die Schule mit Software auszustatten, die von 
Kind gerecht bis zu Ansprüchen eines Leistungskurses oder Ansprüchen der 
beruflichen Bildung reicht.

> Mit dem kleinen Vorteil von Freier
> Software, dass man da auch direkt an der Software lernen kann. Wie ist
> sie aufgebaut, wie kann ich sie verändern, etc. Welcher aber, je
> nachdem wie man den Unterricht am und mit dem Computer definiert, noch
> kein ausschlaggebender Vorteil sein muss.

Es ist aber ein Vorteil. Er eröffnet den Schülern zudem die Möglichkeit, 
selbständig beliebig in die Tiefe zu gehen. Mich erstaunt es immer wieder, was 
motivierte Schüler da leisten können.

> 
> Wenn das klar ist, dass es in der Schule nicht um Produktschulung geht
> sondern um allgemeine Bildung, dann kommt der nächste Schritt: Man muss
> beim Einsatz der Software keine Rücksicht auf die Industrie oder den
> späteren Werdegang der Schüler nehmen. Stattdessen kann man die
> Software einsetzen die zum allgemeinen Bildungsauftrag am besten passt.
> Das ist ganz klar Freie Software, aus den vielen guten Gründen die hier
> schon genannt wurden und dich ich nicht wiederholen will.
> 
> Viele Grüße,
> Björn

Aus meiner Sicht werden längerfristig gesehen auch die Anforderungen der 
Industrie und für den späteren Werdegang der Schüler besser erfüllt, wenn es 
gelingt, sie wirklich zu bilden und zu mündigen, kritikfähigen Bürgern zu 
machen. Das paßt allerdings nicht Allen ins Konzept; und ist zudem ein Stück 
Utopie.

Viele Grüße

Wolfgang
-- 
________________
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