Friendica & Co.

Volker Grabsch v at njh.eu
Di Feb 25 10:17:27 UTC 2014


Paul Hänsch schrieb:
> Volker Grabsch <v at njh.eu>, Thu, 20 Feb 2014 13:06:07 +0100
> > Aber beim Überfliegen der Installationsanleitungen für
> > Red Matrix und Friendica musste ich staunen:
[...]
> Ich muss dir leider in vielen Punkten zustimmen. Robert übrigens zum
> Teil auch.
> 
> Ich habe mir mehrere Lösungen von verteilten sozialen Netzwerken
> angeguckt aber überzeugt hat mich keins. Und ja, die meisten leiden
> unter technischen Problemen. Ich werde natürlich weiterhin nicht
> aufgeben, schon weil ich das Thema so unheimlich wichtig finde.

Vielleicht fehlt hier auch einfach der nächste Evolutions-
Schritt. Soziale Netzwerke sind zeitfesselnd (eher wie Spiele),
aber keine besonders guten Tools. Die guten Organisations-Tools
sind nicht wirklich fesselnd (auch wenn Redmine schon sehr
schick ist). Da fehlt vielleicht wirklich noch ein konzeptueller
Durchbruch.

Und wenn der kommt, und zwar aus den "Hacker-Kreisen" und nicht
den großen Firmen (ja, der Übergang ist fließend), dann haben
"wir" vielleicht wieder eine Chance, gegen Facebook & Co.
anstinken zu können.

Okay, genug gesponnen.

> Warum klemmt so etwas? Zum einen natürlich Geld. Für junge Entwickler
> die sich als Studenten aus Idealismus in ein solches Projekt stürzen
> ist es wirklich schwierig hinterher Gewinn-Modelle zu finden ohne
> zentralistische Komponenten einzuführen. Und selbst das Geld aus
> Kickstarter-Aktionen ist irgendwann verbraucht, besonders wenn man sich
> mit seinen Gehaltsvorstellungen der Peer-Pressure in der Startup-Szene
> hingibt.

In dem Zusammenhang fällt mir das Social-Swarm-Projekt ein,
das im - ich glaube - Digitalcourage-Umfeld entstanden ist.
Das waren vor allem Nicht-Techniker, sodass ich eine kleine
Hoffnung hatte, dass sie sich auf bislang vernachlässigte
Bereiche stürzen würden, wie Werbung, Fundraising, Freiwillige
langfristig zu motivieren, etc.

Ich weiß gar nicht, ob aus dieser Initiative irgendwas
geworden ist.

> Bei all dem
> um-die-Wette Programmieren hält aber kaum jemand inne, um einmal einen
> reinen Protokollstandard zu entwerfen. Ganz ohne die negativen
> Einflüsse einer ggf. suboptimalen Implementierung, geschweige denn mit
> dem Anspruch sich beim Protokollenwurf von Eigenschaften der
> Programmiersprache zu lösen.

Das stimmt. Aber ganz unabhängig von einer Referenz-Implementierung
kann man Standards auch nicht entwerfen, zumindest keine
Praktikablen. Das haben selbst die großen Standardisierungs-
Gremien der Industrie gelernt.

> Flache, einfach zu implementierende Protokolle wie wir sie als HTTP oder
> SMTP kennengelernt haben stehen nicht mehr im Geist der Zeit

Stimmt so nicht. Eine moderne Erscheinung ist "REST", das zwar
von vielen recht eigenwillig interpretiert wird. (Auch von mir.)
Aber da liegt wieder die Betonung auf einfache, einheitliche,
flache Requests und Replies.

> Ein erfolgreicher Versuch ein Austauschprotokoll für soziale Netzwerke
> zu schaffen ist mir bekannt: OAuth. OAuth bietet viele Features, die an
> sich genügen würden um eine Föderierung zu ermöglichen.

Ich hätte hier eher an XMPP gedacht.

> What!? Ach richtig. Auffällig an Oauth ist das Fehlen eines Mechanismus
> zur Peer-Discovery. Auf welcher Site ist mein Buddy jetzt? JohnDoe at ...
> at was? Da ist kein @ in der ID, keine Möglichkeit den Dienstanbieter
> zu einer Person zu finden oder die URI der Protokollschnittstelle zu
> ermitteln.

XMPP würde dieses Problem lösen. Allerdings müsste man wohl noch
etliche XEPs schreiben, um das weiter voran zu bringen. Wobei
ich glaube, dass es einige XEPs gab, die schon in die Richtung
gingen.

> Wir müssen etwas Tun, und wir müssen es besser tun als hunderte von
> studierten Entwicklern vor uns!

Vielleicht brauchen wir nicht nur junge, enthusiastische, frisch
studierte Entwickler, sondern zusätzlich etliche "erfahrene" und
"alte" Entwickler?

("erfahren" im Sinne von: Mindestens eine Software mindestens
5 Jahre lang entwickelt und gepflegt. "alt" im Sinne von >= 40 Jahre)

Wobei ich jetzt nicht weiß, wie jung oder alt die bisherigen Teams waren.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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