Interview mit Breitband zu Finanzierung von Freier Software

Volker Grabsch v at njh.eu
Di Mär 17 07:57:45 UTC 2015


Hallo Matthias,

Matthias Kirschner schrieb:
> Hier eine Radio-Interview mit Deutschlandradio Kultur zur Finanzierung
> Freier Software:
> http://breitband.deutschlandradiokultur.de/fragile-sicherheit/
> 
> Rückmeldungen gerne hier auf der Liste.

Ich bin jetzt endlich dazu gekommen, mir das Interview einmal
anzuhören.

Insgesamt finde ich es sehr gelungen, die Antworten waren kurz und auf
den Punkt gebracht.

Bis auf die schwammige Formulierung "wirtschaftliche Anreize", die
Firmen dazu bringen sollen, mehr in die Sicherheit und Qualität ihrer
Software zu investieren.  Wir reden hier doch von empfindlichen
Strafen in Falle eine Datenpanne, richtig?  Oder hattest du noch
andere Modelle dabei im Sinn?


Inhaltlich fehlte mir ein Aspekt der Nachhaltigkeit: Nicht nur
Finanzierung, sondern auch Aufbau eine Community ist wichtig.  Damit
von vornherein das Projekt auf mehrere Schultern aufgeteilt ist.
Gerade bei sehr weit verbreitetem Code sollte das immer möglich sein.

Dazu muss der Hauptentwickler natürlich Arbeit abgeben können, und
anderer Leute Kompetenzen anerkennen, ohne dabei die Code-Qualität zu
beeinträchtigen.  Das misslingt vielen.  Neben GnuPG seien auch
ImageMagick oder die JPEG-Library als Beispiele genannt.  Die besten
Programmierer sind nicht immer die besten Projektleiter.

Andererseits haben es auch einige eher schwierige Persönlichkeiten
geschafft, eine Community um sich herum aufzubauen, selbst in
Security-Projekten.  OpenBSD ist ein bekanntes Beispiel dafür.

Wo das nicht gelingt, braucht man wahrscheinlich eine Doppelspitze.
Das gibt es ja auch in der Wirtschaft, dass es einen technischen und
einen organisatorischen Leiter gibt.  Meist steht der organisatorische
über dem technischen Leiter, aber auch andersrum funktioniert es.
Hauptsache, es ist entweder geklärt.  Doch auch auf sowas muss man
sich natürlich erstmal einlassen.

Damit will ich die Finanzierung natürlich nicht in den Schatten
stellen.  Denn auch in einer Community muss es mindestens eine Person
geben, die Verantwortung übernimmt: schwierige Entscheidungen in
letzter Instanz trifft, ständiges Refactoring und Cleanup voran
treibt, und die besonders ekligen Bugs behebt, um die sich niemand
freiwillig kümmern mag.  Und das ist mindestens ein Teilzeit-Job.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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