Elopocalypse: Warum der Nokia-Microsoft-Deal ein herber Rückschlag für freie Software i.a. ist

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Do Feb 17 10:53:53 UTC 2011


Hallo,

On Mon, Feb 14, 2011 at 12:44:05AM +0100, micu wrote:

> [...] aber Android kann eines nicht leisten wozu MeeGo in der Lage ist
> / gewesen wäre: Ein Device- übergreifendes freies Software-Ökosystem
> zu etablieren.

Android bieten kein übergreifendes Ökosystem zwischen klassischen PCs
und Smartphones/Tablets -- aber ist das wirklich so relevant?... Für
kleine Touchscreens braucht man nun Mal andere Programme als für
klassische PCs mit großem Bildschirm und richtiger Tastatur.

Klar wäre eine gemeinsame Infrastruktur wünschenswert. Ich finde es ja
auch schade, dass mit Android ein größtenteils neuerfundenes (und
entsprechend grottiges) System Verbreitung gefunden hat. Während das für
Leute wie uns ein erhebliches Ärgernis ist, halte ich es aber für keinen
allzu großen Rückschlag für freie Software im Allgemeinen.

> Alberto Mardegan, ein Nokia- Entwickler, schreibt: "MeeGo is ready,
> it's not an R&D project"

Sorry, aber ich glaube diese Einschätzung ist Realitätsfern. MeeGo mag
grundlegend funktionsfähig sein, aber es ist noch bei Weitem nicht
ausgereift. Und das Ausreifen dauert dummer Weise wesentlich länger als
die anfängliche Entwicklung -- eine Tatsache, die Entwickler
grundsätzlich übersehen. (Und auch die meisten Manager...)

Nokias großer Fehler war, dass sie mit Maemo jahrelang auf ein ziemlich
geschlossen System gesetzt haben. Das Umschwenken auf das wesentlich
offenere MeeGo war im Grunde ein guter Schritt -- aber viel zu spät: Den
ganzen Vorlauf, den sie bei Maemo hatten, haben sie damit größtenteils
verschenkt. MeeGo braucht wahrscheinlich mehrere Jahre, um zu Android
und Apple aufzuholen.

Man darf hier auch nicht vergessen, dass das GNU/Linux-Ökosystem zwar
für Server, und mittler Weile auch für Desktops, recht ausgereift ist;
aber Telefone noch weitgehend Neuland sind. Das hat auch schon OpenMoko
tragisch unterschätzt.

Folglich finde ich auch Deine Verschwörungstherie unrealistisch:

> Es wird jedenfalls immer deutlicher, dass es Microsoft bei diesem Deal
> wohl gar nicht erster Linie darum ging, sein Mobilbetriebssystem noch
> auf ein paar Smartphones mehr zu bekommen; sondern vor allem darum,
> dem GNU+Linux-/FS-Ökosystem (v.a. im Endnutzerbereich) eine gehörige
> Breitseite zu verpassen

Angesichts der Position von MeeGo halte ich das für sehr weit hergeholt.
Selbst mit Nokias voller Rückendeckung hätte es Jahre gebraucht, um sich
neben Apple und Android unter den dominaten Systemen zu etablieren --
wenn überhaupt jemals. Ich glaube nicht, dass Microsoft (oder irgendein
anderer Anbieter) es auf absehbare Zeit als ernsthafte Bedrohung
empfunden hat.

Das Problem für Microsoft sind Apple und Android. Die Unterstützung
eines großen Geräteherstellers war für Microsoft hier extrem wichtig.
(Und in diesem Sinne bin ich durchaus bereit zu glauben, dass die
Positionierung von Elop ein gezieltes Manöver war...) Welche anderen
Nischensysteme nebenher noch eingestampft werden, dürfte sie dagegen
eher wenig interessieren.

-antrik-



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