StarOffice fuer Linux (was: Libre vs. Open)

Eike Rathke erack at fsfe.org
Fr Feb 18 01:50:48 UTC 2011


moin,

am Dienstag, 2011-02-15 23:33:22 +0100, schrieb Stefan Meretz:

> On 2011-02-15 23:04, Torsten Werner wrote:
> > > am Montag, 2011-02-14 09:43:55 +0100, schrieb Stefan Meretz:
> > >> Ich sehe es als Entwicklungsprozess vom proprietären StarOffice
> > >> zum heutigen LibreOffice, und da war der Guerilla-Hack ein
> > >> wichtiger Schritt. Die Bezeichnung ist nicht von mir, aber sie
> > >> ist treffend: Zunächst hatten StarOffice-Mitarbeiter es zunächst
> > >> vor ihren Chefs geheim gehalten, dass sie StarOffice auf
> > >> GNU/Linux zum Laufen brachten, bevor die Firma das Potenzial
> > >> erkannte
> > > 
> > > Schoenes Maerchen, wo hast du das denn her?
> > 
> > das kenne ich auch genau so, also nichts mit Märchen. Natürlich ist
> > es nicht einfach, nach so langer Zeit noch zuverlässige Belege zu
> > finden.

Ich war damals einer der "Guerilleros".. es stimmt, dass es als
"Guerilla-Hack" angefangen hat, aber nicht dass es zum Laufen gebracht
wurde waehrend dies vor "den Chefs" geheim gehalten wurde, es ist nur
ein kleiner Funken Wahrheit im Mythos. Es stimmt allerdings auch, dass
es nicht so einfach ist, nach so langer Zeit noch zuverlaessige Belege
zu finden, auch memory tracking wird schwierig ;-)


> Wenn ich mich recht erinnere gab's damals einen Artikel in der iX oder 
> der c't, aber ist schon ungefähr ewig her. Mit Fleiss sollte sich das in 
> einer Bibliothek recherchieren lassen. Ich habe zwei Kandidaten:
> http://www.heise.de/artikel-archiv/ix/1996/9/92_kiosk

Der liegt mir vor und wird vermutlich der von dir gemeinte sein. Hab ich
glatt 1,50 investiert. Der Artikel ist im Nachhinein zumindest fuer mich
als Beteiligten nochmal interessant, fuehrt er doch auf und fasst etwas
zusammen mit welchen compiler- und anderen Macken der damalige
Linux-port zu kaempfen hatte.. Kult sozusagen ;)

Kalle war in der StarView Unix-Entwicklung und der Artikel gibt es recht
treffend wieder. Zitate:
 
| [...1994...] "Ein noch inoffizielles Projekt wurde im Hause von Star
| Division gestartet. Voller Enthusiasmus verlief das `Linux-Projekt'
| zunächst konspirativ, woran sich fast eineinhalb Jahre nichts ändern
| sollte."

Konspirativ im eigentlichen Sinn "in einer Absicht zusammenkommend",
"einig zusammenwirkend", dass wir (3 Interessierte) einfach in unserer
Freizeit einen port anfingen, auf einem privaten Rechner des
Netzwerk-Admins ... "geheim" ja, soweit ich mich erinnere hatten wir das
auch firmenintern nicht an die grosse Glocke gehaengt.

| [...1995...] "Die Unix-Entwicklungsabteilung bestand nun beinahe
| ausschließlich aus Linux-Anhängern. Doch blieb das Linux-Office, wie es
| inzwischen hieß, weiterhin ein privates Projekt von einigen wenigen
| Interessierten. Glücklicherweise stand der damalige Leiter der
| Unix-Entwicklung dem Projekt aufgeschlossen gegenüber, so daß die
| Entwickler sich nicht völlig konspirativ verhalten mußten."

In dem Jahr war ich nur zeitweilig aktiv in dem Projekt involviert,
spaeter als "menschliche Ressource" (s.u.) wieder mehr. Es dauerte
jedenfalls noch eine ganze Weile bis irgendwas zum Laufen gebracht
wurde. "Geheimhaltung" kann es da nicht viel gegeben haben. Im
Gegenteil, rund um und aus de.comp.os.linux.* heraus wurde Star Division
sogar vorgeworfen, alles schon fertig zu haben und zurueckzuhalten..
kurios. Ein Freizeitprojekt war es immer noch, bis die externen Anfragen
und die interne Ueberzeugungsarbeit zu folgendem fuehrten:

| "Am 28. September 1995 gab Star Division folgende Pressemitteilung
| heraus: `Star Division plant, im 1. Halbjahr 96 StarOffice 3.0 auch für
| Linux (auf Intel-Rechnern) zur Verfügung zu stellen.' Damit waren wir
| von einem Hobbyprojekt zu einer offiziell unterstützten Plattform
| geworden! Jetzt konnten wir sowohl menschliche Ressourcen als auch
| Hardware für Linux (m)allozieren, und aus dem unter dem Tisch
| versteckten 486DX33 wurden zwei P120, die in unser Netz eingebunden
| waren."

Vielleicht klaert das einiges.

  Eike

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