Gewohnheiten (was: FoeBud nutzt proprietäre Software)

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Di Mai 10 08:49:02 UTC 2011


Hallo,

On Thu, Apr 21, 2011 at 01:41:40PM +0200, Leena wrote:

> So einfach und benutzerfreundlich ist es eben doch noch nicht. Ich
> habe schon öfters gehört, dass Ubuntu zwar in der Alltagsanwendung
> schon sehr einfach geworden ist, aber sobald man ein Level tiefer
> muss, wird es schon wieder sehr kompliziert. Ich muss sehr oft eine
> Konsole benutzen.

Kann ich aus meinen Erfahrungen nicht bestätigen. Die Sachen, für die
man bei Ubuntu auf die Kommandozeile muss, sind allermeistens Sachen,
die unbedarfte Anwender auch unter Windows nicht alleine machen
könnten...

> Natürlich kann man darauf mit Stallmanns Argument antworten, dass man
> für die Freiheit halt auch arbeiten muss. Aber wie ist das z.B. mit
> einem Menschen, wie padeluun, der seine gesamte Zeit für den Kampf für
> die Freiheit (eben an anderer Stelle) einsetzt? Soll er nicht mehr
> dazu kommen, die Freiheit Statt Angst Demo zu organisieren, weil er
> gerade sein Ubuntu einrichtet?

Sowas sollte er am besten gar nicht selbst machen :-)

Aber im Grunde stimme ich Deiner Sicht zu: Manchmal muss man andere
Prioritäten setzen -- und bei padeluun zum Beispiel sehe ich absolut
ein, dass andere Sachen wichtiger sind.

Allerdings begibt man sich mit der Diskussion über Effizienz generall
auf gefährlich Grund: Denn im Prinzip kann jeder das Argument bringen,
dass er mit proprietärer Software angeblich besser Arbeiten kann...

Daher möchte ich Wert legen auf das *angeblich* (denn meist ist es mehr
subjektive Empfindung als objektive Probleme), und auch auf das besser
*Arbeiten* können -- was keinesfalls heißen muss, dass die Software an
sich tatsächlich besser ist! Meist ist sie einfach nur gewohnter.

Im Prinzip haben schon andere in diesem Thread darauf hingewiesen; aber
ich finde diesen Aspekt sehr wichtig, und möchte daher nochmal ganz
explizit darauf eingehen: Du bringst immer wieder die Ansicht zum
Ausdruck, dass bestimmte proprietäre Programme den freien technisch weit
überlegen sind. Das stimmt sicherlich in einigen Fällen; tendenziell
scheint es mir aber arg übertrieben. Die freien Programme sind oft nicht
schlechter (zumindest in einem Maße, das nennenswert die Produktivität
beeinflusst), sondern einfach nur *anders*.

Photoshop ist dafür das Standardbeispiel schlechthin. Natürlich fehlen
GIMP einige Features -- die allerdings die meisten Leute in der Regel
gar nicht betreffen. Woran sich die Leute wirklich stören, ist die
ungewohnte Bedienung. Ich sage bewusst ungewohnte, nicht schlechte: Denn
während Photoshop-Anwender, die Mal GIMP probieren, in der Regel
überhaupt nicht damit klarkommen, habe ich von Leuten, die beides
wirklich kennen, schon öfters die Ansicht gehört, dass man die meisten
Sachen mit Beiden gleich gut machen kann -- nur eben auf anderem Wege,
mit anderen Bedienkonzepten. Den meisten Photoshop-Anwendern fehlt
einfach nur die Motivation zum Umlernen.

Ich hege die Vermutung, dass es sich bei Deiner Videoschnitt-Software
ähnlich verhält...

Ich möchte damit die Schwierikeiten beim Umstieg nicht kleinreden.
Natürlich ist Umlernen immer sehr frustrierend: Die Anwendung verhält
sich anders, als man es gewohnt ist; und man wird mit neuen
Unzulänglichkeiten konfrontiert (während man sich an die des anderen
Programms längst gewohnt hat) -- aber man darf dabei nicht vergessen,
dass die Frustration eben hauptsächlich auf das Umlernen zurückgeht,
nicht auf die freie Software selbst. (Genau darum ging es ja auch in der
Diskussion um padeluuns Äußerungen bei der Demo...)

Natürlich kann und sollte freie Software noch viel besser werden, um
allgemein attraktiver zu sein. Das liegt allerdings in der Verantwortung
der Entwickler und UI-Designer der jeweiligen Projekte. Für die FSFE
stellt sich eher die Frage, wie wir die Leute besser motivieren können,
sich auf den Wechsel (samt der Umstellungsschwierigkeiten) einzulassen?

-antrik-



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