Zu viel Auswahl [war Re: Frage über wirklich freie Linux Distributionen]

Sven Reissmann sven at 0x80.io
Sa Aug 17 11:43:10 UTC 2013


Hallo Theo,

meiner Meinung nach kommt die von Dir angesprochenen Vielfalt bei den
meisten "Otto Normal-Verbrauchern" garnicht an. Diese erfahren von
GNU/Linux durch Freunde oder Veranstaltungen und landen dann relativ
schnell bei den 3-5 grossen Distributionen. Dass es noch 1000 weitere
gibt ist nebensaechlich.
Ich persoenlich bin allerdings froh, die Wahl zu haben, da ich Software
gerne von Sourcen baue und Tiling-Windowmanager verwende. Das kann mir
keine der grossen Distris bieten - und das waere auch nicht was das
Zielpublikum dieser benoetigt.

Das Problem, weshalb GNU/Linux oder auch die BSD's es nicht in den
PC-Markt schaffen, liegt meiner Meinung nach nicht in der Vielfalt,
sondern vielmehr im Wunsch und der gewohnheit der Nutzer, unfreie
Software zu verwenden. Im Home-Client-Markt sind das Spiele und im
Bussiness-Markt z.B. Steuersoftware, SAP, usw.
Es beginnt schon mit Kleinigkeiten, wie kaputten Formatierungen in
Office-Dokumenten, die einem im geschaeftlichen Umfeld das Leben
erschweren - vorallem weil fuer alle anderen man selbst das Problem ist
und nicht die unfreie Office-Suite.

Gruss, Sven.

--
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On 08/17/2013 11:20 AM, theo.schmidt at wilhelmtux.ch wrote:
> Am 15.08.2013 13:47, schrieb manfbraun at manfbraun.de:
> ...
>> Aus meiner Sicht ist einer der Gründe, das es derat [ja,
>> geradezu abartig] viele Distributionen gibt, einer der Gründe,
>> warum Linux scheitert. Selbst ich als Linux-User und mit
>> 30 Jahren IT kann [und will??] das nicht wirklich verstehen.
> ...
> 
> Verstehen kann man es schon, aber es löst das Problem nicht. Objektiv
> ist die Vielfalt wertvoll, genau wie es gut ist, dass es z.B. viele
> Apfel- oder Kartoffel-Sorten gibt.
> 
> Aber gerade der Vergleich mit Lebensmitteln zeigt den subjektiven
> Nachteil auf. Tests in Läden haben ergeben (kann mich leider nicht
> erinnern wo gelesen), dass eine zu grosse Vielfalt abschreckt, weil es
> Arbeit ist, aussuchen zu müssen, und verunsichert, weil man immer das
> Gefühl hat, sich vielleicht doch für das falsche entschieden zu haben.
> Der Test sagte, dass ein Laden, der z.B. alle verfügbaren Apfelsorten
> oder sonst was auflegt, nicht mehr verkauft, sondern weniger. Abgesehen
> von Spezialitäten-Läden, welche Leute anziehen, die gerade die ganze
> Auswahl haben möchten.
> 
> So geht es mir mit Linux auch. So viele Distributionen und
> Untervarianten und trotzdem bin ich (heute) mit keiner ganz zufrieden
> und weiss vor allem nicht, ob nicht doch XY besser für mich wäre. War es
> früher lustig, immer alle verfügbaren auszuprobieren oder zumindest
> Testberichte zu lesen, ist das für mich heute eher lästig, eben Arbeit.
> 
> Dazu kommt die schnelle Wandlung bei den Distributionen selbst.
> Angefangen hatte ich mit SuSE und KDE, damals einen sicheren Wert. SuSE
> verkorkste es für mich damals durch immer schlechter funktionierende
> Anbindung von USB-Geräten, KDE durch den zu grossen Sprung auf Version
> 4. Mit Ubuntu und Gnome war ich ein paar Jahre glücklich, bis mich
> ebenfalls zu grosse Neuerungen wegtrieben. Eine neue "Heimat" habe ich
> immer noch nicht gefunden, probiere dieses und jenes aus, ohne damit
> glücklich zu werden, obwohl jede Distribution für sich genommen super ist.
> 
> Wie viel einfacher hat es doch der Windows oder Mac-User. Es gibt da
> zwar auch allerhand Varianten, aber der User merkt davon wenig. Wenn es
> nur um die "User-Experience" ginge, würde ich kaum Linux verwenden und
> propagieren. Aber für "Otto Normal-Verbraucher" und aus diesem
> zusammengesetzte Organisationen, zählt eben vor allem diese "User
> Experience", Preis, Sicherheit, Freiheit usw. sind sekundär.
> 
> Das ist wohl ein wichtiger Grund, weshalb Linux auf dem PC-Desktop nicht
> über 1% oder so Marktanteil kommt. Und eine der Stärken von Linux "unter
> der Haube" mit einem viel grösseren Marktanteil, dürfte wohl sein, dass
> Kernel und Grundsystem selber, obwohl sich ständig verändernd, doch fast
> immer gleich bedient werden kann, die wesentlichen Kommandos der
> GNU-Prgramme ändern sich kaum.
> 
> Viele Grüsse, Theo Schmidt
> 
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