Zensur? Nee (Ist: OpenPGP Zertifikatsserver)

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Mo Mai 30 08:07:43 UTC 2011


Hallo Michael.

Am 2011-05-30 09:48 schrieb RA Stehmann:
> Die Technik, die es Dir in Deutschland ermöglicht, von Dir als
> berechtigt und legitim empfundenen Aufforderungen von Gerichten oder
> Betroffenen nachzukommen, kann in anderen Ländern zu ganz anderen
> Zwecken eingesetzt werden.

Nein, das ist ein grundlegender Trugschluss.

Wir reden hier nicht davon, dass es eine Infrastruktur gibt, die
weltweit eingesetzt wird und die wir um so etwas erweitern könnten.

Es geht hier um freie Software, die dezentral installiert und betrieben
wird. 

Wenn ein (Schurken-)Staat einen Keyserver zensieren will (was immer das
bedeuten soll), dann kann er diesen Patch auch grade noch selbst
erstellen lassen, die Verfügbarkeit einer fertigen Software-Lösung ist
hier sicherlich nicht der Hinderungsgrund.

Wer seinen Server in einem Staat betreibt, der für solche Zensur (was
immer das bedeuten soll) anfällig ist, kann ja diese Funktion aus
seiner Instanz heraus patchen, wenn er dies nicht unterstützen möchte.


> Daher mein Anliegen zensurresistente Lösungen zu entwickeln, die
> natürlich auch in Deutschland dann den Nachteil haben, zu
> verunmöglichen oder zumindest sehr zu erschweren, hier ungesetzliche
> Inhalte zu löschen. Dem Richter kann dann entgegen gehalten werdn,
> dass zum Unmöglichen niemand verpflichtet ist (alter römischer
> Rechtssatz, s.a. § 275 Absatz 1 BGB).

Hier geht die Diskussion ja recht abgedreht in eine komische Richtung.

Lass uns mal resummieren was schlimmstenfalls passieren kann wenn jemand
einen Keyserver "zensieren" will: Ein argloser Benutzer erhält einen
Public-Key nicht (von diesem Server), den er vielleicht bräuchte um eine
Signatur zu prüfen oder eine verschlüsselte Mail zu schreiben.

Da es sich um ein dezentrales Netz mit heterogener freier Software
handelt, ist die Gefahr (die "Zensur") aber lokal auf diese eine
Instanz beschränkt. Der Benutzer kann (sofern er das Problem erkennt)
einen anderen Server nutzen oder gleich auf andere Wege des
Schlüsseltauschs ausweichen.

Für wirklich sensible Dinge, für politisch unterdrückte Menschen oder
ähnliches, wird ein Key-Austausch wohl eher direkt ohne Keyserver
passieren. Und der ist auch weiterhin möglich.


"Zensur" ist ja nicht, wenn am Kiosk zusätzlich zum normalen Angebot
eine zweite BILD-Zeitung liegt die auf Berichte über bestimmte
unprominente Personen gezielt verzichtet.


> Bedenkt man die Notwendigkeit der freien Meinungsäußerung für eine
> Demokratie und die Notwendigkeit der Demokratie für den Schutz der
> Menschenrechte und den Frieden, dann ist es IMO ein zu erbringendes
> Opfer, Straftaten, die mittels des Internets begangen werden, auf
> andere Weise zu bekämpfen als durch die Einrichtung oder Förderung
> einer Zensurinfrastruktur.

Richtig. 
Aber was hat das mit dem Thema zu tun?


> 2. Ein Keyserver dient bekanntlich der Möglichkeit vertraulicher
> Kommunikation

Nein, ein Keyserver ermöglicht gar nichts, er ist nur ein
Komfortmerkmal für eine Aktion (Schlüsseltausch) die man auch ohne
jegliche Komplikationen auf anderem Weg machen kann (Publishing auf der
Website, persönlicher Austausch, ...).

Gruß, Bernd

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