Quiz: Wer sagt was - Wahlprüfsteine zu Freier Software

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Do Mär 22 13:30:24 UTC 2012


Hallo Matthias.

Am 22.03.2012 12:34, schrieb Matthias Kirschner:
> Hat ein Unternehmen das Recht? Hat es auch das Recht, Daten von Bürgern
> zu sammeln und ihre Privatsphäre zu verleten um wirtschaftlich Erfolg zu
> haben? Haben Unternehmen das Recht ihre Produkte mit DRM so zu
> vertreiben, dass die Anwender keinerlei Kontrolle mehr darüber haben?

So lange es Transparenz und Alternativen gibt sehe ich da kein Problem.

Vielleicht sehe ich das etwas naiv, aber ich sehe die Anforderung an die
Politik darin, in diesem Fällen Transparenz sicherzustellen, nicht die
Firmen an dem zu hindern was sie tun.

Wenn sich Leute bewusst entscheiden, dass sie den Verlauf Ihres Lebens
zukünftig bei Facebook dokumentieren wollen, dann sollen sie das tun,
das stört mich nicht.
Was mich stört ist, dass öffentlich-rechtliche Medien massiv Werbung für
Facebook machen und dass es Hochschulen gibt die Studenten Vorteile
einräumen wenn sie bei einem solchen Anbieter angemeldet sind (z.B.
zusätzliche, dort verbreitete Materialien).

Genauso bei Payback oder ähnlichen Modellen: So lange mich keiner nötigt
dort mit zu machen stört es mich auch nicht.


> Wir hätten die Telekom ja auch privatisieren können
> ohne alle möglichen Regeln und es dem "Markt" überlassen können.

Hätte man probieren können. ;-) Bei Mobiltelefon und Internet-Zugang hat
das eigentlich erstaunlich gut funktioniert, da sind Mitbewerber
durchaus konkurrenzfähig und bringen die Telekom dazu sich selbst was
einfallen zu lassen.

Nein, im Ernst, ich finde zur Transparenz gehört auch Kommunikation. Und
wenn Kommunikation als hoheitliche Aufgabe gesehen würde hätte ich da
gar nichts dagegen.


> Aber warum haben wir im Softwarebereich eigentlich fast keine? [Regulierungen]

Meine ehrliche Meinung: Weil es in der Praxis leider zu wenig
Komplikationen gibt. Die berechtigte Kritik an proprietärer Software ist
langfristiger Natur. Der Leidensdruck am Status quo was zu ändern ist
bei zu vielen Leute nicht gegeben, "es funktioniert doch".
Dass sich z.B. alte Dokumente nur noch mit Einschränkungen öffnen lassen
wird als gegeben akzeptiert und nicht in Frage gestellt.


Wobei ich hier bei allem Engagement für Freie Software vielleicht nicht
auf der selben Linie bin wie viele andere hier. Ich finde offene und
Freie Standards ungleich wichtiger als Freie Software.
Sobald zweifellos und herstellerunabhängig definiert ist wie eine
Software sich gegenüber anderen Software-Komponenten zu verhalten hat,
würde ich das schon sehr begrüßen. Zur Wahlfreiheit der Anwender gehört
dann auch, sich zwischen freier und unfreier Software zu entscheiden.

Gruß, Bernd

-- 
Selbst ein Trabi mit 26 PS hat mehr Power als die SPD.
  -  Renate Künast (Berliner Grüne)

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