Quiz: Wer sagt was - Wahlprüfsteine zu Freier Software

Henry Jensen hjensen at gmx.de
Do Mär 22 14:40:44 UTC 2012


Hallo Matthias,

On Thu, 22 Mar 2012 07:49:08 +0100
Matthias Kirschner <mk at fsfe.org> wrote:

>   "Es ist das gute Recht, dass bei unfreier Software der Hersteller das
>   Monopol besitzen darf, das eigene Produkt vor Manipulation zu
>   schützen. [...] Es kann nicht das Ziel sein, unfreie Software komplett
>   abzuschaffen, indem man politisch darauf Druck ausübt." 

Das ist in der Tat ein Hammer. Nun wird ja so getan, als hättest Du
wahllos aus dem Zusammenhang gerissen. Ich denke eher, Du hast nur an
der Spitze des Eisberges gekratzt.

Die Aussagen zu den Fragen 1b) und 4b) finde ich tatsächlich noch
unglaublicher.

1.b. Planen Sie, gezielt kleine und mittelständische
Freie-Software-Unternehmen zu fördern; und wenn ja, wie? 

"Aktiv sehen wir in der Privatwirtschaft nicht den primären
Handlungsbedarf, in die geschäftlichen Praktiken von Unternehmen
Einfluss zu nehmen. Unternehmen müssen in gesunder Konkurrenz
zueinander stehen. Die Geschäftsmodelle gibt es und durch Innovation
können diese auch mit anderen Software- Unternehmen konkurrieren. Eine
politische Einflussnahme hätte Subventionscharakter. ...  Eine
politische Einmischung an dieser Stelle könnte fatale Folgen haben."

Zunächst habe ich das Gefühl, dass die Frage nicht verstanden wurde. Es
geht ja nicht um innere Einmischung, sondern um Förderung - z. B. bei
der Vergabe von Aufträgen. Die Förderung freier Software steht immerhin
im Parteiprogramm.

Und kein Handlungsbedarf auf geschäftliche Praktiken Einfluss zu
nehmen? Mal weg vom Freie-Software-Thema: Weg mit Lebensmittekontrollen
in der Gastronomie, denn diese nehmen ohne Frage Einfluss auf
Geschäftspraktiken. Ob Textilhersteller in Entwicklungsländern Kinder
arbeiten lassen hat die Politik auch nicht zu interessieren. Ja,
sämtliche Aufsichtsbehörden können wir einsparen. Da haben die Piraten
ja ein riesiges Sparpotenzial entdeckt (vorsicht, Ironie).


4.b. Plant ihre Partei herstellerunabhängige Grundlagenschulung statt
Produktschulung fördern? 

"Die Idee klingt gut, sollte aber nicht von einer politischen Partei
gesteuert werden. Hier sind eher wieder die Unternehmen gefragt, die
kreativ ihr Geschäftsmodell umsetzen möchten. Die Piratenpartei
Saarland würde solche Innovationen unterstützen. Es geht hier mehr um
Überzeugungsarbeit aus Richtung der Politik, die Entscheidung darüber
müssen die Verantwortlichen dann selbst treffen."

Sorry, aber jetzt hakt es wohl ganz aus. Bildung sollte nicht aus der
Politik heraus gesteuert werden, sondern von Unternehmen? So einen
unglaublichen Blödsinn erwartet man ja noch nicht mal von
Hardcore-Neoliberalen.

Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob die Piraten im Saarland von der FDP,
der BITKOM oder ganz einfach von Verrückten unterwandert worden sind.
Gerüchteweise sind zwei der Kandidaten bei SAP. Aber selbst das
erklärt nicht diese nicht nur unsäglichen sondern auch unglaublich
inkompetenten Aussagen.




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