[FSFE PR][DE] Geleakte Dokumente: Strategiewandel im Auswärtigen Amt entgegen Empfehlung

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Mi Feb 16 16:52:19 UTC 2011


= Geleakte Dokumente: Strategiewandel im Auswärtigen Amt entgegen Empfehlung =

Berlin, 16.02.2011 - 17:50 - Das Auswärtige Amt macht eine 180 Grad
Wende und stellt von GNU/Linux auf Microsoft Windows um. Bereits am
Mittwoch Abend zitierte die Süddeutsche Zeitung [1] aus internen
Unterlagen des Auswärtigen Amts, die dies bestätigen. Vor wenigen
Minuten veröffentlichte das Politik-Blog Netzpolitik.org interne
Dokumente des Auswärtigen Amtes mit weiteren Hintergründen zu dem
Strategiewandel im Auswärtigen Amt [2].
 
"Die Bundesregierung verstellt der Öffentlichkeit den klaren Blick auf
den Strategiewandel im Auswärtigen Amt. Es ist zu bezweifeln, dass
ernsthaft versucht wurde die Freie-Software-Strategie im Auswärtigen Amt
umzusetzen", so Matthias Kirschner, Deutschlandkoordinator der FSFE.
Dabei zeichnet sich ein bekanntes Muster ab: Viele "beratende"
Unternehmen profitieren überdurchnittlich bei proprietärer Software und
verfolgen daher bei Einführung Freier Software eine Strategie des
doppelten Bodens. Zunächst wird bei dem "Versuch" der Umstellung
beraten. Dann bei der Abkehr von dem "Versuch" und der "Rettung" über
das proprietäre Standardportfolio. Die Kosten dafür tragen in der
öffentlichen Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger. Darüberhinaus wird
die lokale Wirtschaft geschädigt, die nur bei anbieterunabhängiger
Freier Software wirklich gleichbereichtigt mitbieten kann.

"Es steht nun zu befürchten, dass das Auswärtige Amt seinen
Verpflichtungen zur Unterstützung von ODF im Austausch mit der
Bundesverwaltung nicht mehr genügen kann, da es noch immer erhebliche
Defizite in der Unterstützung bei Microsoft gibt. Die Abstellung auf
Microsoft Office erzeugt zudem die Gefahr, in die OOXML-Falle zu
rutschen: Unter diesem Namen gibt es verschiedenste untereinander
inkompatible binäre Dateiformate. Allerdings ist das durch die ISO
angenommene Format bisher noch in keiner Anwendung implementiert. So
erhält der Preis zum Document Freedom Day 2008 [3] im Nachhinein eine
traurige Note," so Kirschner weiter.


== Geleakte Dokumente: ==
 
- Hausmitteilung von Dr. Michael Groß (Referatsleiter IT) an alle
  Mitarbeiter wurde Ende 2010/Anfang 2011 [4]
- Auszug aus einem 300 Seiten umfassender Bericht zur Bewertung der
  Freien-Software-Strategie, die das Auswärtige Amt im Jahr 2009 bei
  McKinsey in Auftrag gegeben hat [5]


== Weitere Verweise ==
 
- Kleine Anfrage der SPD zum "Sachstand zur Nutzung von 'freier
  Software' im Auswärtigen Amt und weiteren Bundesbehörden" [6] und die
  Antwort der Bundesregierung [7]


  1. http://www.sueddeutsche.de/digital/auswaertiges-amt-ende-einer-it-revolution-westerwelle-beerdigt-linux-1.1060734
  2. http://www.netzpolitik.org/2011/interne-dokumente-des-auswartigen-amtes-zur-anderung-der-open-source-strategie/
  3. http://mail.fsfeurope.org/pipermail/press-release-de/2008q1/000124.html
  4. http://www.netzpolitik.org/wp-upload/AAmt-1-Organisationsuntersuchung-20091211-Mitarbeiterunterric.pdf
  5. http://www.netzpolitik.org/wp-upload/AAmt-1-Organisationsuntersuchung.pdf
  6. http://www.oliver-kaczmarek.de/wp-content/uploads/1704567.pdf
  7. http://www.oliver-kaczmarek.de/wp-content/uploads/KA-17_4567.pdf


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