Rolle des Staates war:[Re: Guter Artikel bei Heise zu Secure Boot]

theo.schmidt at wilhelmtux.ch theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Mi Jan 25 11:26:10 UTC 2012


Am 25.01.2012 01:55, schrieb JokerGermany:
> So mach ich es auch, allerdings muss man meiner Meinung nach dafür schon
> sehr hartgesotten sein.
> Denn DIR wird lange nachgesagt, dass du das aber installiert ist, wenn
> es Probleme gibt.
> DU bist dann eine der wenigen Ansprechpersonen wenn es Probleme gibt.

Genau das stelle ich auch fest. Und während ich früher noch 
einigermassen klar kam, werden die Linux-Distros immer unübersichtlicher 
(v.a. die neuen Desktop Umgebungen), und mit einiger Hardware 
inkompatibler. Es gelingt mir meistens, eine 95% gute Installation zu 
machen, bei der aber dann etwas fehlt, was die Nutzniesserin unbedingt 
benötigt. Also doch zum Profi, und solche gibt es hier recht wenige und 
sie sind entsprechend überlastet.

...
> Meiner Meinung Meinung nach müsste da der Staat viel regulierender
> eingreifen gegen das Monopol.

Genau das finde ich auch. Den Firmen wie Microsoft und Apple kann man 
keinen Vorwurf machen, wenn sie die Spielregeln des Kapitalismus 
ausnützen. Hingegen Regierungen, Verwaltungen und Parlamenten, wenn sie 
uns BürgerInnen nicht von den Auswüchsen schützen - oder noch schlimmer 
sogar mitmachen.

...
> 3.
> Aufhören der Bildungseinrichtungen des Staats sich von Microsoft
> bestechen zu lassen und auch mal weiter denken als bis zum nächsten
> Laternenpfahl.

Genau. Ich bringe es nicht fertig, in meiner Gemeinde, in meinem Kanton 
oder meiner Universität mehr als kosmetische Verbesserungen zu 
erreichen. Wobei es auch an mir liegt, ich gehe nicht besonders 
geschickt vor.


> Es fängt schon damit an, dass es mit OpenOffice eben Interface Probleme
> für den normalen User gibt...

Das ist mein aktuelles Problem bei der Uni Bern. Die Verwaltung will die 
Arbeitszeiterfassungstabelle nicht im ODS-Format zur Verfügung stellen, 
dafür aber neben XLS neuerdings in XLSX, was deutlich schlechter ist 
(Libre Office braucht z.B. 5 Minuten um das XLSX zu öffnen, gegenüber 1 
Minute bei XLS).

...
> Solchen Leuten kann ich schlicht und einfach guten Gewissens kein Ubuntu
> schmackhaft machen, weil der User darauf vorbereitet werden muss.

Das ist ein weiteres Problem. Ich habe einen Linux-Interessenten 
"verloren" weil ich es nicht schaffte, eine genügend windows-ähnliche 
Umgebung einzurichten, wie das mit KDE 3.5 noch einfach möglich war. 
Wobei das nicht der einzige Grund war; er kam auch mit Open Office nicht 
ganz zurecht. Hat z.B. nicht begriffen, dass wenn er eine 
Impress-Präsentation exportiert und die Bilder weder einbettet noch 
mitgibt, diese nicht angezeigt werden können. Aber eben, "schuld" ist 
für ihn GNU/Linux, obwohl ich ihm zeigte, dass er es mit einem 
PDF-Export leichter als mit MS-Office hätte lösen können. Das 
Grundproblem ist also, dass selbst sehr intelligente Leute sich weigern, 
die grundlegensten Informatikkenntnisse anzueignen, die sie nicht 
einfach intuitiv zusammenklicken können.

Viele Grüsse, Theo






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