Selbstständig machen mit freier Software

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Sa Jul 5 14:28:37 UTC 2014


Hallo David.

Am 05.07.2014 06:06, schrieb David Rabel:
> Mittlerweile ist freie Software so erfolgreich, dass es doch
> Geschäftsmodelle geben sollte, die auch funktionieren, wenn man den
> Quelltext jedem frei zur Verfügung stellt, sobald er einmal
> geschrieben wurde.

Ich kenne zwei große Geschäftsmodelle, die direkt mit freier Software zu
tun haben.
Beide begründen sich darauf, etwas zu machen was (so) nur deinem
Auftraggeber direkten Nutzen bringt und für jeden anderen nicht.

Die klassischen Geschäftsmodelle auf Basis freier Software sind:

1. Support
2. Anpassung / Spezialsoftware


Auch kleine Unternehmen brauchen eine stabile, lauffähige
Softwareumgebung. Ob das freie oder proprietäre Software ist, spielt für
das Unternehmen zunächst einmal eine untergeordnete Rolle. Wenn du gut
genug bist, ein Unternehmen zu seiner Zufriedenheit mit (zumindest
überwiegend) freier Software auszustatten und dann noch die Vorteile von
freier Software (und freien Dateiformaten) kennst und gut kommunizieren
kannst, dann hast du einen echten Wettbewerbsvorteil.
Und Support-Tätigkeiten sind prinzipiell schwer 1:1 auf andere Firmen
übertragbar, so dass hier der Auftraggeber wohl auch wenig Probleme
damit hat, wenn du in dem Zuge erstellte Konfigurationen oder ähnliches
dann öffentlich machst.

Dann eben den Bereich in dem eine Software erstellt wird, die von den
Rahmenbedingungen her niemand anderem als deinem Auftraggeber nützt weil
z.B. eine Spezialmaschine gesteuert wird, ein spezieller Arbeitsablauf
im Unternehmen automatisiert wird oder die Software alleine der
Komplexität wegen schlichtweg ohne Support des Autors nicht zu verstehen
ist.
Solche Software kann man oft auf Basis freier Komponenten schneller
erstellen und eine freie Veröffentlichung ist für den Auftraggeber kein
Nachteil. Oft wird dann noch ein Werkvertrag gemacht, der dir verbietet
eine gleichartige Software auch noch einem Mitbewerber anzubieten oder
aktiv an der Implementierung beim Mitbewerber zu helfen, so dass der
Mitbewerber nie in den Genuss des Supports durch den Autor kommt.
Dennoch hast du freie Software produziert, die andere nutzen können. Und
du kannst bei diesem Vorgehen auch auf allerlei vorhandene freie
Software zurückgreifen.


Das sind die klassischen Fälle in denen dem Auftraggeber die Lizenz der
Ergebnisse egal ist und daher nichts dagegen spricht, alles mit freier
Software zu machen.


Ich selbstständig mit einer kleinen Webhosting-Firma. Wir setzen bei uns
nur freie Software ein und haben einige selbsterstellte Sachen
veröffentlicht, wobei bei uns der oben genannte Fall eintritt: Das ist
alles so speziell, dass es niemand anders unverändert einsetzen kann.
Jeder ist aber schon durch die Lizenz eingeladen, die Codes anzuschauen
und daraus Sachen für sich abzuleiten.

Gruß,
Bernd

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