Technologiewechsel (was: Der Administrationsaufwand ist bei Windows geringer)

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Di Aug 30 12:05:09 UTC 2011


Hallo,

On Mon, Jun 20, 2011 at 10:07:54AM +0200, Thilo Pfennig wrote:

> Das wirkt zur Zeit alles sehr chaotisch - auch die
> Linukernel-Entwicklung sehe ich (als Anwender) sehr kritisch. Da
> wurden in den letzten 10 Jahren viel zu oft Konzepte umgeworfen.
> Insbesondere was das Handling von Devices angeht. Oder bei den
> Firewalls.

Schlechtes Beispiel: Bei den Firewalls wurde seit über zehn Jahren nix
mehr umgeworfen :-) (Ja, 2.4 samt iptables ist schon über zehn Jahre
alt...)

Grundsätzlich hast Du natürlich recht: Bei GNU/Linux und den freien
Desktops wird viel experimentiert. Allerdings lässt sich das auch nicht
wirklich vermeiden. Bei der Grundfunktionalität konnten GNU und Linux
auf 20 Jahre UNIX-Geschichte zurückblicken; große Experimente waren
nicht mehr nötig. (Wobei GNU ja mit Hurd trotzdem ein Experiment gewagt
hat... Aber das eine andere Geschichte :-) ) Bei Sachen wie Hotplugging
und modernen Desktop-Umgebungen gibt es hingegen im UNIX-Umfeld keine
Vorbilder -- GNU/Linux und die freien Desktops sind hier Vorreiter.

Man könnte natürlich argumentieren, dass diese Sachen erst auf
Endanwender losgelassen werden sollten, wenn sie halbwegs ausgereift
sind... Aber das funktioniert in der Praxis nicht, denn die Anwender
*verlangen* nach diesen Features; und außerdem kann man erst wirklich
beurteilen, wie gut etwas funktioniert, wenn es im breiten Einsatz
ist...

Windows war hier etwas im Vorteil, weil sie einfach früher mit diesen
Sachen angefangen haben, und daher nicht so unter Druck standen. Ich
denke aber dass die freien Systeme in den allermeisten Aspekten mittler
Weile mehr oder weniger gleichgezogen haben, und damit in Zukunft
genauso gut positioniert sind.

> Ich glaube das Problem ist, dass bei Linux viele große Firmen die
> Entwicklung bestimmen - und sich mal einbringen und wieder
> zurückziehen. Wie z.B. Nokia. Die haben ja viele Jahre die
> GNOME-Ausrichtung bestimmt - und nun haben sie sich rausgezogen.

Nokia hat die GNOME-Ausrichtung bestimmt? Das halte ich für ein Gerücht.
GNOME gehört gerade zu den Projekten, an denen *verschiedene* Firmen
beteiligt sind, und daher keine einzelne die Richtung vorgeben kann.
Andere Projekte sind zum Teil problematischer...

> - Das ist anders als bei Firefox.

Nun, ich möchte ungern Mozilla-Bashing betreiben, da es ein enorm
wichtiges Projekt ist; das sehr viel für die Weiterentwicklung und
Durchsetzung von Web-Standards getan hat, und auch jahrelang das
Vorzeigeprojekt für freie Software auf dem Desktop war... Ich sehe aber
beim besten Willen nicht, wie es hier als positives Beispiel genannt
werden kann. Was Organisation angeht, hat Mozilla mich seit seinem
Entstehen immer und immer wieder auf's Neue negativ überrascht :-(

Es ist wahr, dass Firefox die letzten Jahre ein gewisse Art "Stabilität"
bot... Aber auch nur, weil sie mangels Vorbildern Jahrelang nichts an
der Architektur oder Nutzer-Interaktion verbessert haben. Die Folge ist,
dass die Anwender jetzt scharenweise zu Google Chrome wechseln; und bei
Firefox als Reaktion darauf nun erst recht alles Hals über Kopf
umgeworfen wird, beim Versuch wieder den Anschluss zu bekommen...

(Das Traurige daran ist, dass der Extension-Mechanismus -- der immer die
größte Stärke von Firefox war -- einen großen Teil seiner Attraktivität
verliert, da die Extension-Entwickler bei den ständigen Wechseln kaum
noch mithalten können...)

-antrik-



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