Gutes Interview mit Torsten Grote zu FreeYourAndroid in der TAZ

Henry Jensen hjensen at gmx.de
Fr Mär 23 23:31:54 UTC 2012


On Fri, 23 Mar 2012 17:21:11 +0100
Fabian Keil <freebsd-listen at fabiankeil.de> wrote:

> Ich finde es befremdlich, dass im Interview und auf
> http://fsfe.org/campaigns/android/liberate.en.html
> die Entfernung von proprietärer Software aus dem Betriebssystem
> mit der Befreiung des Telefons gleichgesetzt wird. 
> Im von der Kampagnen-Seite verlinkten Artikel von RMS steht
> ausdrücklich, dass auf den ihm bekannten Mobiltelefonen die
> Firmware zu großen Teilen unabhängig vom Betriebssystem agieren
> kann und ein freies Betriebssystem somit keine Kontrolle über
> das Telefon garantiert:
> http://www.gnu.org/philosophy/android-and-users-freedom.html

Ich sehe keinen Widerspruch zwischen dem Artikel von RMS und der "Free
Your Android" Kampagne. Beide sagen deutlich, dass es 100%ige Freiheit
nur mit der Android-Distibution "Replicant" gibt.

Es wird auch deutlich auf der FSFE-Seite gesagt, dass CyanogenMod
unfreie Treiber und Firmware benutzt.

Die Empfehlung ist: Wenn man eines wenigen Geräte besitzt, die Replicant
unterstützt (z. Zt. m. E. vier), dann soll man Replicant nutzen.

Hat man keines dieser Geräte dann sollte man CyanogenMod benutzen,
CyanogenMod unterstützt z. Zt. 57 Geräte. Auf diesen Geräten bietet
CyanogenMod die größtmögliche Freiheit, auch wenn es nicht 100% sind.

M. E. ist dies in etwa vergleichbar mit einem Ubuntu mit proprietärem
Grafikkarten-Treiber. CyanogenMod ist z. Zt. ein Kompromiss zwischen
größtmöglicher Freiheit auf möglichst vielen Geräten und gerade so viel
unfreie Firmware wie nötig, damit das Gerät auch sinvoll benutzbar ist.
Das Endziel ist natürlich 100% Freiheit, aber das ist leider noch nicht
überall möglich.

Die FSF ist da etwas konsequenter und empfiehlt ausschließlich 100%
freie Software, also nur Replicant. M. E. bringt diese ausschließliche
Empfehlung aber nichts, wenn man ein Smartphone hat, welches von
Replicant nicht unterstützt wird.


On Fri, 23 Mar 2012 18:46:48 +0100
Joker Germany <spam.an.joker at googlemail.com> wrote:
 
> Ich finde, das man an die Geschichte anders rangehen sollte.
> Ich habe Sorge, dass die FSFE mit ihrer “nur freie Software “ schiene die
> Leute eher abschreckt und sich ins “das sind doch nur Spinner“ abseits
> befördert...

Das Risiko, dass man als Spinner abgetan wird hat man immer. Da gab es
vor 200 Jahren so ein paar Spinner in den USA, die meinten
tatsächlich, dass Freiheit universell für alle Menschen gilt, egal
ob schwarz oder weiß. Für die weiße Schicht in den Südstaaten eine
vollkommen abwegige Vorstellung.

Wie oben dargestellt ist die FSFE durchaus pragmatisch und schlägt auch
praktikable Lösungen vor. Einige Leute in den Schwesterorganisationen
der FSFE sind da durchaus resoluter. Die FSFE schlägt da einen Weg ein,
mit der sie ernst genommen und eben nicht als Spinner klassifiziert
wird.

> Gegen properitär sollte man meiner Meinung nur dort wettern, wo (Quasi)
> Monopole die Menschen in die Abhängigkeit treiben...
> Beim Rest sehe sich die FSFE eher in der passiven informativen, helfenden
> Rolle...

Das wäre aber m. E. ein totales Aufweichen der Positionen und zudem
inkonsequent. Für Freiheit setzt man sich immer ein, und nicht nur
dort, wo die Unfreiheit für jeden offensichtlich ist. Um mal wieder
eine Analogie zu bringen: Würdest Du auch vorschlagen nur in Diktaturen
gegen Überwachung zu protestieren, in Demokratien aber, die
Überwachungsgesetze einführen die Füße still zu halten, weil man sich ja
sonst lächerlich machen könnte?













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