Ausserordentliches Fellowshiptreffen in Duesseldorf - heute

RA Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Fr Apr 8 09:13:51 UTC 2016


Hallo,

ich glaube diese Antwort greift etwas zu kurz. Aber zur Begründung muss
ich etwas mehr schreiben.

Klarzustellen ist, das hier nicht das Ergebnis der in Rede stehenden
Entscheidungen diskutiert werden soll, sondern das Verfahren, in welchem
diese getroffen wurden.

Anfangen möchte ich damit, wie sich unsere Organisation nach außen hin
darstellt:

"Wir glauben an Kooperation und Transparenz." [0]

"Wir bekennen uns nachdrücklich zu den Prinzipien der Demokratie,
Transparenz, Pluralität, Konsistenz, Integrität und Zielgerichtetheit." [1]

"Die FSFE ist fundamental demokratisch. Alle Teile der FSFE --
Mitglieder des eingetragenen Vereins und Teammitglieder genauso wie
Fellows und Mitglieder der assoziierten Organisationen -- sind
eingeladen, aktiv am Entscheidungsfindungsprozess teilzunehmen." [1]

Es wurden drei auf einander aufbauende Entscheidungen getroffen:

1. Eine Neuausrichtung des Merchandisings.

Das Sortiment soll verkleinert werden. Ein Versand der Waren erfolgt von
Berlin aus per Paketen. Demgemäß werden auch die Materialien, die für
den Aufbau und Ausgestaltung des Standes zur Verfügung gestellt werden,
stark reduziert.

Wurde vor dieser Entscheidung das gut funktionierende Team, das den
Stand auf der FOSDEM betreut, befragt?

Wurden die Helfer, die die Stände auf der FrOSCon und der ORR betreuen,
hierzu angehört?

Mit wem wurde überhaupt diese Neuausrichtung diskutiert?

Wer außer einigen Führungspersonen hat an diesem
Entscheidungsfindungsprozess teilnehmen können?

Mir erscheinen diese Fragen rhetorisch; ich bin aber gerne bereit, mich
im Einzelnen eines Besseren belehren zu lassen.

2. Die Schließung des Büros in Düsseldorf.

Dieses wurde deshalb zuletzt größtenteils für Merchandise-Zwecke
verwendet wurde, weil zuvor bereits Aufgaben nach Berlin oder anderswo
hin verlagert worden waren. Daher erscheint zunächst diese Entscheidung
eine logische Konsequenz aus der vorgenannten.

Allerdings liegt das Büro zentral in einem "Fellows-Ballungsraum" und in
der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Deutschland. Es
ist also zu fragen, ob hier eine permanente "Anlaufstelle" nicht
sinnvoll ist?

Mit wem wurde diese Frage erörtert?

Auch war es sehr sinnig, dass das Team NRW hier über eine Postadresse
und einen Raum zum Treffen verfügt hat. Auch dieses wurde aber nicht am
Entscheidungsfindungsprozess beteiligt, sondern vor vollendete Tatsachen
gestellt.

Dass übrigens wesentliche Teile dieser Entscheidung, die beispielsweise
auch die Käufer der "Fanartikel" betreffen, bereits vollzogen worden
sind, die sogenannte "offizielle Ankündigung" aber noch auf sich warten
lässt, wirft auch ein interessantes Licht auf das Verfahren der
Entscheidungsfindung.

3. Rainers Entlassung.

Hier berufen sich die Führungspersonen der FSFE auf den Schutz des
Persönlichkeitsrechts des Betroffenen.

Dabei wird allerdings verkannt, dass auch der Umgang mit dem eigenem
Personal erhebliche Auswirkungen auf das Ansehen einer Institution und
ihre Glaubwürdigkeit hat. Kirchliche Einrichtungen und Gewerkschaften
sind hierfür wohlfeile Beispiele.

Die Personal-"politik" einer Organisation, die sich in personellen
Einzelmaßnahmen ausdrückt, kann und muss daher sehr wohl Gegenstand von
Erörterungen mit breiterer Beteiligung sein.

Auch bezüglich der Entlassung von Rainer ist festzustellen, dass der
Entscheidungsfindungsprozess im Lichte der verlautbarten Prinzipien
offensichtlich defizitär war.

Selbst wenn man bei der Personalentscheidung noch Verständnis für eine
Beratung und Entscheidung "im kleinen Kreis" haben mag, trifft dies auf
die Entscheidung, das Büro zu schließen, schon nicht mehr zu. Erst recht
hätte das neue "Merchandise"-Konzept in größerem Kreise diskutiert
werden müssen.

Zu berücksichtigen ist ferner, dass diese Defizite im
Entscheidungsfindungsprozess kein Einzelfall waren. Vorausgehende
"Affären" und entsprechende Ratschläge und Meinungsäußerungen waren
durchaus geeignet, insoweit für ein entsprechendes Bewusstsein bei der
Führung der FSFE zu sorgen. Es entsteht daher leider der Eindruck, dass
vorsätzlich eine aktive Teilnahme Dritter am
Entscheidungsfindungsprozess gemieden worden ist.

Die überhastete "Flucht der Führung vor dem Volke" war demgemäß nur das
"Tüpfelchen auf dem i".

Sie wirft aber eben auch ein bezeichnendes Licht darauf, für wie
relevant der Meinungsaustausch und das Gespräch mit dem Fellowship
erachtet wird.

Den Gang der Ereignisse habe ich bereits im Thread "Today's trip to
Düsseldorf" dargestellt.

Festzuhalten ist hier lediglich, dass Jonas bereits seit dem 31.03.2016
von der Einberufung des Fellowshiptreffen anlässlich des Aufenthaltes
von Matthias und ihm in Düsseldorf wusste.  Matthias hätte es am
gleichen Tage wissen können, hat eigenen Angaben zufolge aber erst am
Morgen des 04.04.2016 die betreffende E-Mail gelesen.

Gleichwohl wurde dann in voller Kenntnis der Einberufung des Treffens
und unter Änderung der ursprünglichen Planung der Kontakt mit den
Fellows an diesem Tage gemieden.

Dies darauf zurückzuführen, dass "einige Dinge aufgrund nicht zustande
gekommener Kommunikation ungünstig gelaufen" seinen, wird meiner Meinung
nach, unter Berücksichtigung des Vorausgegangenen, diesem Vorgang nicht
gerecht.

Ich habe großes Verständnis dafür, dass nun einige - nicht nur Johannes
- angesichts der eklatanten Diskrepanz zwischen verlautbarten Prinzipien
und tatsächlichem Verhalten ihr Engagement für die und in der FSFE
überdenken.

Leider erscheint mir die Bagatellisierung als bloßes technisches
Kommunikationsproblem nur allzu geeignet, diese Zweifel nicht
auszuräumen, sondern noch zu verstärken.

Es gibt ein "Kommunikationsproblem", das aber darin besteht, dass in der
FSFE die "fundamental demokratische, aktive Teilnahme am
Entscheidungsfindungsprozess" vorenthalten wird. Hieraus resultiert ein
ganz erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem.

Zu diskutieren ist daher, wie die Glaubwürdigkeit der FSFE kurzfristig
und nachhaltig wieder hergestellt werden kann.

Geschieht dies nicht, werden leider weitergehende Fragen zu diskutieren
sein.

Gruß
Michael

[0] https://fsfe.org/about/about.de.html
[1] https://fsfe.org/about/principles.de.html



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