Der Qabel Schwindel

Paul Hänsch paul at fsfe.org
Do Jun 12 11:38:23 UTC 2014


Torsten Grote <Torsten.Grote at fsfe.org>, Thu, 12 Jun 2014 10:00:10 +0200:
> gestern hat eine neue Initiative Namens Qabel große Aufmerksamkeit
> erregt. Die Idee ist es ein “schlüsselfertiges Ökosystem mit echtem
> Datenschutz” zu bauen:

Hmm... Ich war gerade auf der Seite und ich muss sagen, ich beobachte
das mit einer Art grotesker Faszination.

Technologisch sieht das Gerät dort ausgezeichnet aus. Die Entwickler
sind den äußerst mutigen Schritt gegangen, sich von Webtechnik zu
entfernen, weil dieser fundamentale Probleme mit
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu eigen sind. Das ist lobenswert, und
wird vor Allem dadurch ermöglicht, dass paketbasierte
Softwareinstallationen, wie sie auf *nuxen schon lange üblich und dank
Android jetzt auch verbreitet sind, gegen die gemeinen Webapplikation
konkurrenzfähig sind, was die Einfachheit beim Aufsetzen angeht.
Zu einem Grad nehme ich ihnen auch ihre Kompromisslosigkeit beim
technischen Entwurf ab und die "Abhörschnittstelle" hat mir ein sehr
breites schmunzeln entlockt.

Den Gedankengang hinter dem Lizenzierungsmodell kann ich ... nun ja,
nachvollziehen, auch wenn ich mich der Argumentation nicht anschließe,
bzw. mit Besorgnis auf etwaige Hintergedanken blicke.

Was *wirklich* mies ist, ist dass sie sich erdreisten, ihre Software
als frei und Quelloffen (bzw. sogar "OpenSource") zu bezeichnen und
dadurch Verwirrung stiften. Das könnte insbesondere der Arbeit der FSFE
massiv schaden.

Das ironische ist, dass sie von Dienstanbietern für die Plattform
verlangen, dass diese ihre Zuarbeit als "Freie Software" anbieten, da
fragt sich nach welcher definition.

> Merkwürdig ist auch: "Die Software ist, um sie vor Investoren zu
> schützen, zum Patent angemeldet."

^^ Und das ist nun wirklich eine dicke Nuss. Hier sehe ich eine extreme
Gefährdung von alternativen - tatsächlich Freien - Implementierungen
der Qabel-Kommunikationsschnittstellen. Sogar komplette nachbauten oder
verschlüsselte Kommunikation z.B. auf Basis von XMPP könnte dadurch
betroffen sein.
Dies könnte schlimmstenfalls dazu dienen, die Plattform zu
monopolisieren und jeden Ansatz einer sicheren verteilten Plattform zu
zerstören. Vorzugsweise würde ich hier Ungeschick unterstellen, nicht
Böswillen.
Die Vertrauenswürdigkeit des gewählten Patenttreuhänders muss man
nicht, kann man aber in Frage stellen.

-- 
Paul Hänsch                     █▉            Webmaster, System-Hacker
                              █▉█▉█▉
Jabber: paul at jabber.fsfe.org    ▉▉     Free Software Foundation Europe
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 836 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20140612/622f2570/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de