Zu viel Auswahl [war Re: Frage über wirklich freie Linux Distributionen]

Volker Grabsch v at njh.eu
Sa Aug 17 22:12:30 UTC 2013


Marco Maske schrieb:
> Verrückt finde ich auch diese "Sichtveränderung" bei der Vielfalt.
> Ob ein Auto oder eine Waschmaschiene, es gibt massenhaft Hersteller mit 
> unzähligen Modellen und diese wiederum in zahllosen individuellen 
> Ausstattungen, Farben, Zubehör. Diese Vielfalt ist doch eigentlich 
> normalität, auch in der Natur bei Menschen, Tieren, Pflanzen.
> Evolution durch Vielfalt und Spezialisierung.

Nicht nur das. Im professionellen Bereich wird diese
Vielfalt sogar künstlich geschaffen, wo sie nicht
natürlich entsteht!

Beispielweise müssen die operativen Systeme der Flugsicherung
hohen (Ausfall-)Sicherheitsstands genügen und werden deshalb
redundant ausgelegt. Das bedeutet jedoch nicht, dass zwei
baugleiche Systeme nebeneinander stehen, sondern _verschiedene_
Systeme nebeneinander. Denn was nützt ein Backup-System, wenn
es die gleichen systematischen Fehler aufweist, und im Ernstfall
genauso schnell ausfällt wie das Hauptsystem, und zwar aus genau
dem gleichen Grund?

Deshalb will man dort Diversität haben. Da die Software-
Entwicklung hochspezialisiert ist, gibt es keinen großen
Markt. Die Vielfalt kann hier kaum auf natürliche Weise
entstehen, sondern die Flugsicherung muss aktiv dafür sorgen,
dass die entsprechende Zweit- und Drittsysteme entwickelt
werden - möglichst auf unterschiedlichen Technologien
basierend.

Übrigens, das geht in dem Bereich sogar soweit, dass
Untersuchungen angestellt werden, ob die Linux-Distributionen
genügend Diversität bieten. Denn schließlich benutzen die
alle im Wesentlichen den gleichen Kernel und die gleichen
Basis-Komponenten im System.

Auf professionellem Level stellt sich die Frage daher
genau anders herum:

Genügt es, unterschiedliche Spezial-Software auf
unterschiedlichen Linux-Distros laufen zu lassen, oder
muss ganz andere System wie *BSD oder Solaris heranziehen,
um den Ansprüchen an Diversität gerecht zu werden?

(Auf der anderen Seite gibt es natürlich Bestrebungen,
die Systemvielfalt zu begrenzen, damit das Systemhaus
alle vorhandenen Systeme auf hohem Niveau betreuen kann.
Dennoch: Standardisierung und Diversität müssen Hand in
Hand gehen.)


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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