Dradio Wissen Interview zu Status Freier Software in Deutschland

Christofer König koenig at agu-management.de
Fr Mär 2 16:05:09 UTC 2012


Hallo,

ich war von 2003 bis 2011 Lehrbeauftragter für das Fach "Informatik"  an 
der Fachhochschule Münster (Fachbereich Chemieingenieurwesen) tätig. Zu 
Beginn habe ich dort den Umgang mit Microsoft Office gelehrt. Nachdem 
dann aber die Version 3.0 von Open Office verfügbar war, habe ich die 
Lehrveranstaltung auf Open Office umgestellt. Dies war noch möglich, da 
die Datenverarbeitungszentrale der Hochschule auch Open Office auf dem 
PC-Pool installierte, wenn auch unter Windows. Ebenso wollte ich den 
Studenten Linux näher bringen und die Studenten zumindest 4 
Unterrichtsstunden damit beschäftigen. Aber obwohl die überwiegende 
Mehrzahl der Administratoren in der Datenverarbeitungszentrale selber 
unter Linux arbeitete, war es dieser nicht möglich mir Linux zur 
Verfügung zu stellen. Es war nicht einmal erlaubt mit einer 
Life-Distribution wie Koppix an den Rechnern zu arbeiten. Dabei habe ich 
in den letzten 2 Jahren selber meinen beruflichen Arbeitsplatzrechner 
(Laptop in Dockingstation) auf Linux umgestellt und damit auch die 
Vorlesung präsentiert.
Ich habe beruflich mit vielen Hochschulen und auch Kommunen zu tun. Ich 
stelle dabei leider immer wieder fest, dass selbst dort wo man 
eigentlich erwarten sollte das sich Linux am ehesten durchsetzt, eine 
Stagnation eingetreten ist. Zwar betreiben viele der Administratoren an 
den Hochschulen ihre Server überwiegend mit Linux und sie selber 
arbeiten auch oft auf dem Desktop damit, aber sobald man sich außerhalb 
des Expertenumfeldes bewegt ist Windows das OS der Wahl. Ausnahmen 
bilden hier lediglich die Fachbereiche rund um "Informatik". Als einen 
wesentlichen Grund dafür habe ich die "Campus-Lizenzen" ausgemacht, da 
diese oft so günstig sind, dass bei den klammen Mitteln der Hochschulen 
dort kein Anreiz besteht "Linux" zu nutzen. Selbst die Studierenden 
kommen heute damit sehr günstig an Ihr legales Windows 7 und ihr MS 
Office. Das hat Microsoft sehr clever angestellt.
In ihrer Jugend nutzen sie Windows über die Lizenz des Rechners den sie 
gekauft haben, in der Hochschule werden sie mit günstigen Lizenzen 
versorgt und wenn sie später im Beruf tätig sind, spielen die 
Lizenzkosten kaum noch eine Rolle, da die Leute so an Windows gewöhnt 
sind, dass ein "Umlernen" auf ein freies Betriebssystem der Firma im 
ersten Moment mehr Kosten und Aufwand verursacht als Nutzen.
Und den Umlernprozess sollte man nicht unterschätzen. Ich arbeite seit 6 
Jahren an Linux-Servern, aber der Umstieg auf dem Desktop hat mich ein 
3/4 Jahr gekostet bevor ich mich dort so heimisch gefühlt habe wie 
vorher auf meinem Windowsrechner. Dennoch möchte ich den Schritt nicht 
missen, denn Linux überrascht mich selbst heute immer wieder mal und die 
Community z.B. bei Ubuntu ist großartig und sucht ihresgleichen ;-)

Gruss

Christofer König



Am 02.03.2012 16:21, schrieb Joker Germany:
> Ich hab mich bei einer Berufsschule als Azubi für FAchinformatiker 
> Systemintegration beworben.
> Habe gefragt:
> Wird hier was mit Linux gemacht?
> Antwort:
> Wir bekommen von Microsoft die Lizenzgebühren geschenkt, aber 
> vielleicht können sie in ihrem Abschlussprojekt etwas mit Linux machen.
> Damit war für mich die Stelle gegessen, später kam dann sogar die 
> Zusage, die ich abgelehnt habe...
>
> Am 2. März 2012 16:02 schrieb "Roland Häder" 
> <r.haeder at will-hier-weg.de <mailto:r.haeder at will-hier-weg.de>>:
>
>     Hallo,
>
>     auch an Schulen kommt freie Software teilweise zum Einsatz:
>     GeoGebra z.B. habe ich bei uns an der Schule gesehen (ich bin dort
>     "Hilfsadmin"). Firefox nutzen auch viele (Schueler und Lehrer
>     gleichermassen). Aber das "OS" ist weiterhin Windows XP/2000.
>     Letzteres gibt es eine Volumenlizenz fuer, ersteres weiss ich nur
>     so viel, dass es ein paar Einzellizenzen gibt.
>
>     Office ist leider M$ 2k, kein LibreOffice, Adobe Flash/PDF Reader
>     und PhotoShop (kein GIMP) kommen zum Einsatz. Fuer eine
>     "Blender-AG" ist zum Glueck Blender installiert, nicht Maja oder
>     dergleichen.
>
>     Und natuerlich muessen die Server M$ 2003 sein, obwohl ein
>     Linux-System als Fileserver (wo die Images + Installationsdateien
>     drauf sind) ausreichen wuerde.
>
>     Es gibt z.B. noch SkoleLinux ( http://www.slx.no/ ) und wird wohl
>     auch an vielen deutschen Schulen eingesetzt, den Link dazu kann
>     ich gerade nicht finden, es sind aber auch viele deutsche Schulen
>     darunter.
>
>     Im Grossen und Ganzen: Gemischt, Windows ist ueberall
>     "reingewachsen", Linux wohl eher der Exot (ausgenommen viele Unis
>     vielleicht).
>
>     So mein persoenlicher Eindruck davon.
>
>     VG,
>      Roland
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