Re: Idee: Entwicklung eines Betriebssystem füreuropäischen Verwaltungen

Robert Kehl rk23 at fsfe.org
Sa Dez 20 16:47:31 UTC 2014


Am 20.12.2014 um 17:02 schrieb BBiwy:
> Nur weil ich (wohl) einen Fehler gemacht habe, bei einem Aspekt [von dem es
> scheinbar keine Definition, was Hochsicherheit ist, gibt] den ich nur als
> weitere(!) Möglichkeit zum Einfliessen in das Konzept eingebracht habe, ist
> die ganze Idee auf einmal schlecht und deckt sich nicht mehr mit den Zielen
> der FSFE?

Das sagt ja keiner. Deine Gedankengänge sind nur in Teilen von dem
entfernt, was die FSFE für richtig und wichtig hält.

> Und wenn der Quelltext veröffentlicht ist, kommt eine Organisation die sagt,
> wie unsicher die Software ist. 

Was prima wäre, wenn es denn vorher nicht aufgefallen ist.

> Vielleicht sollte man mal es ein bisschen ernsthafter an gehen und nicht zu
> Tode diskutieren, um dann mit all den Unwägbarkeiten, die es zur Folge hat,
> zu leben.

Die von Dir vorgeschlagene Entwicklung eines eigenen OS ist ein
Riesenprojekt - sieh' Dir die Entwicklungsgeschichte anderer OS an und
wie sie wieder gestorben oder nie zum Leben gekommen sind. Sowas will
vorherig gut überlegt sein.

Es hindert Dich aber auch niemand daran, das Projekt zu beginnen,
Mitstreiter zu finden, Programmierer, Administratoren, Tester, etc. pp.
und das Ding auf die Beine zu stellen. Ich persönlich sehe keinen großen
Sinn darin, ein weiteres Linux zu erfinden, was in ca. 10 Jahren
marktreif sein kann - in der Dekade kann ganz andere und mehr Arbeit
getan werden, z. B. Gnu Hurd rausbringen, Wollmux in Debian bringen,
Suse und Redhat zu apt bewegen, den Leuten beibringen, dass NTFS ein
bescheidenes Dateisystem ist, den Chefs beibringen, dass Exchange und
Sharepoint keine Lösungun, sondern Probleme sind, den Apple-Fanboys den
goldenen Käfig von i{phone,pad,os,*} aufzeigen, usw. usf.

> Heisst kritisiert weiter schön Microsoft und Andere, lebt damit weiter, aber
> sagt nicht, wir fordern mehr Einsatz von freier Software. Denn auf der einen
> Seite wird freie Software gefordert, aber auf der anderen Seite gibt es
> (alternative) Ideen, welche die freie Software fördert und diese werden
> abgelehnt. Ein Tod müsstet ihr sterben.

Machen wir auch weiter schön, keine Bange - da geht uns der Stoff selten
aus. :-) Und Du bist gerne eingeladen, mitzumachen. Komm' doch mal auf
einem Fellowship-Treffen vorbei.

Was die Leute, die freie Software für sehr wichtig finden, aber nicht
machen müssen, ist ein Konzept gut finden, das in mehreren Punkten
wirklich krankt. Für seine Überzeugungen einzustehen, heißt gerade
nicht, einen Tod zu sterben um eines ungeliebten Kompromisses wegen.

> Mit der Antwort und dem darin enthaltenen Link [3] von Volker Grabsch am 20.
> November um 15:45 [4] versuche ich es mal selbst zu beantworten. Das im
> Zitat genannte Vorgehen, also das ich Quelltext in EUPL/GPL schreiben darf
> und intern verwende bzw. nur einem begrenzten Kreis gebe (eben dem Sieger
> der (darauf folgenden) Ausschreibung) ist in Ordnung, richtig?

Das wäre in Ordnung, wenn auch nicht immer sinnvoll. LiMux geht diesen
Weg eben gerade nicht - sie veröffentlichen WollMux, geplant ist die
Offenlegung nicht nur des SourceCodes der Desktop-Anwendung WollMux,
sondern auch die Programmierungen im Backend.

Eine solche Veröffentlichung erfordert aber einen nicht geringen Anteil
an Nachsorge. Es reicht eben nicht aus, einfach einen Klumpen SourceCode
irgendwo auf einen FTP-Server zu schmeissen und dreimal zu verlinken. Es
gehört, will man ernst genommen werden, eine anständige Dokumentation
und personelle Nachsorge, wenn Nutzer die Software verwenden wollen und
(unweigerlich) auf Fehler und Schwierigkeiten stoßen. Die Stellen dafür
wollen beschafft und bezahlt werden - u. U. ein Punkt, den manchen
Auftraggeber davon abhält, seinen SourceCode zu veröffentlichen. In
Zeiten, in denen der öffentliche Dienst immer mehr machen soll, aber
programmatisch schrumpfen muss, nur zu verständlich.

Mit fröhlichem Gruß

Robert Kehl





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