Zielgruppen (was: Der ewige Glaubenskrieg)

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Di Mär 15 14:32:28 UTC 2011


Hallo,

On Tue, Mar 15, 2011 at 07:49:59AM +0100, Bernd Wurst wrote:
> Am Montag, 14. März 2011, um 15:06:10 schrieb olafBuddenhagen at gmx.net:

> Damn, ich wollte doch nicht dass hier über sowas diskutiert wird.

Sorry, ich finde die Diskussion wichtig.

> Es war doch schon immer so: Gnome orientierte sich an der Usability
> von MacOS, KDE an der von Windows.

Das stimmt zwar in einigen speziellen Punkten; ich finde es aber nicht
hilfreich, das zu pauschalisieren. (Zumal sich Windows und MacOS IMHO eh
nicht viel nehmen...)

Der wesentlich relevantere Unterschied ist, dass sich KDE mehr an
Bastler wie Dich richtet, die Alles verstellen wollen; während GNOME ein
möglichst einfaches System bieten will für Leute, die selten was an den
Defaults ändern.

Sicherlich werden Leute, die schon bei Windows an allem herumrumspielen,
mit KDE eher glücklich werden. Das sind aber die Leute, die eh selbst in
der Lage sind, das für sie interessanteste System zu finden und zu
installieren. Die Leute, die man and der Hand nehmen muss, sind dagegen
klar in der GNOME-Zielgruppe.

(Ich empfinde die Benutzerführung und das Design von GNOME zudem
insgesamt als runder -- wohl durch den erheblich größeren kommerziellen
Einfluss... Das mag für Bastler nicht relevant sein; vielleicht nichtmal
auffallen -- aber für den weniger bedarften Nutzer ist sowas wichtig.)

> Ich finde nicht, dass es einen Kamm gibt, über den man alle Anwender
> scheren kann, das optimale UI für alle gibt es nicht.

Richtig. Du bist nun Mal eine andere Zielgruppe als der "typische"
Windows-Umsteiger. Trotzdem gibt es aber einen Mainstream, zu dem die
meisten Umsteiger gehören; und Bastler wie Du (und ich) sind in der
Minderheit, abseits vom Mainstream.

> Wer von Windows umsteigt wird Gnome am Anfang extrem skeptisch
> gegenüber stehen. Und dazu reicht es schon aus dass die Haupt-Leiste
> oben ist (was man auch nicht ändern sollte, sonst wird's merkwürdig).

Bei solchen Kleinigkeiten kann man sich sehr schnell umgewöhnen. Wer
dazu nicht bereit ist, ist IMHO eh ein hoffnungsloser Fall.

Bei grundlegenderen Bedienkonzepten bewegen sich weder GNOME noch KDE
weit weg von den Windows-Gewohnheiten.

(Was für mich persönlich ein Grund ist, weder das Eine noch das Andere
wirklich zu benutzen...)

> > GNOME ist auch das, womit es die meisten Umsteiger zu tun haben. Ich
> > denke daher dass es wenig sinn hat, etwas Anderes in diesem
> > Zusammenhang zu diskutieren.
> 
> Ich glaube nicht, dass Gnome das ist womit die meisten Umsteiger zu
> tun haben. Das mag sich im Zuge der KDE-4-Einführungs-Katastrophe
> evtl. geändert haben, vorher war das definitiv (in meinem Umfeld)
> nicht so, Gnome war da das absolute Nischenprodukt.

Ja, das war (hierzulande) Mal so. SuSE war die
Standard-Einsteiger-Distribution, und SuSE hat voll auf KDE gesetzt.

Das ist aber längst Vergangenheit. Ubuntu ist bei privaten
Desktop-Nutzern heutzutage mit großem Abstand dominierend -- und das
bietet nun Mal standardmäßig GNOME. Die "alten Hasen", die mit SuSE
angefangen haben, werden sich öfters noch bewusst für Kubuntu
entscheiden; aber Neueinsteiger nehmen fast immer das "normale" Ubuntu.

Ich kenne kaum noch Leute, die KDE benutzen...

> > (Ich glaube viele Migrationsprojekte im privaten Umfeld scheitern
> > auch daran, dass Geeks oft anderen Leuten blind ihre eigenen
> > Lieblingsprojekte aufdrücken wollen. Wir hatten hier bei der LUG
> > eine Nutzerin, der jemand Gentoo angedreht hatte -- WTF?!)
> 
> Das ist dann egal, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass der Geek
> als Admin für sämtliche Admin-Tätigkeiten zur Verfügung stehen muss.
> Der User der nur User sein will, dem kann es egal sein welche
> Distribution er nutzt. Das wird erst interessant wenn er selbst
> Programme installieren und updaten will.

Das stimmt nur teilweise. Ubuntu zum Beispiel legt viel Wert darauf,
alles so einzurichten, dass der Admin eigentlich nur bei Fehlern oder
speziellen Wünschen benötigt wird. Das ist defininitiv nicht bei allen
Distributionen der Fall...

Hinzu kommt, dass User mit einen Nischensystem alleine dastehen, wenn
der ursprüngliche Admin nicht zur Verfügung steht. Mit Ubuntu findet man
viel eher Hilfe von Anderen.

Die Bemerkung bezog sicht außerdem nicht nur auf Distributionen, sondern
auch auf Desktops und Anwendungen -- wo die Wahl ganz klar darüber
entscheidet, wie der Umsteiger freie Software wahrnimmt...

-antrik-



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