Software [X] ist Freie Software geworden

RA Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Fr Nov 16 09:16:05 UTC 2012


Am 15.11.2012 23:50, schrieb Robert Kehl:
> Am 15.11.2012 10:42, schrieb RA Stehmann:
>> Freie Software thematisiert die Freiheit des Nutzers. Wenn "Code" "Law"
>> ist, dann fordert Freie Software Transparenz und Privatautonomie.
> 
> Soweit so gut, bis auf Code = Law. Schreibt aber ein RA, daher nehme ich
> das mal als branchentypisch hin.

"Code is Law" ist nicht meine Erfindung (aber ein guter Denkansatz).
> 
>> Freie Software hat daher in erster Linie den Nutzer (und dessen
>> Freiheit) im Fokus, während Open Source den Entwickler adressiert. Open
>> Source ist danach ein Modell, möglichst im technischen Sinne "guten"
>> Code zu entwickeln.
> 
> Open Source bedeutet, dass der Quellcode eines Programms offen ist.
> Natürlich können nur Leute, die ihn verstehen, also Entwickler, ihn
> deuten und beurteilen, aber deshalb addressiert ein "Open
> Source"-Gedanke dennoch die gesamte Gesellschaft.

Ich hoffe, ich habe in meinem Posting klar genug zum Ausdruck gebracht,
dass der Begriff "Open Source" unterschiedlich verwandt wird. ESR
verbindet mit der Verwendung des Begriffs sicherlich andere Intentionen
als z.B. Bruce Perens.

Bei ESR ist "Open Source" ziemlich klar ein Kampfbegriff gegen "Freie
Software". Er geißelt letzteren als "ideologisch" und macht für "Open
Source" Pragmatismus geltend.

Hinzu kommt, dass manche, die den Begriff "Open Source" verwenden,
Copyleft als ideologisch motivierte Freiheitseinschränkung ablehnen.
Hiermit setzt sich mein Posting auseinander.

Wenn Du persönlich den Begriff "Open Source" vorziehst und ein Freund
der GPL bist, dann wirkt das auf mich zwar etwas merkwürdig, ist aber
für mich noch ganz ok.
> 
>> Verbunden mit einer "Ideologie der Pragmatik" bei den Apologeten von
>> Open Source führt dies dazu, dass sich Entwickler durch Copyleft in
>> ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen.
> 
> Du bist kein Entwickler, richtig? Ich schon, und fühle mich durch die
> GPL *befreit*, nicht eingeschränkt. Ich kenne eine Menge Leute, die das
> genauso sehen.
> 

Meine bescheidenen Eleborate stelle ich ebenfalls unter die GPLv3 or any
later version.

>> Ihnen ist nämlich nicht primär ein Anliegen, die Freiheit des Nutzers zu
>> fördern, sondern möglichst im technischen Sinne "guten" Code zu
>> schreiben und hierdurch Anerkennung und auch ein Auskommen zu finden
>> (was ja als solches nichts Schlechtes ist). Um mehr geht es ihnen aber
>> nicht, alles andere ist für sie abzulehnende "Ideologie".
> 
> Sorry, Michael, aber das ist Bullsh*t - auf der Ebene argumentierst Du
> jetzt weiter und urteilst alle Entwickler ab zu geldgierigen Gut-Codern,
> um dann auf die bösen Hacker zu kommen.
>

Ich spreche halt mit einigen Leuten und versuche heraus zu bekommen, wie
die so "ticken" und Gespräche beispielsweise mit BSDlern sind da sehr
interessant.

Ich habe zur Kenntnis genommen, dass es selbstverständlich auch
Entwickler gibt, die ihren Code unter Copyleft-Lizenzen stellen. Es gibt
auch unter Entwicklern selbstverständlich auch Idealisten (und es ist
auch deren gutes Recht, mit ihrer Kunst ein Auskommen zu suchen).

Es ging mir um die Denkweise von Leuten, die "Open Source" bewusst als
Gegenbegriff zu Freier Software einsetzen und die Copyleft "verteufeln".

> In der Welt lebe ich nicht, meine Freunde nicht, und ein Großteil der
> Menschheit meines Erachtens nach auch nicht. Keine Diskussionsgrundlage
> für mich. Grrr.

Das ist ja gut, aber es gibt eben auch nette und umgängliche Leute, die
"Open Source" sagen, weil "Freie Software" für sie böse Ideologie und
die Copyleft prinzipiell ablehnen und meinen, ihre Anschauungen seien
"freiheitlicher". Mit denen muss man sich halt auch gelegentlich in
aller Freundschaft auseinandersetzen und dazu muss man erst einmal
seinen eigenen Standpunkt reflektieren und dann versuchen, zu verstehen,
wie diese Leute denken und warum sie so denken.

> Nehmt es hin, Ihr Nicht-Programmierer da draußen: Es gibt unter uns
> bösen/guten Programmieren welche, die es *geil* finden, dass Source Code
> offengelegt ist, und die es *cool* finden, wenn eigene Projekte unter z.
> B. der GPL stehen und jeder Mensch des Planeten ihn einsehen und u. U.
> sogar benutzen darf. Unbelievable, but true.
> 

Oh ja, da gibt es erfreulicherweise eine Menge von. Aber es gibt eben
auch welche, die Copyleft prinzipiell ablehnen und das sind auch gute
Programmierer.

Gruß
Michael

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 262 bytes
Beschreibung: OpenPGP digital signature
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20121116/709ac296/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de