Re: Die vier Freiheiten - Für die Mehrheit der Nutzer bedeutungslos?

Ferdinand Pöll fphome at live.de
So Nov 8 19:25:14 UTC 2015


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Hallo,

Am 08.11.2015 um 17:02 schrieb Wolfgang Romey:
> Ich habe es zu oft erlebt, daß Lehrer, von denen man eigentlich etwas
> kritischeres Denken erwarten sollte (man wird ja noch träumen dürfen),
> auf die geleckte Oberfläche von Apple abfuhren und die Geräte in der
> Schule einsetzten, ohne zu bedenken, daß sowohl die Hardware als auch
> die Software sehr teuer sind und für Schüler, die nicht begüterte
> Eltern haben, ein Problem sind. Teilweise hat man das durch Sponsoring
> gelöst, was aber ja nicht hilft, wenn die Schüler die Schule
> verlassen. Daß man sich mit Apple in ein Software- und Daten-Gefängnis
> begibt, war den Leuten egal oder unbekannt. Digitale Bildung: mangelhaft

An meiner Schule gab es vor 3 Jahren ein ein halbes Jahr andauerndes
Versuchsprojekt, bei dem zwei Klassen (Jahrgangsstufe 9) mit Tablets
ausgestattet wurden. Die Kosten dafür sowie für den Aufbau eines
Schüler-WLAN in betreffenden Teilen der Schulgebäude hat meines Wissens
das Land Hessen getragen. Man könnte nun vielleicht denken, man hätte
vorher geprüft, welche Geräte wohl am geeignetsten sein könnten
(Anforderungen wie Aufzeichnungsverwaltungen, Kooperation,
Synchronisation von Daten, Arbeit mit Stift, ...). Stattdessen führte
man aus heiterem Himmel eine Abstimmung unter Lehrern durch, welche
Geräte man einsetzen sollte. Und da die Werbung von Apple schon immer
insbesondere bei Laien sehr erfolgreich war, fiel die Abstimmung, wie zu
erwarten war, zugunsten von iPads aus. Erst nachdem die Blendung durch
die Marke vorüber war, hatte man bemerkt, dass andere Geräte vielleicht
besser geeignet gewesen wären, da durch die iPads nicht alle
Anforderungen erfüllt wurden. Natürlich schimpfen jetzt die altmodischen
Lehrer nicht auf die Probleme mit iPads, sondern auf die moderne
Technik. Das hat man ja mal wieder super hingekriegt!

Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass in Hessen das Schulfach
Informatik durch das Kultusministerium als nicht notwendig eingestuft
ist. Als offizielle Begründung wird dafür angeführt, dass Computer im
übrigen Unterricht bereits ausreichend eingesetzt würden und alle
Lehrkräfte dazu fähig wären, den Schülern informationstechnische
Grundkenntnisse zu vermitteln. Dass dies nicht der Fall ist, sollte
mittlerweile jeder bemerkt haben. Ich erinnere mich an die vielen
Unterrichtsstunden, an denen Lehrkräfte es selbst nicht geschafft haben,
Filme auf einfachen DVD-Spielern oder PCs (trotz Windows) zum Laufen zu
bringen. Hier mussten natürlich wieder die Schüler ran.

> > Das Problem an dieser Stelle ist meiner Meinung nach nicht nur,
> > dass zu wenig Aufklärung über offene Formate betrieben wird,
> > sondern auch, dass proprietäre Software wie bspw. Microsoft Office
> >  von der Benutzung von ODF abraten darf. Der durchschnittliche
> > Benutzer, der kein Hintergrundwissen dazu hat, nimmt diese Warnung
> >  von Microsoft Office natürlich dann für bare Münze.
>
> Klar wird zu wenig Aufklärung betrieben. Deshalb ist es ja so wichtig,
> eine kritische Masse von Leuten zu haben, die das machen können.

Für diesen Zweck stelle ich sicher, dass ich immer ein paar Flyer von
der FSFE zu freien Formaten, freier Software und DRM vorrätig habe, dass
ich sie verteilen kann, wenn Freunde über derartige Probleme stolpern.
Auch Sticker machen sich immer gut.

Um die digitale Bildung auch in ländlichen Regionen voranzutreiben,
halte ich es wichtig, insbesondere in Städten mit weiterführenden
Schulen und/oder Hochschulen Cryptoparties, Linux Presentation Days etc.
zu veranstalten. Dies ist im Rheingau meiner Meinung nach viel zu selten
der Fall.

Gruß

Ferdinand

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