FSFE Newsletter – November 2014

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Di Nov 11 15:03:48 UTC 2014


 = FSFE Newsletter – November 2014 =

[ Online lesen: https://fsfe.org/news/nl/nl-201411.de.html ]

 == München: Fakten sind stärker als Fiktion ==

Die Stadt München betreibt auf mehr als 15.000 Arbeitsplatzrechnern
Freie Software und hat dabei über 11.000.000€ gespart[1]. Während der
Migration auf Freie Software haben sie ihre heterogene IT an 51
Standorten mit 1000 IT-Angestellten und 22 IT-Abteilungen konsolidiert.
Trotz dieser Herausforderungen sind die meisten Benutzer mit der
Migration zufrieden und sagen, dass sie nicht zurück wechseln wollen[2].
Und all das geschah im Vorgarten von Microsofts deutscher Hauptzentrale.

Wenn einem der Erfolg Freier Software in München nicht passt, was könnte
man tun? Man könnte mit Emotionen spielen und Gerüchte darüber streuen,
dass die Münchner IT-Leute weder den Interessen der normalen Benutzer
noch denen der Exekutive Beachtung schenkt. Natürlich müsste man dabei
ganz vage bleiben und darauf hoffen, auch ein paar dieser Stimmen
hervorzulocken, die sowieso immer unzufrieden sind – aber das ist ein
leichter Weg, um den schon geschafften Prozess zu diskreditieren. Und
genau das ist in den letzten Monaten in München mit den Bemerkungen der
neuen Bürgermeister Dieter Reiter (SPD, Sozialdemokraten) und seinem
Vize Josef Schmid (CSU, Christdemokraten) geschehen. Einige
Kommentatoren haben über eine Verbindung zwischen dem Umzug von
Microsofts Hauptzentrale von Unterschleißheim nach München und der
Aussage Reiters, bei diesem Deal geholfen zu haben[3], spekuliert. Da
Microsoft der größte Steuerzahler in Unterschleißheim[4] war, wird
München finanziell stark davon profitieren.

Aber sie scheinen den Erfolg Freier Software in München unterschätzt zu
haben. IT-Experten aus ihren eigenen politischen Reihen haben ihre
Stimme erhoben, um sie zu korrigieren[5] und andere haben ihre
irreführenden Aussagen aufgedeckt[6]. Darüber hinaus spiegeln die
Kommentare der Bürgermeister nur einzelne Meinungen wider. Münchens
politische Unterstützung für GNU/Linux ist stark und das Geld, das die
Stadt spart und durch die Nutzung von GNU/Linux, LibreOffice/OpenOffice
und den KDE-Desktop auch weiter einsparen wird, ist ungemein bedeutend.
Wenn Freie Software sogar eine solche Schmutzkampagne der Bürgermeister
übersteht, zeigt das, dass sie gekommen ist, um zu bleiben. Liebe Freie
Software-Gemeinschaft: /Seid stolz darauf und sagt es weiter!/ Aber ruht
Euch nicht aus, der nächste Angriff wird subtiler sein.

 == Richtlinie für Offene Standards auf EU-Ebene ==

Aber die Antwort auf die Anfrage beinhaltet einen anderen kritischen
Punkt: Das Problem der Dokumentformaten. Der Münchner IT-Verantwortliche
stellte fest, dass die deutschen Bundesländer und die Bundesregierung zu
Beginn der Migration die Wichtigkeit von Freier Software und Offenen
Standards betont haben, aber danach nie konsequent diesen
eingeschlagenen Pfad weiter verfolgt haben.

In Deutschland blockiert das Fehlen eines klaren Grundsatzes über Offene
Standards die öffentliche Verwaltungen, wenn sie auf Freie Software
umsteigen wollen. In den letzten Jahren haben andere europäische Länder
wie Großbritannien, Frankreich, Italien und Schweden mehr dafür getan,
Freie Software und Offene Standards zu fördern.

Auf Europäischer Ebene hat der frühere Münchner Bürgermeister die
Europäische Kommission darum gebeten, zwei Maßnahmen zur Teilhabe mit
Freier Software an EU-Projekten umzusetzen[7]: Erstens sollten alle
Dokumentvorlagen, die in Microsoft Office-Formaten vorhanden sind, auch
im Open Document Text-Format (ODT) vorhanden sein. Zweitens dass alle
Präsentationsnotebooks in den EU-Institutionen auch ein Programm
installiert haben, mit dem man Open Document Präsentationen (ODP)
anzeigen kann. Das war im Jahre 2011 und die europäischen Gremien haben
sich lange Zeit davor gesträubt, Grundsätze für Offene Standards
einzuführen.

 == Prüfung zur Einhaltung Offener Standards ==

Wenn sich eine Einrichtung für eine Richtlinie entscheidet, die Offene
Standards enthält, so ist das nur der erste Schritt. Es ist nötig, diese
Entscheidung zu prüfen und die Institution daran zu erinnern. Im Jahr
2010 haben unsere Fellows in Köln und Bonn als Aktivität zum Document
Freedom Day die Bundesverwaltungen auf die Probe gestellt, ob sie die
Entscheidung, ODF empfangen, bearbeiten und senden zu können, auch
umsetzen[8]. Die FSFE kam zu dem Ergebnis, dass nur 2 der 87 Abteilungen
diese Regeln einhalten. Dieser Sachverhalt zeigt die Wichtigkeit,
unnachgiebig zu sein und die Umsetzung von solchen Regeln zu
kontrollieren. Lesen Sie auch „Werde aktiv“ aus dieser Ausgabe mit
spezifischen Vorschlägen, wie man in wenigen Minuten behilflich sein
kann.

 == Etwas gänzlich anderes ==

- Wir suchen wieder nach Praktikanten, besonders bei der Vorbereitung
  des Document Freedom Day[9]. Wir haben aber auch eine allgemeine
  Praktikumsstelle ab Anfang Januar zu besetzen[10]. Als Max Mehl diese
  Nachricht las, veröffentlichte er einen kurzen Bericht seines
  Praktikums bei der FSFE[11].

- Zusammen mit der italienischen Verbrauchervereinigung ADUC und der
  italienischen Gruppe ILS[12] haben wir die Aufsichtsbehörde gebeten,
  konkrete Schritte zu unternehmen, damit die italienischen Bürger nicht
  mehr gezwungen werden, für Software zu bezahlen, die sie weder wollen
  noch brauchen.

- Lokale Aktivitäten: Unsere Fellowship Gruppe aus Wien hatte ihren
  bisher aktivsten und erfolgreichsten Herbst. Franz dokumentierte, wie
  die Gruppe an drei großen Veranstaltungen dem Software Freedom Day,
  der größte deutschsprachige Konferenz für Tierrechte und dem Game City
  Fair[13] teilnahm. Christian Kalkhoff von unserer Gruppe in München
  gab eine Präsentation über die Aktivitäten der Gruppe am GNU Hackers
  Meeting. Die Videoaufzeichnung ist jetzt online abrufbar[14]. Wenn Sie
  bei der Organisation der LibreOffice Konferenz 2015 mithelfen wollen,
  Carsten Agger sucht noch Helfer, da seine Gruppe in Århus bei dieser
  Veranstaltung mithilft[15].

- Spoiler-Alarm: Die letzte Ausgabe der Neuigkeiten aus dem
  Bildungsbereich erwähnen auch den anstehenden Document Freedom Day
  2015[16].

- Öffentliche Verwaltung: Die Stadt Gummersbach kündigte an, dass sie
  diesen Sommer den Umstieg auf GNU/Linux-PCs erfolgreich beendet
  hat[17]. Die Healthwatch-Organisationen in England, die Teil des
  dortigen Gesundheits-/Krankenkassensystems sind, wechseln zu
  CiviCRM[18]. Eine Freie Software-Lösung, die ursprünglich für die
  Regierung in Südtirol geschrieben wurde, um automatisch Webseiten der
  Administration zu prüfen, wird jetzt auch dazu genutzt, um die Seiten
  der Tourismus-Anbieter der Region unter die Lupe zu nehmen[19].

- Unsere Schwesterorganisation lädt Freie Software-Befürworter zur libre
  planet Konferenz 2015[20] in die USA ein. Des weiteren ist die
  Nominierung für die 17. Free Software Awards eröffnet[21] und Sie
  können Ihre Vorschläge bis zum Sonntag, den 16. November, einreichen.

- Matthew Garret schrieb einen Blogbeitrag über die Hintergründe seines
  Beitritts zum Rat der FSF[22]. Einige der Kommentare, die er erhielt,
  sind unangenehm beleidigend und Ihr Autor hofft, dass Matthew sie
  einfach ignorieren kann. Bezug dazu hat der Artikel „über die
  Krankheit unserer Gesellschaft“[23] von Jonathan Corbet. Wie immer
  gilt: Wenn Sie Kommentare dazu haben, schicken Sie sie an unsere
  Diskussions-Listen[24].

- Vom FSFE Planet[25], der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:

    - Computer ziehen in die Modebranche von verschiedenen Richtungen
      ein. Der derzeitige Praktikant Michele Marrali schreibt über
      MeshCon 2014, eine Konferenz, die Modedesigner und Technologie-
      Experten zusammen bringt.[26].

    - André Ockers berichtet, dass der niederländische öffentliche
      Sender NOS Abstand von Offenen Standards nimmt[27].

    - Matija Šuklje leistete seinen ersten Codebeitrag zu KDE und
      schreibt über die Treuhänderische Lizenzvereinbarung der FSFE[28].

    - Daniel Pocock berichtet über positive Ergebnisse des Outreach-
      Programms für Frauen[29]

    - Hugo Roy erklärt, wie er eine Defensivpublikation für die
      synchronisierte Dateiverschlüsselung von ownCloud verfasste[30].


 == Werde aktiv: Fix my documents – ODF in der europäischen Verwaltung ==

Die Institutionen der europäischen Union haben noch einiges zu tun, um
die Barrieren für die Nutzer Freier Software abzubauen. Zusammen mit dem
Open Forum Europe (OFE) traf sich Ihr Autor mit den IT-Verantwortlichen
der Kommission, des Rats und des Parlaments. Wir besprachen unseren
Brief über Video Formate[31] und die „FixMyDocuments.eu“-Kampagne. Diese
wurde vom OFE ins Leben gerufen, um den Institutionen der EU dabei zu
helfen, ihre Entscheidung, offene Dokumentformate zu unterstützen[32],
umzusetzen. Freiwillige Helfer der FSFE haben die Webseite bereits in
mehrere Sprachen übersetzt. Jetzt ist es aber an der Zeit, selbst aktiv
zu werden.

Wir bitten Sie, /Einrichtungen in der europäischen Verwaltung zu finden,
die nicht-freie Formate auf deren Webseiten anbieten/, ohne gleichzeitig
diese Dokumente auch als ODT anzubieten, und diese dann bei uns zu
melden[33].

Desweiteren ermutigt und unterstützt das OFE jeden, der über die
Plattform auch andere Verwaltungen abdecken will.

Mein Dank geht an alle Ehrenamtliche[34], Fellows[35] und Spender der
FSFE,[36] die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE

-- 
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  1. https://joinup.ec.europa.eu/node/106341
  2. http://www.computerwoche.de/a/wohin-steuert-linux-in-muenchen,3043464,2
  3. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-11/reiter-muenchen-spd/komplettansicht
  4. http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen-lk-nord/unterschleissheim-umzug-nach-muenchen-microsoft-prueft-neue-standorte-2766978.html
  5. https://joinup.ec.europa.eu/community/osor/news/munich-city-council-shields-limux-against-mayor
  6. https://fsfe.org/news/2014/news-20141016-01.de.html
  7. https://blogs.fsfe.org/mk/prasident-des-deutschen-stadtetags-an-europaische-kommission-mehr-fur-freie-software-einsetzen/
  8. https://fsfe.org/news/2010/news-20100803-01.de.html
  9. https://fsfe.org/news/2014/news-20141017-01.de.html
 10. https://fsfe.org/contribute/internship.de.html
 11. http://blog.mehl.mx/2014/my-internship-at-fsfe/
 12. https://fsfe.org/news/2014/news-20141017-02.de.html
 13. https://blogs.fsfe.org/franz.gratzer/2014/10/23/three-autumn-events-2014/
 14. http://audio-video.gnu.org/video/ghm2014/2014-08--kalkhoff--fsfe--ghm.webm
 15. https://blogs.fsfe.org/agger/2014/10/22/announcing-the-libreoffice-conference-for-2015-in-aarhus-denmark/
 16. https://blogs.fsfe.org/guido/2014/10/free-software-in-education-news-%E2%80%93-september/
 17. https://joinup.ec.europa.eu/node/105069
 18. https://joinup.ec.europa.eu/node/104519
 19. https://joinup.ec.europa.eu/community/osor/news/tyrol-government-shares-test-tool-industry
 20. https://www.fsf.org/blogs/community/registration-opens-for-libreplanet-2015
 21. https://www.fsf.org/news/the-free-software-foundation-opens-nominations-for-the-17th-annual-free-software-awards
 22. http://mjg59.dreamwidth.org/33455.html
 23. http://lwn.net/Articles/615192/
 24. https://fsfe.org/contact/community.de.html
 25. http://planet.fsfe.org
 26. https://blogs.fsfe.org/puster/2014/10/14/meshcon-2014/
 27. https://blogs.fsfe.org/ao/2014/10/28/dutch-public-broadcaster-moves-away-from-open-standards/
 28. http://matija.suklje.name/my-very-first-commit-to-kde
 29. http://danielpocock.com/positive-results-from-opw-2013
 30. http://hroy.eu/posts/owncloud-encryption-defpub/
 31. https://fsfe.org/news/2014/news-20140326-02.de.html
 32. http://ec.europa.eu/dgs/informatics/oss_tech/pdf/2011-07-25_ares.pdf
 33. http://fixmydocuments.eu/?page_id=9
 34. https://fsfe.org/contribute/contribute.de.html
 35. http://fellowship.fsfe.org/join
 36. https://fsfe.org/donate/thankgnus.de.html
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