Solothurn [war: Re: Schweizer Bundesamt feiert Migration von Opensource-Platform zu Windows 7]
Theo Schmidt
theo.schmidt at wilhelmtux.ch
So Mär 13 17:37:59 UTC 2011
Markus Fischer schrieb:
...
> Im Kanton Solothurn, der sich im Desktop-Bereich ebenfalls von der
> "Linux-Strategie" verabschiedet hat, kommen die kritischen Stimmen
> auch von Parlamentariern der grünen Partei.
>
> Es ist zu einfach, dies an Parteigrenzen festzumachen.
...
> http://www.so.ch/fileadmin/internet/parlament/pdf/protokolle/2010/101215-v1.pdf
Ich hatte regen Mailverkehr mit den Grünen Solothurn, da ich selber Mitglied der
Grünen bin, aber meine Sache offenbar schlecht gemacht. Es scheint sie begreifen
es nicht. Überhaupt ist es schwierig mit FOSS und den Grünen in der Schweiz: ich
bekomme nie so viele DOCX-Sachen wie von sehr grünen Grünen.
Wilhelm Tux hat viel Zeit in diese Sache investiert, aber offenbar nicht viel
erreicht. Unsere Analyse mit allen öffentlich zugänglichen Infos hier (Stand vom
letzten Jahr): http://wilhelmtux.ch/index.phtml?PID=71&MID=1
Der Kanton Solothurn hat gemauert wo es nur geht, mit Closed Source gibt es auch
Closed Minds. Die erwähnte Expertenstudie wird unter Verschluss behalten, obwohl
sich der Kanton zum Öffentlichkeitsprinzip bekennt. Schon nur eine Anfrage
deswegen brachte mir Beleidigungen des Datenschutzverantwortlichen. Wir hätten
sie verklagen müssen, aber dazu fehlt uns die Energie und funktioniert hätte es
wahrscheinlich nicht.
Die Good News ist, dass es nun belegt ist, dass eine Linux-Umgebung von Anfang
an günstiger ist als eine Windows-Umgebung, und nicht erst nach Jahren, wie
immer behauptet wurde.
Das Debakel des Kantons hat wenig mit Software zu tun, sondern viel mit falschen
Erwartungen und Personen-Konflikten. Regierung und Parlament "bestellten" ein
"80% System", also ein günstiges, nicht perfektes. Genau das lieferte der
damalige IT-Chef Kurt Bader, es funktionierte gut mit einem Linux-Desktop
inklusive virtualisiertem Windows, aber die endgültige Migration zog sich in die
Länge und die Leute mochten das Webmail-System nicht. Er geriet in ein Sandwich
zwischen unzufriedenen Usern und dem Regierungsrat (der das Linux-System
offenbar selber gar nicht benutzte) und äusserte sich ein bisschen pointiert in
der Öffentlichkeit, was ihn die Stelle kostete. Offenbar hielten seine Kollegen
nicht zu ihm, hatten vielleicht auch Angst um ihre Stelle. Bader war immer
auskunftsfreudig und informierte offen, wie sich das für jemanden gehört, der
mit FOSS zu tun hat. Ich habe versucht mit dem jetzigen IT-Chef zu sprechen,
aber er verweigerte jede Auskunft. Mit Bader aus dem Weg, haben die
Microsoft-Fans freie Hand, koste es was es wolle, und das Parlament hat die Nase
voll, begreift die politischen Aspekte nicht und will einfach Ruhe. Da die
Schweiz viel zu viel Geld hat, ziehen die finanziellen Aspekte auch nicht.
Theo Schmidt
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