Kein DocX in Bundestag - Vierter Entwurf

theo.schmidt at wilhelmtux.ch theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Mo Sep 19 05:12:10 UTC 2011


Am 18.09.2011 13:24, schrieb Tom Kazimiers:
...
> Der Entwurf liest sich sehr flüssig und bringt alle wesentlichen Sachen
> rüber -- super! Nur finde ich, dass der letzte Satz zu viel offen lässt:
>
>      "Zwar existieren auch hier einige der Nachteile von OOXML, aber sie
>       sind wesentlich geringer."
>
> Welche Nachteile sind das? Auf diese einzugehen ist vermutlich zu viel
> für das Dokument, aber vielleicht findet man da noch eine Referenz.
> Hätte ich über so etwas zu entscheiden, wären natürlich auch diese
> Nachteile für mich relevant und so wäre da vielleicht ein
> weiterführender Link angebracht.

Wenn du versuchst ein mit Programm X erstelltes ODT-Dokument mit 
Programm Y zu lesen oder bearbeiten ergeben sich ähnliche Probleme wie 
mit DOCX obwohl vielleicht weniger gravierend. Aber komplexe Layouts 
werden z.B. nicht erhalten, wie Tests der Computer-Zeitschriften immer 
wieder zeigen.

Pro-Linux.de machte auch einen Test
http://www.pro-linux.de/artikel/2/1503/1,beispieldokument.html
und schreibt sogar:
"Als Fazit kann man festhalten, dass ODF zwar ein freies und 
standardisiertes Dokumentenformat ist, aber zum Dateiaustausch genauso 
viel taugt wie Microsofts DOC bzw. DOCX. Wer (einigermaßen) sicher sein 
will, dass sein Dokument beim Empfänger so aussieht, wie er es bei sich 
entworfen hat, sollte dieses als PDF speichern/exportieren/drucken und 
so verschicken."

Das heisst, leider, dass alleine wegen der technischen Umsetzung, zur 
Zeit kein grosser Vorteil von ODF gegenüber OOXML besteht. Wenn z.B. die 
Forderung bestünde, dass im Bundestag sowohl die Programme Open Office 
wie auch Abiword verwendet werden sollten, sähe es wohl nicht gut aus.

In der Praxis sind die Probleme allerdings wohl kleiner, weil sehr viele 
Leute für ODF Varianten von Open Office oder Libre Office verwenden, 
während für OOXML die Variation der Programme grösser sein dürfte. Z.B. 
habe ich ein DOCX, mit MS-Office für Mac erstellt, das ich mit Libre 
Office nicht öffnen kann. Ich kann es allerdings als Zip-Archiv öffnen 
und den Text extrahieren. Oder ich bekomme immer wieder DOC(X)-Dateien, 
die sich zwar öffnen lassen, aber Formularfelder enthalten, die in Libre 
Office kaum zu gebrauchen sind, selbst nach einer Umspeicherung.

Aber bei unserem Text geht es ja nicht nur um die derzeitige technische 
Umsetzung, sondern um das grundsätzliche Prinzip.

Viele Grüsse,
Theo



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