Richard Stallman sagt Vorträge an israelischen Universitäten ab

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Jun 5 08:54:04 UTC 2011


olafBuddenhagen at gmx.net schrieb:
> On Mon, May 30, 2011 at 10:52:11AM +0200, Henry Jensen wrote:
> 
> > Persönlich denke ich, Stallman hätte hier konsequenter sein und die
> > gesamte Reise absagen sollen. So bekommt das ganze nun den Anschein,
> > als würde RMS Israel boykottieren. 
> 
> Er hätte also die Palästinenser boykottieren sollen, um nicht den
> Anschein zu erwecken, Isreal zu boykottieren?... Da passt was nicht :-)

Das passt in meinen Augen ganz gut. Es bedeutet, mal ganz salopp
ausgedrückt: Werdet euch erst einmal einig, und lasst mich mit
eurem "Kindergarten" [1] zufrieden.

Nicht nur aus politischer Sicht, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht
ist das sinnvoll. Beispiel: Eine Softwarefirma wird von einem Unternehmen
beauftragt, kann aber keine klaren Anforderungen für die zukünftige
Software zusammentragen, weil sich zwei wichtige Abteilungen nicht einig
werden. In diesem Fall sollte sie den Auftrag besser absagen.

Im konkreten Fall Stallman denke ich zwar nicht, dass das die bessere
Lösung wäre, aber _grundsätzlich_ ist das eine verantwortungsbewusste,
sinnvolle Reakation. Deiner Aussage "Da passt was nicht" kann ich daher
absolut nicht zustimmen.

Bei Stallman liegen die Dinge jedoch anders, weil hier klare Verhältnisse
darüber bestehen, welche Seite ihn beauftragt und seine Reise finanziert
hat. In obiger Analogie hat ihn nicht das ganze Unternehmen, sondern
eine der Abteilungen beauftragt.

Oder, vielleicht als bessere Analogie: Wenn mir ein Auftraggeber ne
Geschäftsreise nach Paris finanziert, und ich nach erledigtem Auftrag
dort noch Urlaub machen möchte, dann ist es doch vollkommen verständlich,
wenn er mir sagt: "Gut, aber dann zahlen Sie die Rückfahrt selbst."
Und wenn ich in Paris _keinen_ Urlaub mache, sondern stattdessen dort
noch einen anderen Auftrag erledige, für einen ganz anderen Kunden,
dann wird die Sache natürlich noch schwieriger. Egal, ob sich diese
beiden Kunden gut verstehen oder nicht: Es ist doch völlig klar, dass
ich das entweder mit beiden koordiniere, oder mich ganz nach demjenigen
richte, der das finanziert.

Daher sehe ich hier den Fehler eher in Stallmans Planung, und nicht in
seiner konkreten Reaktion, als das Problem zu Tage trat.


Gruß
Volker


[1] Hier meine ich "Kindergarten" im umgangssprachlichen Sinn, also
    dass zwei Parteien ihren Konflikt über eine dritte Patei austragen.
    Mir ist leider kein besseres Wort dafür eingefallen. Für Hinweise
    wäre ich dankbar.

    Mir fallen noch andere schlecht passende Worte aus der Nazizeit ein,
    aber _ganz_ so verzweifelt bin ich in meiner Wortwahl dann doch
    nicht. ;-)   (Ja, da war ein Wink mit dem Zaunpfahl!)

-- 
Volker Grabsch
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