Zwei Artikel im Tagesanzeiger

RA Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Mo Nov 9 14:59:26 UTC 2015


On 09.11.2015 14:54, Fabian Keil wrote:

>> Ich arbeite in einen Projekt mit, dessen Code unter einer libertären
>> Lizenz verbreitet wird (Apache OpenOffice). Für dieses Projekt werbe ich
>> in der Öffentlichkeit. Ich habe nicht den Eindruck, deswegen in der FSFE
>> "falsch" oder "nur geduldet" zu sein.
> 
> Stellen sich Vertreter vom OpenOffice-Projekt hin und verkünden
> dass Ihr (also auch Du) libertäre Lizenzen bevorzugt? Wenn nicht,
> wovon ich ausgehe, ist das auch meiner Sicht kein passendes Beispiel.
> 

Die Community kennt die Apache Lizenz, und die Freunde von LibreOffice
sorgen dafür, dass auch Interessierte erfahren, dass sie im Gegensatz zu
der von ihnen verwendeten Lizenzen eine libertäre ist. Ich wurde noch
gestern am Stand von einer Person entsprechend angesprochen, dass wegen
der Lizenz ja Unternehmen einfach von unserem Code abgeleitete Werke
unter eine proprietäre Lizenz stellen könnten und nicht zurückgeben
müssten etc.. Ich habe ihm dann erklärt, dass das im Falle von Apache
OpenOffice wegen der Komplexität des Codes gar nicht so einfach ist.

Die Lizenzfrage spielt also schon eine Rolle, auch wenn wir vom
Standpersonal diese nicht in den Vordergrund rücken. Die entsprechende
"Aufklärung" leisten ja schon unsere Freunde von LibreOffice.

Es wäre im Übrigen wahrheitswidrig, wenn ich behauptete, dass ich
libertäre Lizenzen bevorzugte. Es war nicht meine Entscheidung, dass die
Rechte an Apache übertragen worden sind. Aber ich bin Initial Committer
von Apache OpenOffice und gebe meiner Überzeugung Ausdruck, dass wir
infolge dieser Entscheidung "nicht schlecht gefahren" sind.

Ich denke sogar, dass für andere Apache Projekte eine copyleftlose
Lizenz durchaus angemessen ist und eine einheitliche Lizenz für alle
Apache Projekte nicht falsch ist. Ohne die Copyleftlosigkeit dieser
Lizenz hätten die Freunde von LibreOffice auch nicht zur MPL als der nun
von ihnen bevorzugten Lizenz wechseln können.

Eine Freie-Software-Gemeinschaft ist halt kein "Ponyhof" und
unterschiedliche Auffassungen in Lizenzfragen sollten einer
fruchtbringenden Zusammenarbeit in einem Projekt nicht entgegenstehen
(manchmal stehen aber unterschiedliche Lizenzen einer Zusammenarbeit von
Projekten im Wege, aber das ist eine andere Sache).

Wir sollten auch in der Freien-Software-Welt besser die Werte und
Haltungen in den Vordergrund stellen, die uns verbinden, und nicht die
eher nachrangigen Fragen dramatisieren, zu denen wir unterschiedliche
Auffassungen haben. Sonst besteht die Gefahr, dass wir nicht nur die
Leute, die wir erreichen wollen, abstoßen, sondern auch vom Wesentlichen
ablenken.

Jede Freie Lizenz ist gut und der Rest eine Frage der Pragmatik.

Wer für die Freiheit ist, kann sich der Toleranz, die beginnt, wenn es
"weh tut" - vorher ist es Gleichgültigkeit -, und dem Respekt nicht
versagen.

Und "Schwarz-Weiß-Malerei" ist eh' keine Strategie der FSFE.

Gruß
Michael





-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 198 bytes
Beschreibung: OpenPGP digital signature
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20151109/51f08dae/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de