Engagement von Microsoft für Open Source > FAQ

Robert Kehl rk23 at fsfe.org
Do Apr 28 21:34:00 UTC 2011


Am 28.04.2011 15:12, schrieb Matthias Kirschner:
> http://msdn.microsoft.com/de-de/openspecifications/ff972649.aspx ?

Selten so gelacht. Da könnte ich zu fast jedem Satz was schreiben: Hier
meine Top 13:

"Wir [...] sind der [...] Ansicht, dass Softwarebenutzer [...] eine
IT-Umgebung erleben werden, die sich aus Open-Source- und
Markenprodukten zusammensetzen wird."

Interessante Sichtweise: OSS ist konträr zu Markenprodukten. Wenn Apache
keine Marke ist, Gnome nicht, Debian, GNU et al., dann stimmt das.

"Darüber hinaus ist uns bewusst, dass Open-Source-Softwarealternativen
eine gesunde Konkurrenz darstellen und so die Chance zur Ergänzung und
Verbesserung von Microsoft-Technologien und -Produkten bieten."

Ohne OSS würden sie dann weiter rumdümpeln wie zu NT-Zeiten? Haben wir
Aero also KDE und Gnome zu verdanken?

Wenigstens ehrlich ist "das Ziel, Windows zur Plattform erster Wahl für
unsere Kunden zu machen, indem wir sicherstellen, dass
Open-Source-Anwendungen noch besser auf und mit unseren Produkten
laufen", wenn auch schwer vermittelbar, dass IIS die geeignete
Webserver- und MSSQL die geeignete DB-Server-Plattform sein sollte, um
OSS laufen zu lassen.

"Laut SourceForge laufen tausende von Fremdanwendungen, darunter mehr
als 350.000 Open-Source-Anwendungen, auf Windows [...]."

Ich nehme nicht an, dass es ein direkter Verdienst Microsofts sei, dass
bspw. Perl, Apache und MySQL auf Windows laufen. Fremde Federn.

"Windows unterstützt auch zahlreiche Hardwaregeräte"

Wow! Unterstütze ich auch.

"Microsoft [...] unterstützt Linux kernel"

Da wüsst' ich zu gerne, wo. Oder ist Hyper-V jetzt ein Umbau von KVM?

Bei "Port 25 [...] ist ein offener Austausch über Linux, Windows und
Open-Source-Interoperabilität möglich, und zwar sowohl in der internen
Open-Source-Community von Microsoft als auch unter Mitgliedern vieler
anderer externer Open-Source-Communities und -Branchen."

Ups - nur dort?

Jetzt aber kommt der Knaller:

"Beschaffen Sie sich die Tools: Laden Sie sich diese kostenlose,
leistungsfähige Entwickler-Software herunter: Microsoft Visual Studio
Express und Microsoft SQL Server Express."

Hey, sind MS VSx und MSSQLx jetzt OSS? Oder geht's nur darum, OSS auf
prorietären Systemen eines Dinos entwickeln zu lassen, um den Fuß in der
immer größer werdenden Tür zu halten?

"Installieren Sie Ihre Open-Source-Webanwendungen mit der Microsoft Web
Platform. Sie bietet das Framework, den Webserver, die Datenbank und die
Tools, die Sie benötigen, um Webseiten und Anwendungen auf Windows zu
entwickeln und zu betreiben."

Übersetzt: Wenn Du schon OSS entwickeln willst, nimm' doch unsere super
Plattformen, die können das alles. Nutz' bloß' keinen Apache,
PostgreSQL, etc. pp.

"Werden Sie Teil der Community: Gewinnen Sie Einblicke und hören Sie
Meinungen von Open-Source-Experten bei Microsoft auf Port 25."

Hier zeigt sich, wie M$ den Begriff "Community" versteht: als
Top-Down-Vorlesung. M$ stellt die Experten, wir "gewinnen" Einblicke,
indem wir den M$-Experten zuhören. Doppel-Wow.

"Veröffentlichen und teilen Sie Ihren Code: Wenn Sie schon mit einem
Projekt begonnen haben, bietet Ihnen Microsoft
Open-Source-Project-Hosting auf CodePlex.com."

Sourceforge.net, alioth.debian.org et al. sind eh' kaum existent, also
schweigen wir sie besser tot. Schließlich haben wir "gegenwärtig 13 000
Open-Source-Projekte von Einzelentwicklern und etwa 500 Projekte von
Microsoft-Mitarbeitern" auf CodePlex.com versammelt. Wahnsinn. 500. Von
M$ selber. 500! Und 13000 von anderen. 13000! Das ist sicher wert, ein
Riesenrenner zu werden - da ist Github NIX gegen, und SF tot.

Hach, jetzt hab' ich mich schon wieder viel zu viel aufgeregt. Ich
glaub', ich installier' jetzt mal ein Windows 3.11 - mit Netzwerk, das
beruhigt so schön. Oder ein AD, da kann ich mich dann stundenlang damit
beschäftigen, das jedes einzelne Objekt einen eineindeutigen Bezeichner
bekommt - selbstredend nicht(!) indentisch mit dem FQDN. Arg.

Mit trotzdem fröhlichem Gruß

Robert Kehl



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