Schweizer Bundesamt feiert Migration von Opensource-Platform zu Windows 7

Henry Jensen hjensen at gmx.de
Sa Mär 12 00:04:52 UTC 2011


On Fri, 11 Mar 2011 23:22:19 +0100 Markus Fischer <mf at fsfe.org> wrote:

> Nein, ich glaube wir müssen den Fakt anerkennen und eingestehen müssen,
> dass wir uns Mühe geben müssen, den Enduser ins Boot zu nehmen.
> 
> Ich versuche in meiner täglichen Arbeit Kleinunternehmen
> und Endbenutzer für freie Software zu begeistern...es ist
> extrem schwierig. Nicht weil die Software fehlt, sondern
> weil die Leute das Gefühl haben, dasselbe zu haben zu müssen
> wie die "Anderen"...!

Ja, es ist extrem schwierig. Für die meisten Menschen ist der Computer
nur ein Werkzeug, wie ein Telefon, ein Videogerät oder ein Auto. Warum
Software frei sein sollte erschließt sich ihnen nicht - es ist für sie
eine abstrakte Diskussion.

Bei anderen Produkten mit ethischem Anspruch, wie z. B. "Fair Trade"
oder "Bio"-Produkten ist es einfacher zu erklären (mal ganz abseits
davon, ob sie wirlich ethisch besser sind). Und selbst wenn der
einzelne die Argumente einsieht erklärt er, dass er angesichts der
Übermacht der proprietären Software nichts machen kann.

Hinzu kommt, dass die Leute kompatibel zu anderen bleiben wollen. Das
fängt bei proprietären Dateiformaten an und setzt sich fort bei
proprietären Protokollen. Erklär den Leuten mal, dass sie zu ihren
Freunden und Verwandten in aller Welt besser keinen Kontakt über MSN
oder Yahoo Messenger aufbauen sollen (die freien Programme für diese
Protokolle sind allenfalls ein Notbehelf) - spätestens da winken sie ab.

Selbst im unmittelbaren Umfeld der Freien Software Szene ist
proprietäre Software nach meinen Eindrücken immer öfter anzutreffen.
Keine "Open Source" Veranstaltung auf dem nicht haufenweise MacBooks zu
sehen sind. Bedenken gegen proprietäre Software auf GNU/Linux-Systemen
werden als "ideologisch" gebrandmarkt.

Die größte Chance für freie Software sich auf breiter Basis beim
Enduser durchzusetzen sehe ich derzeit bei Android, welches aber auch
nicht vollkommen frei ist. Aber auch da ist aus meiner Sicht noch nicht
ausgemacht, ob am Ende nicht proprietäre Software (Windows Phone, iOS)
das Rennen machen wird, auch wenn Android jetzt in den USA die
Marktführerschaft hat. Im mittelbaren Umfeld (Bekannte, S-Bahn, etc.)
sehe ich zumeist iPhones oder Systeme mit Windows Phone 7, von Plakaten
und im Fernsehen schreit mir die MS-Werbung entgegen, Android-Werbung
sehe ich nicht wenn ich nicht explizit danach suche. Von daher bin ich
auch vorsichtig, mit Blick auf das, was im Netbook-Markt passiert ist.
Die ersten Netbooks gab es fast ausschließlich mit GNU/Linux, versuch
mal jetzt eine Netbook ohne Windows 7 Starter zu bekommen.

Daher bin ich im Hinblick auf den Enduser-Markt der Meinung, dass wir
auf absehbare Zeit eine kleine (erleuchtete) Minderheit bleiben werden.

Auch auf dem Servermarkt ist die gute Stellung von GNU/Linux nicht
absolut sicher. Bei der Suche nach IT-Stellen im Bereich
Netzwerkadministration werden gefühlt 90% MS-Server-Spezialisten
gesucht. GNU/Linux-Kenntnisse werden allenfalls manchmal als
"nice-to-have" angegeben. Bei Kontakt mit IT-Firmen ernte ich immer
wieder Erstaunen, wenn ich ihnen erläre, dass wir in unserem
Unternehmen OpenLDAP nutzen, und kein ActiveDirectory - damit seien wir
ein absoluter Exot, höre ich immer wieder. Auch dass wir kein
Exchange/Outlook nutzen erstaunt Partner und Außenstehende immer wieder.
Proprietäre Spezialsoftware die wir anschaffen müssen setzen fast
selbstverständlich MS-SQL voraus - Unterstützug für PostgreSQL oder
MySQL per ODBC? Fehlanzeige.

Sorry, aber ich bin in den letzten Monaten, auch aufgrund der
Meldungen aus der Schweiz, dem AA und von Nokia pessimistischer
geworden.





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